Planung und Bau der Schollbergbefestigung
Im Budget des sogenannten 52-Millionen-Befestigungsprogrammes von 1937 war das Artilleriewerk am Schollberg bereits enthalten. Grundlage bildete dabei das generelle Projekt
des Kurses für Ingenieur-Offiziere im Raum Sargans von 1936, welches ein Kasemattenwerk mit vier 7.5 cm BK vorsah. Eine Neubeurteilung der Bedrohungen und Prioritäten nach
dem deutschen Einmarsch 1938 in Österreich stellte fest "dass die Befestigung des Sarganser Défilés wichtiger ist als die Gotthardbefestigung".
Anfang Mai 1938 traf sich die Befestigungskommission in Bad Ragaz und strich heraus, dass die Nordfront hier besonders wichtig sei. Sie liess sich auch über das Projekt der
Sperre Ansstein - Schollberg orientieren. Dem dabei vorgelegten Projekt mit zwei 7.5 cm BK wurde grundsätzlich zugestimmt. Die Kommission hielt jedoch ein zusätzliches
Gebirgsgeschütz mit Wirkung gegen das Ellhorn für erforderlich. Ausserdem ordnete sie an, ein ursprünglich in Trübbach geplantes Infanteriewerk für eine IK und ein MG mit
dem Artilleriewerk zusammen zu legen. Damit verbunden sollte auch die Tanksperre ins Engnis zwischen Schollberg und Rheinknie verlegt werden.
Das Projekt für das AW Schollberg wurde vom BBB bis Ende August 1938 fertig ausgearbeitet und ausgeschrieben. Ab Oktober begannen die Bauarbeiten und sollten gemäss Plan
bis Ende August 1939 abgeschlossen sein. Dies war aber wegen der schwierigen geologischen Verhältnisse nicht einzuhalten.
Bei einer neuerlichen Konferenz im April 1939 in Bad Ragaz definierte die Befestigungskommission das Gerippe der Festung Sargans. Für die Festungen am Schollberg bedeutete
dies, dass die Panzerabwehr verstärkt werden musste durch zusätzliche Waffenstellungen in Bunkern und weiteren Infanteriewerken. Diese Werke wurden als besonders dringlich
eingestuft.
Als am 2. September 1939 die Armee mobilisiert wurde, waren im Artilleriewerk Schollberg eine BK 38, die Geb Kan 06, die IK und 2 MG feuerbereit. Neben dem Artilleriewerk
Schollberg waren nur noch das Infanteriewerk Fläscherloch und Teile des Artilleriewerk Ansstein einsatzbereit. Die Arbeiten waren aber noch nicht abgeschlossen und der
Innenausbau noch im vollen Gange, denn Ventilation und elektrisches Licht waren noch nicht vorhanden. Auch die Unterkunft mit 108 Liegestellen für die Werksbesatzung
musste noch gebaut werden.
Obwohl die Munitionsmagazine für eine Dotation von 4'000 Schuss pro Rohr ausgelegt waren, musste auf Grund von Sparmassnahmen eine Reduktion hingenommen werden. So
erhielten die BK nur noch 3'000 Schuss und für die Geb Kan 06 lagerte man nur noch 2'000 Schuss ein.
Wirkungskarte der 7.5cm BK Batterie [ Friends only ]
Ausbau der Schollbergfestung im Zweiten Weltkrieg
Die Planungen für das Infanteriewerk Schollberg II begannen 1939 und waren Teil des ersten Bauetappe von 1939. Das Ursprungsprojekt sah 4 MG und 2 Lmg Stände vor.
Die entsprechenden Verträge waren im Herbst 1939 abgeschlossen und die Mineurarbeiten starteten ab 1940.
Panoramabilder: Blick auf die Schollbergfestungen Im Juli 1940 stellte das Kommando der Festung Sargans diverse Ausbauanträge zu Handen des Kommandos des 4. Armee Korps. Die unzureichende Geb Kan 06 sollte durch eine
weitere 7.5 cm BK ersetzt werden. Für die Panzerabwehr im Raum Schollberg/Sarganserau beantragte das Kommando FS zusätzliche Werke und Ausbauten, unter anderem drei
zusätzliche IK-Stände für das Infanteriewerk Schollberg II. Den Anträgen wurde am 8. August 1940 zugestimmt. Bis Ende 1941 war die BK3 im Schollberg eingebaut und
schussbereit und bis Mai waren im Schollberg 2 ein Teil der Waffenstände ausgebrochen und feuerbereit (3 MG, 1 IK). Es dauerte aber noch bis Mai 1942, bis alle
Waffen eingebaut und schussbereit waren. Die Inneneinrichtung (Ventilation, Elektro- und Maschineninstallation etc.) war noch im Bau. Diese Arbeiten konnten bis Mitte
1943 abgeschlossen werden. Bei Bauabschluss verfügte der Schollberg 2 über einen eigenen Maschinenraum und auch eine eigen Unterkunft für 64 Mann.
Zu diesem Zeitpunkt gehörten zum Schollberg 2 der heutige Eingang (mit MG) des Schollberg 3 inkl. dessen Lmg-Stand. Der Eingang wurde damals als Neben- und Notausgang
der Schollberg 2 Festung geplant und gebaut.
Plan des Schollberg 2 aus dem Jahr 1945
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Schollberg 3 existierte zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Im Raum des heutigen Schollberg 3 errichtete das Geb Gz Füs Bat 283 im Jahr 1943 seinen Bat KP in einer der alten
Schollberg Höhlen. Das heute nördlichste der vier Felsfenster des Schollberg 3 diente damals als Eingang. Eine Verbindung zum Schollberg 2 existierte nicht.
In dieser Konfiguration existierten die Schollbergfestungen dann bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Ausbaustand 1944 waren 17 Waffenstellungen erstellt worden, was
die grösste Anzahl Waffen in einer zusammenhängenden Festungsanlage im Raum Sargans bedeutete. Die Festungsbesatzung wurde dabei durch die Truppen der Fest Art Kp 38
(Schollberg 2) und Fest Art Kp 40 (Schollberg 1) gestellt. Beide Kompanien waren der Fest Art Abt 12 unterstellt.
Ausbau des Schollbergs im Kalten Krieg
Im Rahmen der Ausbauplanung der Festung Sargans existierte 1941/42 ein Projekt für vier kavernierte Kanonen 1880, welche mit dem Schollberg 2 verbunden werden sollten.
Diese Pläne wurden aber nicht realisiert und stattdessen wurde der erwähnte KP im Raum des heutigen Schollberg 3 erstellt.
Die Pläne waren aber nicht tot und wurden weiter entwickelt. Im Herbst 1945 - also nach Ende des Zweiten Weltkriegs - beantragte der Artillerie Chef der Festung Sargans
den Bau eines Artilleriewerks Schollberg 3, in welches vier mobile 7.5 cm Kanonen 03/22 hinein gerollt werden sollten. Dem Antrag wurde statt gegeben und das Annex AW
Schollberg 3 wurde 1946 erstellt. Dazu wurden vier Kavernen für die Kanonenstellungen herausgebrochen und eine Kaverne für das Munitionsmagazin. Neu wurde die Trennlinie
zwischen Schollberg 2 und 3 beim Munitionsmagazin 3 gezogen. Alle Teile westlich davon gehörten nun zum Schollberg 3.
Doch schon beim Bau des Werks war absehbar, dass dieses AW mit seiner veralteten Bewaffnung bald nicht mehr den Anforderungen der Zeit entsprechen würde. So verwundert
es nicht, dass 1960/61 der Schollberg 3 zu einem Infanterie-Annex umgebaut wurde. Die vier Kanonen ersetzte man durch eine 9 cm Pak, 2 MG und ein Lmg. Zusätzlich brach
man eine weitere Kaverne für einen zusätzlichen IR-Scheinwerferstand oberhalb des Lmg Standes aus dem Fels heraus. Die Raumdimension der Waffenstände zeugen auch heute
noch davon, dass das Werk ursprünglich für die Artillerie genutzt wurde. Gleichzeitig mit diesem Umbau wurden auch in den Werken Schollberg 1 und 2 je ein zusätzlicher
IR-Scheinwerferstand eingebaut.
Der Schollberg 3 war nie eine eigenständige Anlage mit eigener Infrastruktur. Der Strom kam aus dem Kraftwerk des Schollberg 2, wo übrigens auch die Mannschaft des
Schollberg 3 untergebracht war. Für die Ventilation wurde jeder Kampfstand mit einer eigenen Filteranlage für den Kollektivmaskenschutz ausgerüstet. Eine durchgehende
Ventilation gab es nicht.
Mit der Reorganisation der Armee 1952 war neu die Fest Art Kp 40 für alle drei Schollbergwerke zuständig. Die Mannschaftsstärke betrug damals 313 Mann. Ab Armee 61
wurden auch die Besatzungen neu benannt und von da an sprach man von der Fest Art Kp I/13. Diese umfasste 370 Mann, wovon 80 Mann zur Festungsinfanterie gehörten. Als
Anfang der 1980er Jahre wegen Problemen mit der Munition die 7.5 cm BK ausser Dienst gestellt wurden, verlor das AW Schollberg 1 seinen Artillerieauftrag und diente fortan
nur noch als Infanteriewerk zur Panzerabwehr. Somit verschwand auch die Artillerie in der Bezeichnung der Truppe. Neu hiess die Besatzung aller Schollbergwerke nur
noch Werk Kp 50.
Das Ende der Schollbergfestungen
Mit dem Ausbau der 9 cm Panzerabwehrkanonen im Jahr 1990 hatte der Schollberg keine Bedeutung mehr als Kampfanlage. Mit dem Abbau der Waffen wurde auch der Unterhalt stark
reduziert. Seither diente das Werk nur noch bis 1999 als Unterkunft für verschiedene Einheiten aller Truppengattungen. Erst nach einem tragischen Unfall beim AW Ansstein
untersagte man die Nutzung aller alten Werke als Unterkunft.
2003 räumte man die Werke leer, jedoch nicht ganz so radikal wie in Ansstein. Zumindest in den beiden Maschinenräumen hat man die Generatoren und grösseren Maschinen belassen.
Die elektrischen Installationen wurden trotzdem kastriert, so dass heute kein Strom mehr im Schollberg 1 und 2 vorhanden ist. Schollberg 3 hat ein etwas gnädigeres Schicksal
erfahren. Der
Verein AFOM hat das Werk übernommen und wieder in Stand gestellt. Es kann heute anlässlich von
Führungen als einziges Infanteriewerk der Festung Sargans öffentlich besichtigt werden. Im Herbst 2010 hatten wir das grosse Glück, die Werke Schollberg 1 und 2 ausgedehnt
besichtigen zu können. Dabei konnten wir uns davon überzeugen, dass - entgegen anders lautender Gerüchte - der Verbindungstunnel zwischen Schollberg 1 und 2 völlig intakt ist.
2012 wurde der ganze Schollberg an die Gemeinde Wartau verkauft und der Verein AFOM ermöglicht Besichtigungen des Werks. Im März 2014 wurden die Tarnaufbauten bei den Ständen A
und B von Schollberg 2 abgebrochen.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Personen, die uns die Besichtigungen in den Werken ermöglich haben, recht herzlich und im Besonderen beim Verein AFOM.