Nach dem Fall der Mauer wurde in der Schweiz eine Armeereform durchgeführt. Am 1. Januar 1995 wurde die Armeereform 95 in Kraft gesetzt. Die Armee 95 löste die alte Armee 61 ab,
welche im Kalten Krieg konzipiert wurde. Diese Armeereform brachte auch für die Festungstruppen massive Einschnitte mit sich.




Fotos von oben nach unten:
Bison Bunker, 12cm Festugsminenwerfer, Centurion Panzerabwehr Bunker, Sprengobjekt
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Die Grenzbrigaden und die Reduitbrigaden wurden aufgelöst, die Festungsbrigaden umstrukturiert. Alle Infanteriewerke und Bunker hatten keine Besatzungen mehr und wurden
entklassifiziert. Einzig die damals teilweise noch im Bau befindlichen 23 Centurion-Bunker wurden aktiv behalten. Ebenso wurden alle Artilleriewerke mit weniger als vier
10.5 cm Schartenkanonen und alle 10.5 cm Turmkanonen liquidiert. Die restlichen verbliebenen Artilleriewerke wurden dann per Ende 1998 aufgegeben. Dies, obwohl das geplante
Bison-Bauprogramm nie ganz realisiert wurde.
Neue Strukturen für die Festungstruppen entstehen
Die Kampfbrigaden und - divisionen hatten nun anstelle der raumdeckenden Abwehr die dynamische Raumverteidigung zu führen. In der ab 1. Januar 1995 gültigen taktischen Führung
umfasste das Einsatzspektrum der Armee insbesondere folgende für die Festungstruppen relevanten Punkte: Subsidiäre Sicherungseinsätze unter Einsatzverwantwortung der zivilen
Behörden, operative Sicherungseinsätze unter Einsatzverantwortung des Bundesrats und Verteidigung mit militärischen Operationen.
Der Begriff Sperrstelle wurde neu bestimmt. Sie umfasste Sprengobjekte oder an ihrer Stelle Stahlspinnen, Hindernisse, verbunkerte Waffenstellungen, Unterstände und das Feuer
von 12 cm Festungsminenwerfern, deren Bauprogramm abgeschlossen werden konnte.
Die Festungsbrigaden
Die drei Festungsbrigaden blieben als raumgebundene Verbände erhalten. Sie sollten die strategisch wichtigen Alpentransversalen schützen, wobei das Offen- bzw. das Instandhalten
im Vordergrund stand. Neu stellten nur noch die 12 cm Festungsminenwerfer und die 15,5 cm Festungskanonen (Bison) in Monoblocks das Unterstützungsfeuer für die Festungsbrigaden
sicher. Von 1995 bis 1998 waren auch noch einige grosse Festungswerke aktiv verblieben.
Die drei Festungsbrigaden umfassten: Stab, 1 Festungsbrigadestabsbataillon, 1 Gebirgsinfanteriebataillon, 4 oder 5 Gebirgsfüsilierbataillone, 1 Haubitzabteilung, 1 leichte
Fliegerabwehr-Lenkwaffenabteilung, 1 Festungspionierbataillon und 1 Festungsartillerieabteilung.
Gliederung der
Fest Br 10 
Fest Br 13 
Fest Br 23 
Die Festungsregimenter
Mit der Auflösung der Werkkompanien in den Grenzbrigaden und Artillerieabteilungen in den Reduitbrigaden musste für die verbliebenen Permanenzen und Werke eine neue Organisation
gefunden werden.
Diese wurde gefunden mit der Bildung eines Fest Rgt pro FAK und mehreren Fest Rgt für das Geb AK. Der Stab Fest Rgt koordinierte den Einsatz der gesamten Führungs- und Kampfinfrastruktur
sowie den Einsatz der Festungs- und Festungsartillerieformationen in seinem Raum. Jedes Fest Rgt hatte eine Betriebskompanie, welche die verbliebenen KP-Anlagen der grossen Verbände betrieb.
Für die noch aktiven Festungen wurden neue Fest Art Kp gegründet und in Fest Art Abt zusammengefasst.
Die Festungspionierbataillone
Per 1.1.1995 wurden neu Festungspionierbataillone (Fest Pi Bat) aufgestellt, die entweder selbständig oder in Festungsregimenten zusammengefasst waren. In diesem Fest Pi Bat waren neu die
Besatzungen der Sprengobjekte, Festungsminenwerfer und Centi-Bunker organisiert. Je nach Anzahl der jeweiligen Anlage war die Organisation der einzelnen Fest Pi Bat unterschiedlich.
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So war zum Beispiel im Raum FAK 4 das Festungsregiment 4 mit dem Stab, dem Betriebskompanie-Festungsregiment 4 und den Festungspionierbataillonen 41, 42 und 43 für den Betrieb der Permanenzen
zuständig. Das Festungspionierbataillon 41 - als Nachfolgeformation der Fest Abt 106 und der G Abt 46 - deckt einen Raum ab, der ungefähr demjenigen der früheren Grenzbrigade 6 entsprach. Es
hat einen Bestand von 755 Mann und umfasst neben dem Stab folgende Einheiten:
- 1 Festungspionier Stabskompanie u.a. mit 1 Schiesskommandantenzug und 1 Panzerabwehrzug (Centi-Bunker)
- 3 Festungspionier Kompanien u. a. mit mehreren Fest Pi Zügen für die Sprengobjekte
- 1 Festungspionier-Minenwerfer-Kompanie mit den Besatzungen für die 12 cm Fest Mw.
Das Fest Pi Bat 42 war für den Raum Bodensee, Rheintal und Appenzell zuständig, während das Fest Pi Bat 43 den Raum Walensee, Toggenburg, Linthgebiet und Zürcher Oberland deckte.
Tabellarische Gliederung der Festungstruppen in der Armee 95
Geografische Gliederung der Festungstruppen in der Armee 95 [ öffentliche Version ]
Geografische Gliederung der Festungstruppen in der Armee 95 [ Version Friends only ]
In der Armee 61 war für jedes Sprengobjekt der Kategorie R und L eine fest zugeteilte Objektsmannschaft vorhanden, welche in den Mineur-Kp der Genietruppen eingeteilt waren. So war es in der Grenzbrigade
6 die Genieabteilung 46, zu welcher die Mineurkompanien II/46 und III/46 mit je 348 Mann gehörten, welche die Sprengobjekte besetzen.
Die Festungspionierbataillone der Armee 95 waren dagegen nur noch in der Lage, entweder 2/3 der Sprengobjekte technisch vorzubereiten (Erstellung der Zündbereitschaft) oder 1/3 der Objekte technisch bereit
zu machen und auch zu sichern. Welche Sprengobjekte und anderen Permanenzen benützt werden, befahl der taktische Kommandant im Rahmen der sog. Sperr- und Bewegungsführung. Darunter versteht man die Gesamtheit
aller Entscheide, welche das Sperren und / oder Offenhalten von Räumen, Achsen, Verkehrsträgern und Objekten regeln.
Spezialität Flughafenregiment 4
Als Spezialität im Raum FAK 4 sei noch das Flughafenregiment 4 erwähnt. Es verfügte für seine Permanenzen über je eine eigene Flughafen-Festungspionier-Kompanie und Flughafen-Festungspionier-Minenwerfer-Kompanie.
Das Sprengobjekt auf dem Flughafen Zürich dürfte vermutlich von seinen Ausmassen das grösste Sprengobjekt der Schweiz gewesen sein. Ausserdem waren dem Regiment eigene Festungsminenwerfer zugeteilt.
Die genaue Anzahl gilt im Moment noch als geheim.
Mit Einführung der Armee XXI verschwanden dann ab 2004 alle diese Formationen. Nur eine Festungsartillerieabteilung (Fest Art Abt 13) "rettete" sich in die neue Armeestruktur.
Ein Danke geht an Peter Burgmaier und Stefan Gubler, welche einiges an Inhalt für diesen Beitrag beigesteuert haben.
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Das kleine Igel-Lexikon
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