Bereits das generelle Projekt des Kurses für Ingenieur-Offiziere im Raum Sargans vom 4. Juli 1936 sah eine Sperrung des Rheintals auf der Linie Ansstein - Schollberg vor.
Anlässlich der Sitzung der Befestigungskommission vom 3. Mai bis 5. Mai 1938 in Bad Ragaz wurde herausgestrichen, dass die Nordfront (Ansstein - Schollberg) besonders wichtig
sei. Dabei wurde einem vorgelegten Projekt zugestimmt, nach dem die Tanksperre samt zugehörigen Werken in das Engnis zwischen Schollberg und Rheinknie verlegt wurde. Im August
1938 war dann das Projekt für das AW Schollberg fertiggestellt und es erfolgten die Ausschreibung und der Bau (siehe dazu auch das Kapitel zur
Baugeschichte des Artillerie- und Infanteriewerks Schollberg).
Offen war nach wie vor, wie die Sperren am Rhein verankert werden sollten. So hoffte man im Oktober 1938 immer noch, einen Abtausch des Ellhorn
von Liechtenstein erreichen zu können, um dort ein Gegenwerk zur Deckung des Schollberg-Werkes einzubauen zu können. Eine Hoffnung, die im Januar 1939 definitiv vom Tisch war.
Im Februar 1939 nahm die Generalstabsabteilung (Gst Abt) zusammen mit dem BBB eine Erkundung im Raum Schollberg vor mit dem Ziel, ein detailliertes Projekt für die Anlagen
und Barrikaden vorlegen zu können. Am 11./12. April 1939 traf sich die Befestigungskommission ein weiteres Mal in Sargans. Bei einer Rekognoszierung am westlicher Rheindamm
gegenüber dem Ellhorn wurde beschlossen, dass zwei sich flankierende Mg-Stände im Rheinknie und unterhalb des Ellhorns mit Wirkung auf Schollberg und den Uferstreifen am
Absturz des Ellhorns errichtet werden sollten. Das Programm der Gst Abt wurde einhellig gut geheissen und der Bau der Werke zwischen Ansstein und Schollberg wurde als besonders
dringlich erachtet. Die bauliche Realisation sollte ab Oktober 1939 beginnen und alle Werke bis Ende 1943 fertig erstellt sein. Wegen Geldmangels musste im August 1939 nochmals
eine Sparrunde gemacht werden. 6 MG Bunker in der Abwehrfront des Schollbergs, inkl. eines durchgehenden Hindernisses blieben erhalten und sollten mit der Dringlichkeit 3 geplant
und gebaut werden.
Ein eigentlicher Schwung in den Bau der Anlagen kam erst ab Anfang 1940. Durch die nun akute Gefahr plante das Baubüro mit Hochdruck, und die in den Frontabschnitten eingesetzten
Truppen begannen damit, selbstständig Stände zu errichten. Im Zeitraum 1940 bis 44 entstand eine ganze Kette von Anlagen. Dazu zählen unter anderem 2 Geschützstände, 19 MG-Bunker,
19 MG- oder Lmg-Stände und 28 Unterstände in Beton oder Fels. Für die Feuerleitung der Artillerie standen drei spezielle Beobachterwerke zur Verfügung, die im Zeitraum von 1940 bis
1942 erbaut wurden. Die erste Tankbarrikade (T3315) aus Schienen entstand im Frühling 1940.
Im Schlüsselgelände vor der Festung Schollberg baute man 1940, resp. 1941 zwei weitere Infanteriewerke. Das ab April 1940 errichtete Infanteriewerk A6088 Bühl umfasste einen
Panzerabwehrstand zu Gunsten der Schlüsselfront vor dem Schollberg, sowie einen rückwärtigen MG Stand. Die Anlage war sehr spartanisch gebaut und nicht ausbetoniert, hatte praktisch
keine Infrastruktur und verfügte nur über eine Kaverne als einfache Unterkunft. Das IW A6086 Richtbühl bestand aus zwei Kampfständen und wirkte sowohl zu Gunsten der Schlüsselfront,
als auch zu Gunsten der Flanke bei Bergweite. Im Gegensatz zum IW Bühl handelte es sich bei A6086 um eine voll ausgebaute Anlage inkl. Notstromversorgung.
Werkpläne von A6086 Richtbühl und A6088 Bühl [ Friends only ]
Zwei weitere eher spezielle Anlagen sind die Geschützstände A6073 und A6081 für Feldkanonen 1880. 1939 lagen in den Zeughäusern der Schweiz noch 170 8.4 cm Feldkanonen 1880 (über
die Jahrzahl des Geschützes gibt es unterschiedliche Angaben, je nach Quelle). Diese hätten nach dem 1. Weltkrieg verschrottet werden sollen, aber die Schrotthändler hatten kein
Interesse an ihnen. So beschloss man, diese Kanonen noch zu verwenden und baute verbunkerte Stellungen für sie. Obwohl beantragt, wurde wegen Rohstoffmangels keine neue
panzerbrechende Munition mehr produziert. Pro Geschütz wurden 300 Schrapnell-Granaten und 50 Kartätschen - letztere mit Schrotschuss zur Nahabwehr - zugeteilt. 1943 ersetzte man
die vier Kanonen, welche die Festung Sargans erhalten hatte, durch 7.5 cm Geb Kan 06.
Eine Analyse des Generalstabs aus den Feldzügen der Wehrmacht bis Herbst 1941 zeigt überraschendes. Die bis dahin in der Schweiz verwendeten Baumuster an Tankbarrikaden (Schienen,
Höcker, Drchenzähne, Tankmauern) waren schlichtweg ungenügend um die Nazi-Panzer aufzuhalten. Der Wehrmacht gelang es in kürzester Zeit solche Hindernisse zu überwinden.
Mittels Fliegerangriffen, Artilleriebeschuss und Pionier-Sprengpatrouillen wuden Breschen in die Hindernisse geschlagen und die Panzer brachen durch. Die gleichmässigen
Schienenhindernisse konnten von den Panzern sogar überfahren werden. Darum wurden im Dezember 1941 Weisungen erlassen, wo welche Typen zulässig waren und dass zukünftig nur
noch den Betonhöckern Typ BBB der Vorzug gegeben werden sollte. Durch seine massive Bauart konnte er Beschuss gut stand halten und seine Form verhinderte es, vom Panzer
überollt werden zu können.
Für die Festung Sargans hatten diese Erkenntnisse natürlich auch Folgen. So mussten ab Frühling 1942 zahlreiche Schienen-Sperrstellen durch doppelreihige BBB Betonhöckersperren
ergänzt werden, um die beabsichtige Panzerabwehr zu erzielen. Dazu gehörten neben den Sperren bei Plattis, Ansstein und Lutzisteig auch die Sperren beim Schollberg. Dies ist also
der Grund, warum es in Sargans zahlreiche Sperren mit Schienen und BBB Höckern existieren.
Während des Krieges waren für die Verteidigung des Raumes Schollberg Truppen des Geb Gz Füs Bat 283 und Ter Bat 159 vorgesehen sowie Teile des Ter Bat 187 und der Geb Mitr Kp 220.