In dieser Rubrik betreiben wir unseren eigenen kleinen "Igel-Blog".
  Hier erfahrt ihr, was es so Neues bei uns gibt und wo wir am Fotografieren waren.

 Letzte Aktualisierung: 31.12.2011


31. Dezember 2011: Ein Blick zurück auf ein abwechslungsreiches 2011
Silvester - die traditionelle Zeit, um zu reflektieren und zurück zu schauen auf die vergangenen 365 Tage aus igeltechnischer Sicht. Es war ein Jahr, welches ganz im Zeichen unserer grossen Reise quer durch die USA stand. Eine Konsequenz daraus war, dass wir während dem ganzen Jahr in der Schweiz eher auf Sparflamme unterwegs sein konnten. Nichts desto trotz, hatte 2011 auch in der Schweiz einige Highlights für uns bereit gehalten.

Auf unserer Reise durch die USA wollten wir nicht nur die üblichen Natur- und Touristenattraktionen besuchen, sondern auch die Befestigungsanlagen der USA erkunden. Als Schweizer hat man oft den Eindruck, man wäre das einzige Land, welches sein Heil - während einer bestimmten Periode der Geschichte - im Beton gesucht hätte. Doch bei unserer Planung der Reiseroute stellten wir schnell fest, dass auch die USA eine solche Periode zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten. Dazu kam dann der Kalte Krieg, welcher dazu führte, dass weit über 1'000 Atom-Raketen in Silos über die ganze USA verstreut eingebuddelt wurden. Auch für die meisten dieser Anlagen ist die Zeit abgelaufen und ein paar sind als Museen erhalten geblieben. So haben wir dann bei unserer Rundreise - bei der wir über 35'000 km gefahren sind - viele spannende und für die meisten unbekannte Anlagen besucht. Highlights waren hier das Titan Missile Museum in Tucson, wo wir die komplette Anlage besuchen konnten; die Verteidigungsanlagen von San Francisco mit der erhaltenen Nike Missile Site; Fort Casey im Pudget Sound vor Seattle, welches sich als das Juwel der Reise heraus stellte; die beiden eindrücklichen Minuteman Missile Museen in South Dakota und North Dakota, welche ein einmaliges Zeugnis des Kalten Kriegs und seiner atomaren Bedrohung sind, sowie die Hafenverteidigungsanlagen von New York (Sandy Hook Island), von Norfolk (Fort Monroe) und von Charleston in Fort Moultrie. Das alles sind Orte, die der gewöhliche Tourist ignoriert, aber unsere bewusst gesuchten Reiseziele waren. Natürlich haben wir auch die Naturschönheiten des Landes entdeckt, dem Shopping gefrönt (dank dem besonders harten Franken) und auch die ausgezeichnete Küche genossen (ja, die gibt es wirklich!). Leider aber waren die 10 Wochen viel zu schnell vorbei und ehe wir uns versahen, waren wir daheim und hatten 18'000 Fotos mit gebracht.
Daheim waren wir etwas weniger aktiv, konnten aber doch zwei persönliche Highlights verbuchen. Im März konnten wir endlich einmal das Infanteriewerk Halden von innen besuchen. Die Gemeinde Thal hatte das Werk gekauft und wir konnten quasi als erste einen ausgedehnten Blick erhaschen. Da der Halden der Ort war, wo unser Projekt "geboren" wurde, hat uns dieser Besuch besonders viel Freude gemacht. Im Herbst haben wir zum zweiten mal eine Reise organisiert, zu welcher wir exklusiv unsere Igel-Freinds eingeladen hatten. Auch diese persönliche Begegnung mit den Leuten, die uns täglich virtuell besuchen und uns bei unserem Projekt helfen, hat uns sehr viel bedeutet. Und dann war da noch das Ende der Festungen in der Schweiz, welches eingeläutet wurde. Während wir in den USA in den Ferien waren, hat der Bundesrat im Mai 2011 das Ende der Festungen und Sperrstellen beschlossen und im Juni fand das letzte Artillerieschiessen aus den Bisons und den Festungsminenwerfern statt. Ein besonderer Wermutstropfen für uns, denn wegen der USA Reise konnten wir diesem Schauspiel nicht beiwohnen. Erst als wir wieder aus den USA daheim waren, haben wir erfahren, dass wir bei diesem Anlass hätten innen dabei sein können. Aber man kann bekanntlich nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Als kleine Wiedergutmachung konnten wir dafür im Oktober in Thun den Ausbildungsminenwerfer besuchen, was für uns ein ganz besonderes Erlebnis war.

Es ist uns ein spezielles Bedürfnis an dieser Stelle wieder einmal herzlich Danke dazu zu sagen allen Personen und Organisationen, welche uns auch 2011 in irgend einer Art und Weise tatkräftig unterstützt haben. Ebenso ein grosses Danke an alle Vereine, bei denen wir auch 2011 wieder zu Gast sein durften. Es war immer wieder eindrücklich zu sehen, mit wie viel Engagement und Herzblut die Anlagen betreut und unterhalten werden, damit sie weiterhin Zeitzeugen einer bald vergessenen Vergangenheit bleiben können. Ein besonders herziches Danke richten wir noch an den Festungsverein, welcher uns so quasi "adoptiert" hat und uns eine kleine aber inoffizielle Festungsheimat gegeben hat. Obwohl wir nicht offizielle Mitglieder bei euch sind, so fühlen wir uns doch als Teil von euch und danken für eure quasi Aufnahme, die wir gefunden haben. Es hat uns sehr viel bedeutet, bei den speziellen Vereinsanlässen eingeladen worden zu sein. Vielen Dank!
So, und zum Schluss danken wir auch weit über 100'000 Besucher, welche sich 2011 auf unsere Homepage geklickt haben und uns so immer wieder motivieren, weiter zu machen! Ebenso danke für die vielen Emails, welche wir bekommen haben. Es freut uns immer sehr, wenn ihr uns persönlich schreibt und euch bei uns bedankt. Wir haben bei dieser Resonanz vor, auch 2012 weiter zu machen und werden gleich im Januar mit einer grossen Überarbeitung starten. Mehr dazu dann im 2012.

Christiane und Zarko wünschen euch für 2012 alles Gute, viel Glück und vor allem jede Menge Gesundheit. Hebet Sorg!




















30./31. Oktober 2011: Herbstwanderung in den Höhen der Festung Sargans
Man sollte langsam meinen, dass wir in Sargans bald alles gesehen hätten. Dem ist aber bei weitem nicht so. Da gibt es noch genug zu entdecken für uns und so haben wir die schönen Herbsttage genutzt, um wieder einmal unser Fotoalbum zu komplettieren.

Am Sonntag trafen wir uns zuerst mit unserem Führer Martin in Fläsch. Es war uns gelungen, den Schlüssel zum MG Werk A6226 Ellele zu organisieren. Diese kleine Werk liegt hoch oben, oberhalb des Mozentobels, direkt unterhalb des berüchtigten Leiterliweges. Aufgabe der Anlage war es, eine Umgehung des Tschingels zu verhindern. Um zum Ellele zu gelangen wäre normalerweise ein schweisstreibender Aufstieg von Fläsch notwendig. Da Martin aber eine Fahrleraubnis hat, konnten wir uns zumindest den Weg hinauf durch den Neuwald sparen. Trotzdem war bald Schluss mit fahren und es hiess, den steilen Aufstieg in Angriff zu nehmen. Zuvor haben wir aber beim Parkplatz noch eine Unterstandskaverne von aussen fotografiert. Beim Ellele angekommen, hiess es erst einmal Luft holen, denn der Weg war anstrengender, als es auf der Karte den Anschein machte. Zum Glück hatten wir den Schlüssel zum Werk, so dass wir mehr davon hatten, als nur Aussenaufnahmen. Das Werk ist schon seit langem ausgeräumt. Trotzdem konnte man noch gut die Raumaufteilung erkennen, welche aus Maschinenraum, Unterkunft, Telefonzentrale und WC bestand. Der Kampfraum war über Treppen erschlossen und bestand aus nur einem MG auf einer speziellen Tiefschusslafette. Es ist schon erstaunlich, welch grossen Felsausbruch man vorgenommen hat und welch umfangreiche Infrastruktur hier oben mühsam in den Fels installiert wurde für nur ein einziges Maschinengewehr. Die Aussenaufnahme der Scharte gestaltete sich um einiges schwerer. Das trockene Wetter der letzten Zeit sorgte dafür, dass die ganze Halde - welche aus losem Gestein und Herbstlaub bestand - extrem rutschig war. Mit grosser Müh und Schweiss erreichte Christiane zumindest einen Punkt, wo man die Scharte halbwegs fotografieren konnte. An einen Aufstieg bis ganz vor die Scharte war nicht mehr zu denken, nachdem sie beinahe den Hang hinunter gerutscht wäre. Also haben wir hier das Vorhaben beendet und sind weiter dem Leiterliweg gefolgt. Nach einem weiteren sehr steilen Aufstieg sind wir an eine alte Gewehrgallerie der Festung Luzisteig gekommen. Diese wurde hier unter einen Felsabhang gebaut, um eine Umgehung der Festung zu verhindern. Kaum zu glauben, welche Anstrengungen bereits Mitte des 19 Jh. unternommen wurden, um an abgelegenen und schwer zugänglichen Orten eine Befestigung zu errichten. Auch hier war dann der Abstieg wegen des rutschigen und steilen Weges mühsamer als der Aufstieg. Damit hatten wir das Vormittagsprogramm pünktlich zum Mittag beendet und haben uns zusammen zum Magletsch verschoben.
Nach einer kurzen Mittagsrast haben wir dann zusammen mit Martin einige Aussenanlagen des Magletsch erkundet. Zuerst haben wir einen Blick in den Flab-Unterstand A6034 geworfen. Diese umfangreich modernisierte Anlage bot im inneren Schutz vor AC Bedrohungen und hat Liegestellen für sage und schreibe 82 Mann! Wenn man in die Felskaverne hinein schaut würde man dies kaum für möglich halten. Umso interessanter war es, diese von aussen unscheinbare Anlage von innen zu sehen. Auf dem Weg hinauf haben wir dann noch weitere Unterstände geöffnet und hinein geschaut. Auch einen für uns bisher nicht auffindbaren Flab-Unterstand haben wir endlich gefunden. Dank den Schlüsseln von Martin konnten wir dann auch die Abdeckung eines der Minenwerfer öffnen. So gab es endlich auch davon ein paar Fotos für uns. Nächster Programmpunkt war dann der Übungsbunker A6096. Hier wurden die ehemaligen Festungsartillerie Rekruten an 10.5 cm Haubitzen ausgebildet. Nun hatten wir die Gelegenheit, in die Anlage hinein zu schauen, die Scharten zu öffnen und auch einige Fotos zu schiessen. Von hier sind wir zur Unterstandskaverne A6036 rüber gelaufen. Diese hat als Besonderheit einen eigenen Notausgangsstollen. Grund genug auch hier rein zu schauen. Den Rückweg wollten wir über einen anderen Weg machen, als wir gekommen sind. Leider waren dort aber Rodungsarbeiten im Gange und der ganze Weg war versperrt. So mussten wir mühsam nochmals den Hang hinauf, um auf der anderen Seite wieder nach unten zu kommen. Bei dem vielen Auf und Ab machten sich nun auch unsere schwerer werdenden Beine bemerkbar. Trotzdem wollten wir noch nicht ganz aufhören. Martin hat noch entdeckt, dass sich auf der Strasse zu den Schiessplätzen vier Ausbildungs-Sprengobjekte in unterschiedlicher Konfiguration befanden. Also sind wir auch noch zu diesen vier Objekten und haben ein paar Fotos davon gemacht. Obwohl wir nun sicher schon zum vierten oder fünften Mal beim Magletsch waren, haben wir doch wieder Neues gefunden. Das war aber sicher nicht unser letzter Besuch, da es noch eine ganze Reihe von Unterständen in der Umgebung gibt, welche wir uns auch noch ansehen wollen.
An dieser Stelle danken wir Martin ganz herzlich für die Zeit, die er sich genommen hat und mit uns auf Tour gegangen ist. Wir haben dank ihm wieder viel Neues gesehen.

Für den Montag - welcher bei uns ein Brückentag war - haben wir uns ein "etwas leichteres" Programm zu recht gelegt. Hoch oben über dem Anstein liegt die alte Walser-Siedlung Guscha. Hier lebten viele Jahrhunderte einige Familien recht abgeschieden von der Zivilisation im Tal. Waren es im 18 Jh. noch 180 Einwohner, so lebten im Zweiten Weltkrieg nur noch 4 Familien hier oben. In jenen Tagen - als die Festung Sargans gebaut wurde - errichtete man auch hier ein MG Werk, welches den Übergang über das Guschatobel sperren sollte. Dieses Werk wollten wir schon immer einmal besuchen. Guscha ist seit 1969 unbewohnt und 1972 wurde das ganze Gelände vom Bund für eine geplante aber nicht realisierte Waffenplatz-Erweiterung aufgekauft. Der Verein Pro Guscha kümmert sich liebevoll um den Erhalt der noch vorhandenen Wohnhäuser und Ställe. An den Wochenenden ist ein kleines Restaurant offen, welches den vielen Wanderern eine Erfrischung anbietet. Wir haben für unseren Ausflug absichtlich einen Wochentag gewählt, weil wir da mit mehr Ruhe rechneten. Nachdem wir für unser Vorhaben von der Gemeinde Maienfeld eine Fahrerlaubnis erhalten hatten, haben wir dann die Fahrt in Angriff genommen. Im Vorfeld haben uns alle erzählt wie eng und gefährlich die Strasse hinauf sei. Man benötige dafür schon ein sehr geländetaugliches Fahrzeug. Nun, mit unserem Q5 hatten wir genau das richtige Auto dafür, kletterte er doch ohne Mühe die rumplige, enge Strasse den Berg nach Guscha hinauf. Einziges Hindernis war eine Schulklasse, welche ausgerechnet an diesem Tag einen Ausflug nach Guscha machte. Soviel zum Thema "Ruhe", die wir dort oben erhofften. Oben angekommen waren wir nicht die einzigen. Ein älterer Herr stand oben und schaute uns etwas erstaunt an. Nach einem kurzen Gespräch stellte sich heraus, dass sein Vater ein ehemaliger Festungswächter in dieser Gegend war und er den Krieg als Kind hier oben auf Guscha erlebt hat. So konnte er uns viele spannende Geschichten aus jenen Tagen erzählen, wo auf die wenigen noch verbliebenen Einwohner eine ganze Kompanie Soldaten hier oben dazu kam. Ebenso erzählte er uns von den Anstrengungen, die unternommen wurden beim Bau der Anlagen hier oben. So musste das ganze Material vom Ort Guscha mit Lasttieren zu den einzelnen Baustellen am Guschasattel und Rotspitz transportiert werden. Nachdem wir uns vom dem netten Herr verabschiedet haben, sind wir dann zum MG Werk A6250 Guscha rüber gegangen. Das schöne Herbstwetter und das rote Laub sorgten dafür, dass wir hier oben wunderschöne Fotomotive hatten und diese auch ausgiebig abgelichtet haben. Inzwischen war die Schulklasse auch hier oben angekommen und mit der Ruhe war es am Ende. Wir haben uns dann für unsere Mittagsrast hinter einen Hügelkamm verzogen und dort dann unser Picknick bei prächtiger Aussicht auf den Sarganserkessel genossen. Wir danken an dieser Stelle nochmals der Gemeinde Maienfeld, für die Erteilung der Fahrbewilligung.
Für den Nachmittag haben wir dann nur noch ein paar Kleinigkeiten geplant. So stieg Christiane auf dem Fahrt nach unten beim Guschaturm der Festung Luzisteig aus und lief zu Fuss hinunter. So konnten wir auch von diesem Teil der Festung einmal Fotos schiessen. Leider sorgte eine Baustelle auf dem Weg hinab dafür, dass sie nur mit Ach und Krach hinunter kam. Es wäre zu wünschen, dass wenn Bauarbeiten einen Wanderweg behindern, dies auch oben oder unten angeschrieben wird. So sahen wir dann auch noch andere Wandergruppen auf dem Weg, welche verzweifelt einen Weg nach unten gesucht haben. Dank Christianes inzwischen ausgeprägter Berggängigkeit fand sie aber einen Weg hinunter. Letzter Programmpunkt war noch die MG Kaverne A6203 in Fläsch, von welcher wir bisher nur mässige Fotos hatten. Diese Lücke wurde auch geschlossen und so beendeten wir dann diesen Tag.

Auch wenn uns dann am Abend von diesen zwei Tagen die Muskeln in den Beinen weh getan haben, so haben wir uns über die vielen schönen neuen Fotomotive gefreut. Die abgelegenen Anlagen der Festung Sargans haben ihren ganz besonderen Reiz, den zu entdecken es sich gelohnt hat.











22. Oktober 2011: Unser Tun in Thun
Gestern waren wir - zusammen mit einer kleinen Gruppe von Festungsinteressierten - nach Thun eingeladen worden. Auf dem Programm stand ein Besuch bei der Waffenmechaniker-Schule, wo wir die Ausbildungsanlage der ehemaligen Festungsminenwerfer-Mechaniker besichtigen durften. Wir freuten uns auf diesen Termin, jedoch waren unsere Erwartungen - was es zu sehen geben würde - eher bescheiden. Der Tag in Thun sollte sich als die grosse Überraschung dieses Jahres erweisen.

Pünktlich um 10 Uhr wurde unsere inzwischen vollzählige Gruppe vom Organisator des Anlasses - einem Oberst a.D. - vor dem Tor empfangen. Nach einer kurzen Orientierung betraten wir dann eine Halle, wo dann ein grosses Staunen durch die Gruppe ging. Dort stand auf einer Stahlkonstruktion ein kompletter, voll funktionsfähiger Festungsminenwerfer. Dies ist die einzige solche Anlage, welche nie in einen Monoblock eingebaut wurde. Sie diente während vielen Jahren als Ausbildungs- und Manipulieranlage für die Truppenhandwerker.
Zuerst erfolgte eine Einleitung und Erklärung durch den anwesenden Instruktionsunteroffizier. Er ist der letzte Mann, welcher diese Anlage noch kennt und Rekruten ausgebildet hat. In dieser Halle lernten - während den Hochzeiten der Anlage - jährlich 3 Klassen von Rekruten die Wartung und Reparatur der Werfer. Seit zwei Jahren werden aber schon keine Rekruten mehr am System ausgebildet. Weil das Waffensystem gemäss Entscheid Bundesrat vom Mai 2011 liquidiert werden soll, findet auch kein Wissenstransfer mehr statt. Als der BR Entscheid gefällt wurde, wollte die Ruag bereits in den folgenden Wochen diese einzigartige Anlage abbrechen. Dies konnte zum Glück verhindert werden, so dass die Gruppe die grosse Chance hatten, hier einmal einen noch funktionsfähigen Werfer zu besichtigen und zu fotografieren (was übrigens explizit erlaubt war).
Kompetent erklärte uns der Instruktionsunteroffizier die Funktionsweise der Anlage. Da sie voll funktionsfähig ist, konnte man hier sehen, wie der Deckel zur Seite schwenkt, die Rohre ausgefahren werden und die Anlage schussbereit gemacht wird. Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, selber einmal eine Manipulier-Granate in die Rohre zu werfen und das Zischen zu erleben, wenn der Verschluss sich schliesst und die Rohre ausgeblasen werden. Ebenso liess es sich keiner nehmen, selber einmal am Steuerpult Azimut und Elevation am Werfer einzustellen. Neben diesem voll funktionstauglichen Werfer gab es auch noch Stryx Manipuliergranaten zu betrachten und auch ein FARGOF Feuerleitgerät. Weiteres Highlight war ein Schnittmodel eines Werfers, wo man auch einen Einblick in die Konstruktion der Waffe nehmen konnte. Nach 2.5 Stunden hatte dann jeder alles gesehen und seine Speicherkarte gefüllt. Wer weiss, ob man diese Anlage so jemals wieder im Einsatz erleben wird. Es bleibt zu hoffen, dass sie erhalten wird und eines Tages in einem Festungsmuseum - ebenfalls funktionsfähig - zu sehen sein wird. Wir danken an dieser Stelle Markus, welcher den Anlass dank seiner Connections organisiert hat und den beiden ehemaligen Instruktoren dieser Anlage, welche uns diesen Besuch möglich gemacht haben. Wir glauben im Namen der ganzen Gruppe zu sprechen, wenn wir euch recht herzlich dafür danken, dass ihr euch einen Samstag Zeit genommen habt, um uns allen diesen einmaligen Besuch zu ermöglichen.
Eine Anmerkung in eigener Sache. Bevor nicht 100% klar ist, was mit dem ganzen Waffensystem und dieser Anlage geschieht, werden wir davon absehen, die Fotos gross zu veröffentlichen. Die paar kleinen Bilder, die ihr hier links seht, sollen euch nur einen kleinen Anblick und Vorstellung davon geben, wie die Ausbildungsanlage aussah.

Den Nachmittag haben wir dann zu sechst in Einigen verbracht. Diese bekannte Sperrstelle ist für ihre zahlreichen, wunderschön getarnten Bunker bekannt. Mit der Ausnahme eines MG Bunkers, welcher durch die Gemeinde abgebrochen wurde, weil er die Aussicht von Schülern auf den Thunersee versperrte, sind noch alle Anlagen bestens erhalten. Da Markus die Sperrstelle schon einmal besucht hat und den genauen Standort der Bunker kannte, konnte er uns sofort hinführen und wir verloren keine Zeit mit mühsamen Suchen. Besonders beindruckt haben uns die Bunker A2010 und A2011. Der erste ist als Wohnhaus getarnt und steht direkt an der Bahnlinie. A2011 steht direkt neben dem Sportplatz der Schule und ist ebenfalls als Wohnhaus getarnt. Beide "Häuser" haben das Aussehen, wie man es sich von Häuser der frühen 50er Jahre her gewohnt ist. Rauher Verputz in weiss und grau - Fensterläden aus Holz und sehr unauffällig. Bestimmt wissen auch heute noch die wenigsten der Anwohner, was das für Anlagen sind. Auch die als Scheunen getarnten Bunker sind absolut sehenswert. Einziger Wehrmutstropfen war die Tatsache, dass der einst so grosse Panzergraben an der Kander heute fast komplett zugeschüttet ist. Leider war dann der Nachmittag auch viel zu schnell vorbei, so dass wir uns langsam wieder auf den langen Heinweg an den Bodensee machen mussten. Wir danken an dieser Stelle nochmals Markus, dass er seine Pläne für den Nachmittag abgeändert hat und uns die Anlagen der Sperrstelle Einigen gezeigt hat.













24. - 25. September 2011: Abschlussarbeiten am Gotthard
Die Gotthardregion war in den vergangenen Jahren so was wie unser Dauer-Herbstprojekt. Seit 2008 sind wir jedes Jahr ein paar verlängerte Wochenenden im Herz der Schweiz unterwegs gewesen. So auch das letzte Wochenende, wo wir noch einige Orte aufgesucht haben, um das Kapitel "Gotthard" zumindest vorläufig abschliessen zu können.

Am Samstag hatten wir einen Besuchstermin im Festungsminenwerfer A8717 Lumpegna der Sperrstelle Russein. Diese Anlage wird seit diesem Jahr als Festungsmuseum Stalusa geführt. Wir hätten zwar schon vor 2 Wochen mit der Reisegruppe der APSF hier einen Besuch machen können, jedoch wollten wir diese besondere Anlage in Ruhe besichtigen können, ohne durch eine Gruppe anderer Fotografen behindert zu werden. So konnten wir dann die Anlage in Ruhe besichtigen und all die vielen Besonderheiten bewundern, die wir in diesem Felswerk entdecken konnten. A8717 ist deswegen so besonders, weil dieser Festungsminenwerfer die einzige als Felswerk konzipierte Anlage ist, die komplett erhalten geblieben ist. Alle anderen erstellten Felswerke wurden leergeräumt und rückgebaut. Umso mehr freuten wir uns, nun auch einen solchen Anlagentyp ablichten und dokumentieren zu können. Was uns besonders aufgefallen ist, ist die "interessante" Farbgebung im Werk. So sind der Laborierraum in einem pinkigen Farbton gestrichen worden und die Waffenstellung in einem giftigen Grün. Weiss der Geier, was das FWK dazu bewogen hat, diese seltsamen Farben zu verwenden. Auch die "heimeligen" blauen Fliesen beim Pissoir sind eine Ausnahme in den Schweizer Festungen. Galt es hier, einen Restposten aufzubrauchen? Die Anlage selber präsentierte sich in einem ausgezeichneten Zustand und erfreute unser Fotografenherz besonders. Ein weiteres Highlight dieses Festungsmuseums ist die präsentierte Waffensammlung im ehemaligen Munitionsmagazin. Es würde zu weit führen für diesen Bericht, was es hier alles zu sehen gibt. Überzeugt euch doch selber einmal von der Besonderheit dieser Anlage bei einem Besuch. Auch wenn das Werk nicht gerade am Weg liegt, lohnt sich der Weg nach Disentis unbedingt. Wir danken an dieser Stelle dem Verein Stalusa und unserem Führer für das gewährte Gastrecht und die herzliche Führung. Ebenso geht ein Danke an Markus, welcher den Besuch für uns organisiert hat.
Nach einem Picknick an der Sonne und kurzer Rast haben wir uns dann aufgemacht, endlich das letzte uns fehlende Puzzlestück dieser Sperrstelle zu finden. Das Infanteriewerk A8716 Unter Bahnbrücke haben wir bereits 3-mal erfolglos gesucht. Zwar hatten wir die Koordinaten, jedoch fanden wir nie den Einstieg in den Weg, welcher zum Werk führt. Dieses Mal aber hatten wir einen Tipp, welcher sich als richtig erweisen sollte. Nach wenigen Minuten standen wir vor dem Objekt der Begierde. Einerseits freuten wir uns, dass wir den Bunker endlich gefunden hatten, andererseits ärgerten wir uns, dass wir zwei Mal in der Nähe vorbei gelaufen sind und Weg und Bunker nicht gesehen hatten. Nachdem A8716 endlich auch fotografiert war, sind wir noch zu einigen der anderen Anlagen gelaufen und haben diese nochmals abgelichtet. Eine Innenbesichtigung des Werks bei Madernal, welches auch zum Verein Stalusa gehört, haben wir nicht gemacht, da der Bunker leer steht und es nicht wirklich etwas zu sehen gibt.
Von Russein sind wir dann über den Oberalppass nach Andermatt und hinauf zum Gotthard gefahren. Hier wollten wir noch die Reste eines Sprengobjektes bei einem der Strassengalerien fotografieren, welche wir von der Tremola her immer gesehen hatten, aber nie besucht haben. Der Weg hinunter zum Objekt war einfach zu finden. Der kleine Spaziergang hatte sich gelohnt, haben wir doch einige interessante Details gesehen, wie das Objekt erschlossen wurde und welch waghalsiger Steg unter der Galerie zu den Sprengkammern führte. Würde man für zivile Arbeiten solche Stege und Leitern erstellen, würde die SUVA sicher ihr Veto einlegen. Da es sich aber um Soldaten handelte, spielten solche Überlegungen keine Rolle.
Die Nacht verbrachten wir wieder in "unserem" B&B in Andermatt. Zwar war die Besitzerin im Urlaub, aber freundlicherweise hat sie uns den Schlüssel hinterlegt, so dass wir trotzdem hier übernachten konnten. Dafür einen herzlichen Dank an dieser Stelle. Wie immer haben wir prächtig geschlafen und die Ruhe genossen. Seit wir 2008 das erste Mal hier waren hat sich viel verändert. Durch die jährlichen Besuche haben wir hautnah die Veränderungen gesehen, die das Urserental im Moment durchmacht. Vom beschaulichen Tal verändert sich Andermatt nun zum Ferien-Grossresort. Überall gibt es Baustellen, und die Hotels schiessen aus dem Boden. Von der einstigen Zitadelle Andermatt ist nicht mehr viel übrig, ausser Betonruinen und Werke, die bald verfallen. In wenigen Jahren wird nicht mehr viel an die Gotthard-Festung erinnern, wenn nicht jemand aufsteht und sich die Mühe macht, die letzten Reste davon zu erhalten. Zum Glück haben wir unsere Fotos noch gemacht, als es noch etwas zu sehen gab und Andermatt noch Andermatt war. Wir sind gespannt, wie es in einem Jahr hier oben aussehen wird.
Am Sonntag haben wir dann beschlossen, einmal eine andere Route für den Rückweg zu wählen und dabei eine neue Gegend zu rekognoszieren. So sind wir Richtung Süden aufgebrochen, mit einem kurzen Halt in Airolo. Hier haben wir noch zwei Werke bei Motto Bartolla schnell aufgesucht und unser Fotomaterial ergänzt. Zwar gibt es in der Gegend noch viele vergessene Anlagen, aber diese suchen wir dann das nächste Jahr. So führte uns dann der Heimweg zuerst nach Ambri, wo wir den alten Armeeflugplatz besucht haben. Hier gibt es noch alte Flugzeug-Unterstände zu sehen und diverse andere Relikte. Da die alte Flugzeugkaverne noch von der Armee genutzt wird, ist es nicht möglich, diese von aussen zu sehen. Von Ambri sind wir dann hinunter nach Prato gefahren, wo eine alte Sperrstelle mit zwei Werken steht. Das Hauptwerk ist gut zu sehen und so waren gute Fotos - dank der perfekten Beleuchtung - schnell im Kasten. Es hätte zwar einen Aufstieg zu den Scharten gegeben, aber dank Teleobjektiv haben wir uns den Weg sparen können. Den Gegenbunker im Wald haben wir dann auch schnell gefunden und abgelichtet. Besonderheit hier sind die Reste der Tarnbemalung in Form von Bäumen, welche heute noch zu sehen ist. Den Rest des Heimwegs haben wir d dann genutzt, rechts und links des Weges noch ein paar "modernere" Installationen anzuschauen und deren Tarnung zu bewundern. Die Sperrstelle LONA war denn Abschluss des gestrigen Tages. Zwar haben wir ein paar Anlagen gesehen, für gute Fotos reichte es aber nicht mehr.

Auch wenn das Wochenende kurz war, so haben wir in diesen zwei Tagen viel Neues gesehen. Bestehendes konnten wir ergänzen und abschliessen, Neues konnten wir das erste Mal erkunden. Den nächsten Ausflug werden wir dann in eine andere Gegend machen. Zum Glück gibt's Bunker genug, so dass die "Qual der Wahl" noch eine Weile bestehen bleibt.























09. - 11. September 2011: Auf Reise mit der APSF in der Zentral- und Südschweiz
Das letzte Wochenende waren wir mit der APSF (Association pour la promotion et le soutien de la fortresse Helvetique) unterwegs im Gotthardgebiet und am Vierwaldstättersee. Das Reiseprogramm klang vielversprechend und so haben wir uns zu einigen Programmpunkten auch angemeldet. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gab mehr Enttäuschungen in diesen drei Tagen als Highlights. Die Reiseleitung traf dafür aber keinerlei Schuld. Aber der Reihe nach.

Erster Treffpunkt war der Freitagmittag in der Schöllenenschlucht. Nach kurzer Begrüssung durch den APSF Präsidenten und Reiseleiter Pierre Frei, wurde uns die Fahrbewilligung für die Bäzbergstrasse überreicht. Erster geplanter Programmpunkt war eine Innenbesichtigung der alten Festung Bäzberg. Oben trafen dann nach und nach die Reiseteilnehmer aus halb Europa ein. Eine stattliche Gruppe von 45 Personen stand dann um Punkt 14 Uhr vor dem Eingang bereit. Einzig der Führer liess sich nicht blicken. Als dann nach 15 Minuten Verspätung immer noch niemand erschien, rief die Reiseleitung beim Infracenter Andermatt an, wo denn der Führer sei. Hier erklärte man dann am Telefon, dass dieser nicht erscheinen werde, weil die bereits erteilte Bewilligung für die Besichtigung zurückgezogen sei. Bumm!! Was die Gründe dafür sind, spielt hier keine Rolle, jedoch ist es gelinde gesagt sehr verstörend, dass man die Reiseleitung darüber nicht informiert hat und dies erst geschah, als man sich nach dem verspäteten Führer erkundigte. Anstand scheint offenbar nicht mehr hoch im Kurs zu sein - wie wir dann noch am Folgetag feststellen mussten. Was nun? 45 enttäuschte Reiseteilnehmer und eine verwirrte Reiseleitung stellten sich diese Frage. Dafür hatten wir uns alle einen Tag frei genommen, sind nach Andermatt gereist und werden dann förmlich ohne Vorwarnung vor der Türe stehen gelassen. Wir überlassen es jedem selber, sich in die Lage der Leute oben am Bäzberg zu versetzen. Wir für unseren Teil haben uns dann mit einigen deutschen Reiseteilnehmern nach Göschenen begeben und dort einige interessante Anlagen näher betrachtet. Im Anschluss sind wir dann noch alleine zum Gütsch hinauf gefahren, weil wir doch noch mehr Zeit hatten bis zum Nachtessen, als wir dachten. Die schöne Nachmittagssonne sorgte dort dafür, dass einige Anlagenteile so perfekt beleuchtet waren, wie wir sie bei all den drei Besuchen bisher noch nicht gesehen hatten. Auch einige andere Mitglieder der Reisegruppe hatten dieselbe Idee wie wir und so traf man sich dann dort oben wieder. Den Abend liessen wir dann bei einem gemeinsamen Abendessen mit vielen interessanten Gesprächen und Erfahrungsaustausch ausklingen.

Am Samstag fuhr die Reisegruppe als erstes nach Russein zum neuen Festungsmuseum Stalusa. Da wir für Oktober dort einen Besuch geplant haben, sind wir nicht mitgegangen und haben uns nach Airolo begeben. Dort wollten wir uns auf die Suche nach weiteren "verschollenen" Anlagen begeben, für welche wir einige neue Hinweise erhalten hatten. In der Tat haben wir dann dort Bunker und Waffenstellungen aus der Zeit des 1. und 2. Weltkriegs gefunden. Da wir in der Umgebung jeweils noch weiter gesucht haben, stiessen wir zu unserer grossen Freude noch auf weitere "vergessene Igel". In der Zwischenzeit trafen wir auf einen weiteren Reiseteilnehmer, der auch nicht nach Stalusa mitgegangen ist. So haben wir dann zusammen noch weitere Erkundungen im Raum Airolo und Motto Bartolla gemacht. Den Mittag haben wir dann mit einem Picknick am Eingang von Foppa Grande verbracht - da am Nachmittag eine Besichtigung dieses an und für sich schönen Werkes auf dem Programm stand. Die Reiseleitung hatte auch vereinbart, dass man den hier eingebauten Festungsminenwerfer besichtigen und fotografieren darf. Kein Wunder freute sich die inzwischen auf 50 Teilnehmer angewachsene Gruppe auf diesen Programmpunkt. Sie sollten aber auch hier wieder enttäuscht werden. Wir können den Bericht hier abkürzen. Der Führer wollte von der Besichtigung des Festungsminenwerfers nichts mehr wissen und man schob immer wieder neue Gründe vor, warum man diesen nicht besichtigen kann. Einmal war es die fehlende Zeit, dann die Sicherheit, dann ein fehlender Schlüssel, dann wieder, dass nur ein nicht anwesender Führer dort Führungen machen dürfe, etc., etc. Alle Versuche von Pierre Frei, die Situation zu klären, waren erfolglos. Danach scheuchte der Führer die aufgeteilte Reisegruppe in einem lauten militärischen Ton durch die Anlage, als handle es sich dabei nicht um zahlende Kundschaft (!!) sondern um eine Horde Rekruten aus dem Jahr 1960. Die ganze Führung ging so schnell vonstatten, dass man grosse Mühe hatte, sich etwas anzusehen oder gar ein paar Fotos zu machen. Der Panzerturm z.B. konnte nur teilweise besichtigt werden, da man kaum oben schon wieder herunter kommandiert wurde (Zitat: Kommen sie jetzt herunter!!!!). Draussen sah man dann nur völlig verwunderte, verwirrte, fragende, aber auch sehr verärgerte Reiseteilnehmer. Für uns war das ganze mehr als verwunderlich, gab es doch keinen Grund dermassen mit den zahlenden (!!) Gästen umzuspringen. Dies war der zweite Moment auf dieser Reise, wo wir uns als Schweizer fremdgeschämt haben. Schweiz Tourismus hätte seine wahre Freude an dieser Werbung der Schweizer Gastfreundschaft gehabt. Die Reisegruppe folgte dann widerwillig dem Führer hinunter nach Airolo - wir aber hatten uns für diesen Tag genug anbrüllen lassen und haben beschlossen, uns auszuklinken. Lieber sind wir in die Hügel oberhalb von Fort Airolo gegangen und haben uns auf die Suche nach den bisher verschollenen Anlagen bei Gaspiei begeben. Dank der Hinweise von Pierre fanden wir dann schliesslich in diesem dritten Anlauf die gesuchten Anlagen. Damit haben wir bald alle noch stehenden Bauten des alten Forts gefunden, obwohl die dichte Vegetation die Suche erschwerte. Trotzdem sah das geübte Auge von Christiane die fast gänzlich zugewachsenen Anlagen. So fand - zumindest für uns - der Tag einen versöhnlichen Abschluss. Von den anderen Reiseteilnehmern haben wir erfahren, dass es in Airolo unten auf dieselbe "herzliche" Art und Weise weiter ging, wie es oben in Foppa Grande angefangen hatte. Schade - dieser Tag war keine gute Werbung. Weder für den Schweizer Tourismus, noch für die Schweizer Festungsmuseen. Am meisten leid hat uns aber die Reiseleitung getan. Diese gab sich viel Mühe ein interessantes Programm zusammen zu stellen und wird dann in zwei Tagen dermassen durch die Anlagenbesitzer bloss gestellt. Dies hatten sie wahrlich nicht verdient. Zusagen, die man einmal gemacht hat, sollte man einhalten.

Nach zwei solchen Tagen konnte es am Sonntag fast nur besser werden. Und es wurde nun endlich so, wie wir es uns alle für die ganzen drei Tage erhofft hatten. Auf dem Programm stand ein Besuch in dem ehemaligen Artilleriewerk A2261 Kilchlidossen oberhalb von Stansstad. Diese Anlage hat einige Besonderheiten, wie wir sie bisher noch nirgends anders gesehen haben. Das Werk ist heute im Besitz der Firma Technostore, welche hier ein sicheres Server-Hosting anbietet. Am Eingang empfing uns der Besitzer - Herr Bruno Kezmann - der Anlage, welcher uns freundlichst begrüsste und willkommen hiess. Was für eine erfreuliche Abwechslung zum Vortag! Nach einer kurzen Einleitung durften wir dann die Anlage frei besichtigen, wovon die Gruppe dann auch ausgiebig Gebrauch machte. Obwohl sie die Leute frei bewegen durften, konnten wir nur diszipliniertes und ordentliches Verhalten von allen Reiseteilnehmern beobachten. Ebenso nahm man gegenseitig Rücksicht, damit jeder zu den Fotos kam, die er gerne haben wollte. Herr Kezmann stand die ganze Zeit als kompetenter Besitzer zur Verfügung und konnte die vielen Fragen professionell und freundlich beantworten. Hier fühlte man sich wahrlich als Gast willkommen! Die absolute Besonderheit dieser Anlage sind seine zwei Doppel-Flab-Stände. Diese waren als Kavernen in den Fels gehauen und mit dem Werk verbunden. Von hier aus sollten Tieffliegerangriffe abgewehrt werden. Hier haben wir dann auch DAS Foto der Reise geschossen - eine frontale Aussenaufnahme der beiden Stände. Um diese zu machen hat Pierre Christiane überredet, auf einen der Stahlrohrträger auf der Innenseite der Tarnaufbauten drauf zu stehen. Danach hat sie sich dort mit dem Arm eingehakt und die Kamera schussbereit gemacht. Nun machte Pierre zusammen mit seinem Bruder die Tarntüre auf und Christiane schwebte frei über der Felswand - getragen nur von diesen Stahlrohren. Darunter ein x-Meter hoher Abhang. Frei schwebend schoss sie nun die einmaligen Aufnahmen der Flab-Stände von aussen. Das schwerste an diesen Aufnahmen war aber, dass man die neugierige Meute aus dem Inneren verscheuchen musste, um ein Foto ohne staunende "Gaffer" zu bekommen. Während Christiane einen "Freiflug genoss" stand Zarko "Todesängste" aus - sah er doch, wie seine Frau frei über dem Abhang schwebte. Wir haben ja schon viele verrückte Sachen gemacht, aber DAS war definitiv die wildeste Aktion von Christiane. Was Frau nicht alles tut, um für euch Aufnahmen zu bekommen, die es bisher noch nicht gab - auch nicht im Foto-Archiv der Armee. Im Anschluss gab es anerkennende Blicke der versammelten Männer und viele Händedrücke. Chapeaux Christiane! Zum Schluss verabschiedete sich Herr Kezmann herzlichst bei allen und sprach eine weitere Einladung aus. Als Dank für seine freundliche und herzliche Gastfreundschaft erntete er einen tossenden Applaus und die Geschenke, welche man den anderen Führer zum Glück nicht gegeben hat. Er hatte es sich im Gegensatz zu diesen auch redlich verdient. Auch von uns persönlich an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön für die Gastfreundschaft und das freundliche persönliche Gespräch zum Schluss. Er hat das wettgemacht, was die anderen verhunzt haben.

Während die Reisegruppe sich zum letzten Programmpunkt nach Luzern begaben, sind wir zurück an den Bodensee gefahren. Die Bilanz fällt durchzogen aus. Einerseits die Enttäuschungen am Bäzberg und in Foppa Grande - auf der anderen Seite die Funde in Airolo und das schöne Werk Chilchlidossen. Die Ausbeute an Fotos war aber doch zufriedenstellend, und wir können einige Kapitel ergänzen oder neu erstellen. Zum Schluss wollen wir Pierre Frei und seinem Team herzlich danken, dass sie die Reise organisiert haben. Auch wenn es nicht so lief, wie sie geplant haben, waren wir gerne dabei und freuen uns auf die Reise im Jahr 2012. Ebenso bedanken wir uns bei den anderen Reiseteilnehmern, welche uns auf die eine oder andere Weise geholfen haben und für die netten Gespräche.















04. September 2011: Exklusive Einblicke mit unseren Igel-Friends
Schon 2008 hatten wir einmal eine Exkursion durch das Zürcher Weinland organisiert, welche auf reges Interesse stiess. Dieses Jahr haben wir nun wieder eine Reise durch die gleiche Gegend organisiert, jedoch haben wir dieses Mal andere Anlagen besucht und die Reise exklusiv im Forum für unsere Igel-Friends ausgeschrieben. So trafen wir uns dann gestern mit einem Dutzend Teilnehmern bei der Burg in Stein am Rhein zu einem spannenden Tag.

Die meisten kannten sich bisher nur von ihren Postings im Forum und so sahen wir alle viele Gesichter zum ersten Mal. Aber auch unter den Teilnehmern kannten sich einige schon von Exkursionen der GMS. Nach einer kurzen Einführung durch das Tagesprogramm sind wir dann zusammen mit unserem Führer zuerst zum Infanteriewerk A5527 Burg gegangen. Diese Anlage wurde Anfang Jahr erst entklassifiziert und so konnten wir zum ersten Mal hinter die dicken Betonwände schauen. Auch wenn der Bunker im Inneren aussieht wie X andere solche Anlagen, so war er insofern besonders, als er noch zum grossen Teil original ausgerüstet ist. Nur die Pak fehlte - diese wurde schon 1979 ausgebaut, um in Stadel eingebaut zu werden - und auch die restliche Bewaffnung. Der Rest war aber noch komplett vorhanden. Eine weitere Besonderheit ist der Bunker selber, ist er doch eine von 3 Prototypen-Anlagen, welche bis 1938 am Rhein errichtet wurden. Mit grossem Interesse verteilte sich die Gruppe im Bunker und jeder untersuchte die Dinge, die ihn am meisten interessierten. Die Anlage dürfte auch bald öffentlich zugänglich werden, will doch die Stadt den Bunker übernehmen.
Von Stein am Rhein sind wir dann zum 8.1 cm Festungsminenwerfer A5575 nach Schlattingen gefahren. Hier folgte als erstes ein Referat von unserem Teilnehmer Hans, welcher als ehemaliger Kompaniekommandant einer PAL Kompanie in der Gz Br 6 kompetent über die Sperrstelle bei Schlattingen berichten konnte. Da er mit seiner Kompanie hier eingesetzt worden wäre, konnte er viele spannende Details erzählen und einiges an Staunen auslösen. Wir erfuhren, warum wo welche Unterstände gebaut wurden, was die Kriterien dafür waren und wie die Chancen im Kampf gestanden hätten. So berichtete er von Computer-Simulationen, wo sich gezeigt hat, dass diese Sperrstelle nach 4 Stunden Kampf durchbrochen worden wäre. Danke an dieser Stelle an Hans für seine sehr interessanten Ausführungen. Da die Anlage zu klein war, um mit der ganzen Gruppe hinein zu gehen, wurde diese aufgeteilt. Während sich die einen den Minenwerfer von innen ansahen, sind die anderen zu den umliegenden Sperren und Unterständen gegangen. Von diesen kamen sie dann zurück und berichteten, dass ein Unterstand und ein ASU aufgebrochen worden seien. Die nähere Untersuchung hat dann gezeigt, dass ein U12 von der lokalen Jugend aufgebrochen wurde und diese dort drin eine Party gefeiert haben. Leere und zebrochene Bierflaschen zeugten davon. Mehr überrascht hat dann der Anblick eines aufgebrochenen ASU. Das Schloss war noch intakt und die Jugendlichen müssen schon sehr viel überschüssige Energie gehabt haben, haben sie doch die schwere Türe mit einem Hebeeisen aufgewuchtet. Im Inneren selber war die Anlage aber intakt. Offenbar hatte der ASU zu wenig Charme für eine Party. Manchmal würde man sich wünschen, diese Jungen würden ihre Energie in sinnvollere Tätigkeiten investieren.
Von Schlattingen sind wir dann - mit etwas Umweg - nach Dorf gefahren. Hier wartete der Höhepunkt des heutigen Ausflugs auf uns. Vorher aber stärkten wir uns im Feld bei einem Picknick und unterhielten uns mit "Fachgesprächen" unter den Reisenden. Nach dem kurzen Break konnten wir den auch dieses Jahr entklassifizierten, ehemaligen Brigade KP Gz Br 6 A5310 besichtigen. Dieses Felswerk wurde Anfang der 60er Jahre aus dem Fels gebrochen und erstaunte die Besucher mit seiner Grösse. In der Gruppe besichtigten wir dann die Anlage und staunten ob der vielen heute altertümlich wirkenden Relikte. Die Computergeneration konnte fast nicht glauben, dass man früher mit Packpapier geführt hat und ohne Computernetzwerke. In der ganzen Anlage gab es keine Netzwerk- oder Computereinrichtung. Wer die Bilder aus dem TV kennt, wo moderne Führungszentralen der NATO zu sehen sind und eine solche Einrichtung erwartete, wurde entäuscht. Im Prinzip war die Anlage eine Höhle mit Büros, Betten und einer Küche. Kein Wunder wird die Anlage nun verkauft, entspricht sie doch in keiner Art und Weise mehr den heutigen Bedürfnissen der Armee. Das Geld für den Unterhalt dieser Höhle kann in der Tat heute besser eingesetzt werden. In der Zeit aber, wo sie gebaut und genutzt wurde, war der KP sicher eine angemessene Investition. Auch hier wusste dann Hans aus seiner Dienstzeit zu berichten, wie er als Kompaniekommandant in einem ihm unbekannten dunklen Wald ausgesetzt wurde und man ihm erklärte, wie er zu Fuss zum KP finden würde. Erst mit der Zeit dann haben er und seine Kollegen herausgefunden, wo der KP liegt und dass sie an der Hauptstrasse davor immer x-Mal vorbei gefahren sind.
Von Dorf aus sind wir dann zum Rgt KP A5398 Herrenwies gefahren. Im Vergleich zum grossen Brigade KP war dieser doch nicht gerade kleine Rgt KP eine Sardinenbüchse. Entsprechend gestaunt haben dann unsere Reiseteilnehmer über die Kombination aus Arbeitstisch mit darüber liegender Pritsche. Wie sollte man sich hier ausruhen, wenn direkt unter einem Befehle durchs Telefon gegeben wurden oder Rapporte im nur durch einen Vorhang getrennten Nebenraum abgehalten wurden. Nach diesem kurzen Intermezzo sind wir dann zum letzten Highlight des Tages gefahren.
Eine in der Schweiz einmalige Anlage ist die Doppel-Centurion Anlage von Stadel. Hier wurden 1993 zwei Centurions an die bereits modernisierte Pak-Anlage A5353 angebaut. A5353 selber wurde bereits Ende der 1970er Jahre modernisiert und um einen Pak-Stand erweitert. Hier schloss sich auch der Zyklus des gestrigen Tages, sahen wir doch den in Stein am Rhein ausgebauten Pak-Käfig wieder, dieses Mal aber eingebaut. Mit dem Anbau der Centurions wurde der ex-Pak Bunker dann als Unterkunft und KP genutzt. Entsprechend modernisierte man den Bunker und entfernte die Bewaffnung. Dafür baute man zwei Centurion Bunker an, welche unterirdisch verbunden waren. Dank der Grösse der Anlage verteilte sich die Gruppe, ohne dass man sich gegenseitig beim Fotografieren im Wege stand. Die meisten nutzen dann auch die Gelegenheit, einmal in einen Centi hinein zu sitzen und sich als Richtschütze zu versuchen, was sich gar nicht als einfach entpuppte. Auch nahmen alle die Gelegenheit wahr, einmal diese Anlage geöffnet zu fotografieren. Diese spannende Anlage konsumierte dann auch am meisten Zeit und nach 1.5 Stunden war es dann Zeit, den offiziellen Teil des Ausflugs zu beenden. Wir verabschiedeten uns von unserem Führer. An dieser Stelle ein herzliches Danke für die kompetente Führung im Namen der ganzen Gruppe.
Der Abschluss bildete dann ein gemeinsamer Höck und Nachtessen in Winkel. Hier konnten wir dank dem herrlichen Wetter, welches wir den ganzen Tag hatten, draussen Platz nehmen und den Tag im Gespräch nochmals Revue passieren lassen. Das Danke geht hier an Silvio, welcher die erste Getränkerunde für alle Teilnehmer übernommen hatte, weil er einige Minuten zu spät gekommen ist. Vielen Dank Silvio.

Wir danken an dieser Stelle allen unseren Igel-Friends, welche an diesem Tag teilgenommen haben. Es hat uns gefreut, dass ihr gekommen seid und wir viele neue Gesichter sehen konnten. Besonders gefreut hat uns die Gelegenheit, mit jedem von euch zu plaudern. Leider war der Tag zu kurz, um mit jedem wirklich ausführlich sprechen zu können. Gerne holen wir das aber bei einer nächsten Gelegenheit nach. Wir freuen uns, euch hoffentlich bei einer nächsten Gelegenheit wieder begrüssen zu können.
Falls ihr auch ein Igel Friends seid und euch wundert, nichts von der Reise gewusst zu haben, so seid ihr "selber schuld". Es lohnt sich regelmässig ins Forum zu schauen und zumindest mitzulesen. ;-)


12. Juli 2011: Woche 9 - Von Charleston über die Outerbanks nach Washington
Alles Gute muss irgendwann einmal enden. So auch unsere Ferien. Doch davor haben wir noch eine spannende Woche im Osten verbringen dürfen.

Der Montag startete bzw. endete mit viel Getöse, nämlich dem 4th of July-Feuerwerk in Charleston. Was bei uns der 1. August ist, ist bei den Amerikanern der 4. Juli. Auch wir haben den Independenceday standesgemäss verbracht und sind zu diesem Zweck zuerst an den Hafen gefahren. Das erste Ziel des Tages konnte man nur mit dem Boot erreichen und trägt den klingenden Namen Fort Sumter. Die Idee mit dem Ausflug nach Fort Sumter hatten auch viele Amerikaner, so dass das Ausflugsboot fast voll war. Seine historische Bedeutung erlangte das Fort als Schauplatz der ersten militärischen Auseinandersetzung des Amerikanischen Bürgerkrieges. Am 12. April 1861, also vor fast genau 150 Jahren, eröffneten die Batterien bei Charleston das Feuer auf dieses Fort. Damit begann die grösste Tragödie der amerikanischen Geschichte, welche vier Jahre andauern und mehr als 600.000 Tote fordern sollte. Nach dem Krieg war Fort Sumter eine Ruine und vom ursprünglichen Fort sind heute nur noch wenige Mauerreste erhalten. Erst unter dem Eindruck des spanisch-amerikanischen Krieges von 1898 wurde innerhalb der Mauerreste eine neue Küstenartilleriebatterie errichtet. Diese massive Betonkonstruktion mit dem Namen Battery Huger ist heute das alles dominierende Bauwerk auf dieser Insel. Bereits nach einer Stunde hiess es schon wieder an Bord zu gehen und nach Charleston zurückzukehren.
Am Nachmittag sind wir zum südlichen Hafeneingang von Charleston, nach Sullivan Island gefahren. Hier liegt Fort Moultrie, wo bereits Ende des 18. Jahrhunderts erste Befestigungsanlagen errichtet wurden. Während der darauf folgenden Epochen wurden die Anlagen zusehends ausgebaut und erreichten ihren Höhepunkt während des 2. Weltkrieges, als von hier aus die Hafenverteidigung von Charleston organisiert und kommandiert wurde. Heute ist Fort Moultrie ein National Monument und wird von National Park Service betreut. Das Fort und die angrenzenden Küstenartilleriebatterien sind restauriert und zeigen eindrucksvoll die verschiedenen Epochen der Küstenverteidigung bei Charleston. Unser persönlicher Höhepunkt war der ausgerüstete Kommandoposten, wie er zur Zeit des 2. Weltkrieges ausgesehen hat. Die Amerikaner schaffen es mit ihren Museen immer wieder, dass man sich in der Zeit zurück versetzt fühlt. Krönender Abschluss des Tages war dann das obligate 4th of July-Feuerwerk, welches über dem Flugzeugträger USS Yorktown im Hafen abgefeuert wurde. Ganz Charleston versammelte sich zu diesem Event am Hafen und genoss friedlich das Schauspiel.
Die USS Yorktown (CV-10) war dann auch das Besuchsziel für den folgenden Tag. Die Yorktown lief 1943 vom Stapel und war während des 2. Weltkrieges eines der erfolgreichsten Schiffe der amerikanischen Flotte. Die Fighting Lady, wie sie liebevoll von der Besatzung genannt wurde, war danach bis 1970 im Einsatz und dem entsprechend an allen grösseren Konflikten in diesem Zeitraum irgendwie involviert. Seit 1975 liegt sie als Museumsschiff im Hafen von Charleston. Auch wenn dies nun der 3. Flugzeugträger war, den wir auf unserer Reise besichtigt haben, waren wir doch immer wieder fasziniert von der Grösse der Schiffe und hatten jedes Mal das Gefühl, wir würden uns verlaufen. Persönliches Highlight auf diesem Schiff war das Mittagessen, das wir im Navy-Stil in der ehemaligen Unteroffizierskantine eingenommen haben. Ein ehemaliger Navykoch bereitet hier in der Küche authentische Gerichte aus jener Zeit zu, welche man dann aus den Original-Speiseblechen geniessen kann. Musik aus der Zeit des 2. Weltkriegs und alte Plakate aus dieser Zeit sorgen dafür, dass man sich zeitlich zurück versetzt fühlt.
Am Mittwoch war es dann leider Zeit, Charleston zu verlassen und die letzte Etappe Richtung Washington anzutreten. Dazu sind wir entlang der Atlantikküste Richtung Outerbanks und Cape Hatteras gefahren. Auf dem Weg dorthin fährt man zwangsläufig am grössten US-Marinecorps-Stützpunkt der Ostküste Camp Lejeune vorbei. Hier sieht man erst, wie klein doch unsere militärischen Anlagen in der Schweiz sind. Die Basis umfasst ein Gebiet von 637 km2. An den Zäunen entlang der Strasse fielen uns besonders die unzähligen bunten u nd liebevoll gestalteten Plakate auf, mit denen die Angehörigen ihre vom Einsatz zurückkehrenden Männer und Frauen willkommen heissen.
Um nach Cape Hatteras zu gelangen, muss man eine Fähre nehmen. Diese fährt nur sehr selten und die Überfahrt dauert zweieinhalb Stunden. Unser Ziel war es, spätestens mit der 18 Uhr-Fähre überzusetzen. Dieser Fixpunkt taktete unseren ganzen Tag. So blieb uns dann in Wilmington (NC) gerade einmal eineinhalb Stunden Zeit, um das Schlachtschiff USS North Carolina (BB-55), welches hier vor Anker liegt, zu besichtigen. Obwohl die North Carolina fast identisch ist mit der USS Massachusetts, die wir in Falls River besucht haben, wollten wir uns dieses Schiff aus einem ganz bestimmten Grund anschauen. Die North Carolina ist im Moment das einzige Museumsschiff, auf dem man auch den unteren Teil eines Panzerturmes sehen kann. Steht man hier unten, wo die 16"-Geschütze gelagert sind, sieht man erst, wie klein die Kaliber in den Schweizer Festungen waren. Das Geschoss eines solchen Geschützes wiegt so viel wie ein VW-Käfer. Nachdem die Fotos schnell in den Kasten gebracht waren, mussten wir schnell zur Fähre düsen. Genug früh am Fährhafen angekommen, geschah dann die erste Panne dieses Urlaubs, wenn auch nicht bei uns. Die Fähre hatte bei der Überfahrt unter Wasser etwas gestreift und den Propeller beschädigt. Somit fiel sie aus, und wir mussten auf die nächste Fähre warten, welche erst um halb neun fuhr. Hätten wir das gewusst, hätten wir uns mehr Zeit für die ganze Fahrt nehmen können. So sind wir dann erst im Dunkeln und gegen Mitternacht bei unserem Hotel angekommen.
Am folgenden Tag sind wir dann den Outerbanks entlang gefahren und haben die wunderschöne Dünenlandschaft genossen. Schon die ganze Zeit, seit wir an der Küste waren, herrschte eine schwüle Hitze mit Temperaturen weit über 30 oC. So waren wir dann ganz froh, dass ab und zu ein Gewitter die Temperatur auf ein etwas erträglicheres Niveau senkte. Auf Cape Hatteras wurde 1903 Geschichte geschrieben. Auf einer Wiese unweit von Kitty Hawk fand hier am 17. Dezember 1903 der erste motorisierte Flug der Menschengeschichte statt. Die Gebrüder Wright haben einen Menschheitstraum erfüllt und dafür gesorgt, dass wir heute in ein Flugzeug steigen können, um auf einem anderen Kontinent den Urlaub zu verbringen. In Kitty Hawk gibt es ausser einer Wiese mit vier Steinen (diese markieren die Distanzen der vier erfolgreichen ersten Flüge) nicht viel zu sehen. Und trotzdem schaffen es die Amerikaner, daraus einen Publikumsmagneten zu machen, welcher die Massen anzieht (so auch uns).
Am Abend sind wir dann in Norfolk angekommen. Norfolk und die umliegenden Orte sind der Hauptstützpunkt der US-Navy Atlantikflotte. Norfolk gilt als grösste Marinebasis der Welt. Wir sind hier her gekommen, weil wir einerseits einmal den Marinehafen bei einer Hafenrundfahrt sehen wollten und andererseits, weil hier die USS Wisconsin (BB-64) liegt. Die USS Wisconsin gehört zusammen mit ihren drei Schwesterschiffen zu den grössten Schlachtschiffen, die jemals von der Navy gebaut wurden. Die Wisconsin war das letzte fertig gestellte Schlachtschiff der US Navy und war nicht nur im 2. Weltkrieg im Einsatz, sondern auf im Koreakrieg und bei Desert Storm 1991. Das Schiff hält einen ganz besonderen Rekord. Obwohl an zahlreichen Gefechten direkt im Kampf beteiligt, hat nie ein Matrose im Kampf sein Leben auf dem Schiff verloren. Ebenso wurde das Schiff nur ein einziges Mal direkt getroffen (Koreakrieg). Und auch dabei wurden nur drei Matrosen nur leicht verletzt. Nach dem Koreakrieg wurde das Schiff eingemottet, bevor es 1986 wieder reaktiviert und umgebaut wurde. Das Schiff erhielt modernste Elektronik und als neue Bewaffnung Marschflugkörper an Bord. Ebenso erhielt das Schiff seine eigenen Drohnen. Mit diesen war es nun nach 40 Jahren endlich in der Lage, seine Geschütze selber zu leiten. Dazu muss man wissen, dass die Reichweite der 16"-Geschütze über den visuellen Horizont des Schiffes reicht. Mit der Drohne war das Schiff nun endlich in der Lage, seine Hauptbewaffnung ohne fremde Feuerleitung einzusetzen. Dies demonstrierte das Schiff dann eindrucksvoll während Desert Storm. Immer wieder wurden die schweren Geschütze zu Feuerunterstützung von den Truppen an Land angefordert. Dank der Drohne wiesen die Geschütze eine bis dahin unerreichte Präzision auf. Die irakischen Truppen lernten schnell, dass wenn eine solche Drohne am Himmel auftaucht, dies unweigerlich den Tod bedeutete. Darum hält das Schiff einen weiteren bis dahin unerreichten Rekord: Es ist das einzige Schiff der Welt, dem sich feindliche Truppen an Land ergeben haben, denn bei einer seiner letzten Feuermissionen des Krieges sind die Irakis beim Auftauchen der Drohne aus den Bunkern gekrochen und haben weisse Fahnen geschwenkt, um dem drohenden Feuer zu entgehen. Am 30. September 1991 wurde das Schiff endgültig ausser Dienst genommen. Seit Dezember 2000 liegt das Schiff im Hafen von Norfolk bei Nauticus-Museum als zusätzliche Attraktion vor Anker. Bis Ende 2009 konnte man allerdings nur das Deck des Schiffes besuchen. Alle Innenbereiche blieben verschlossen. Grund hierfür war die Tatsache, dass die Wisconsin bis dahin immer noch zur Mothballfleet der US-Navy gehörte. Hierher werden die alten Schiffe versetzt, welche man in einem möglichen Krisenfall wieder reaktivieren könnte. Seit 2010 gehört die Wisconsin nun der Stadt Norfolk und wird Schritt für Schritt in den kommenden Jahren als Museum her gerichtet. Im Moment kann man daher nur wenige Innenteile besichtigen. Trotzdem lohnt sich die Tour, da man das ehemalige Gefechtsleitzentrum, welches im Desert Storm verwendet wurde, besichtigen kann.
Nach dem Besuch der Wisconsin war es dann Zeit für die Hafenrundfahrt. Hier konnte man dann Schiffswerft, Containerhafen und auch den Marinehafen aus der Nähe anschauen. Obwohl zahlreiche Schiffe der US Navy derzeit vor Anker liegen, blieb uns das absolute Highlight leider versagt. Die US Navy ist derzeit dermassen mit Einsätzen überlastet, dass man einen Flugzeugträger nur noch sehr selten in Norfolk zu Gesicht bekommt. Die zwei Tage zuvor eingelaufene USS Eisenhower hatte den Hafen bereits wieder verlassen, bis wir unsere Hafentour hatten. Pech gehabt.
Von Norfolk sind wir dann zu unserem letzten Zielort, der amerikanischen Hauptstadt Washington, aufgebrochen. Unterwegs haben wir dann zum letzten Mal auf unserer diesjährigen Reise noch alte Betonklötze aufgesucht. An der nördlichen Einfahrt in die Chesapeekebay liegt das noch aktive Fort Monroe. Um hinein zu gelangen, muss man am Eingang einen Visitorpass beantragen. Diesen erhält man dann auch relativ unkompliziert und kann sich dann in aller Ruhe die alten Küstenartilleriebatterien, welche teilweise noch ausgerüstet sind, ansehen. In Washington gibt es viel zu sehen und entsprechend dicht gedrängt war und ist das Programm. Das vielleicht eindrücklichste und emotional bewegendste "Denkmal" ist der Nationalfriedhof Arlington. Auf einem 252 ha grossen Areal liegen mehr als 260.000 Soldaten (und teilweise deren Angehörige) begraben. Arlington ist nicht nur für die Amerikaner sondern auch für viele Touristen ein Anziehungspunkt. Und so pilgerten wir zusammen mit vielen vielen anderen Besuchern entlang der weissen Grabsteine zum Grab von J. F. Kennedy und zum Grabmal des unbekannten Soldaten. Dort findet jede halbe Stunde eine eindrückliche Wachablösung statt. Am meisten beeindruckt hat uns die Masse der Besucher auf diesem Friedhof und die Tatsache, dass sich jeder dem Ort angemessen würdevoll verhalten hat.
Wir werden die letzten Tage noch die üblichen Attraktionen besuchen, bevor es dann am Mittwoch endgültig heisst, sich von den USA zu verabschieden und nach Hause zu fliegen. Wie schnell doch neun Wochen Ferien vorbei gehen. Gerade erst angekommen, schreiben wir nun schon unseren letzten Blog in den USA. Wir konnten neun wunderbare Wochen verbringen und haben mehr erlebt und gesehen, als wir erwartet haben. Mit vielen neuen und positiven Eindrücken kehren wir nach Hause zurück und stellen dabei fest, dass in Europa von vielem, was in diesem Land passiert, ein falsches Bild vorhanden ist. Wir für unseren Teil freuen uns, wenn es nicht wieder sechs Jahre dauert, bis wir hierher zu einem neuen Urlaub zurück kehren.


04. Juli 2011: Woche 8 - Von Sandy Hook durch die Blue Ridge Mountains nach Charleston
Die letzte Woche stand thematisch im Zeichen des Amerikanischen Bürgerkrieges einerseits und der Naturschönheiten des Shennandoah Nationalparks und des Blue Ridge Mountain Parkways andererseits. Am Ende sind wir in Charleston angekommen.

Erstes "Highlight" am Montagmorgen waren unsere total zerstochenen Beine. Die Mücken oder Moskitos von Sandy Hook entpuppten sich als wesentlich mühsamer als die Mücken bei uns daheim. Wir hätten trotz der Hitze lange Hosen anziehen sollen. Etwas, das wir uns für ein nächstes Mal merken werden. Von Sandy Hook sind wir dann in Richtung Gettysburg im Bundesstaat Pennsylvania aufgebrochen. Dem einen oder anderen von Euch mag dieser Name etwas sagen, fand doch hier im Juli 1863 die wichtigste Schlacht im amerikanischen Bürgerkrieg statt. Während drei Tagen prallten hier die Armee der Nordstaaten unter General Mead und die Armee der Südstaaten unter General Lee aufeinander. Der bisher siegesgewohnte General Lee erlebte hier seine entscheidendste Niederlage und die Union ihren ersten entscheidenden Sieg. Am Ende der drei Tage beklagten die beiden Armeen zusammen über 43.000 Mann Verluste. Nicht nur die Schlacht hat diesen Ort in den USA berühmt gemacht, sondern auch die Rede von Präsident Abraham Lincoln zur Einweihung des neuen Friedhofes noch im selben Jahr. Die knapp dreiminütige Rede, die heute als Gettysburg Adress bekannt ist, wird auch als eine der bedeutendsten Reden der amerikanischen Geschichte angesehen. Entsprechend ist Gettysburg für die Amerikaner ein heiliger Boden und so reiht sich hier entlang der ehemaligen Frontlinien Denkmal an Denkmal, Kanone an Kanone. Über einen 24 Meilen langen Drive kann man alle wichtigen Punkte anfahren und sich über die Ereignisse vor, während und nach der verhängnisvollen Schlacht informieren. Abgerundet wird das Ganze durch ein hervorragendes Visitorcenter, für dessen Ausstellung man alleine einen ganzen Tag benötigen würde, um sie anzusehen. Weil am Anreisetag die Zeit zu knapp war, um alles anzusehen, haben wir dann am Folgetag noch ein paar Stunden investiert. Aufgrund seiner Bekanntheit war dieser National Historic Park leider total überlaufen. Dies hat auch sein Positives, zeigt es doch, dass sich grosse Massen von Amerikanern für ihre Geschichte interessieren. Schweizer Festungsmuseumsbetreiber würden sich ein ähnlich grosses Interesse sicherlich wünschen. Unsere Reise bisher hat jedenfalls gezeigt, dass sich der durchschnittliche Amerikaner mehr für seine Geschichte interessiert, als der durchschnittliche Schweizer. Von Gettysburg ging es dann ins malerische Shennandoah Valley. Unterwegs sind wir noch beim Schlachtfeld von Antietam vorbeigekommen. Hier fand am 17. September 1862 die verlustreichste Eintagesschlacht des gesamten Bürgerkrieges statt. Mit seinem Gesamtverlust von 23.000 Mann wird dieser Tag auch als der blutigste Tag der amerikanischen Geschichte bezeichnet. Die Schlacht zwischen den Truppen von General Mc Clellan (Nordstaaten) und General Lee (Südstaaten) endete zwar unentschieden, gilt jedoch als strategischer Sieg der Nordstaaten. Sie führte dazu, dass am 22. September 1862 Präsident Abraham Lincoln seine berühmte Emanzipationserklärung hielt, welche die Sklaven befreite. Hier kann man ebenfalls auf einem 8 Meilen langen Rundweg die Stationen abfahren und besichtigen. Auch aus fotogeschichtlicher Sicht ist Antietham ein wichtiges Schlachtfeld. Zwei Tage nach der Schlacht dokumentierte Fotograf Alexander Gardner ausführlich das Schlachtfeld. Seine Aufnahmen der vielen toten Soldaten erschütterten die Betrachter und führten zu einer realistischeren Einschätzung des bis dahin idealisierten Geschehens auf den Schlachtfeldern. Diese Fotos gelten noch heute als Meilensteine der Fotogeschichte.
Die restliche Woche wurde dann wieder friedlich. Volle drei Tage benötigten wir, um die 625 Meilen zwischen Front Royal (Virginia) und Gatlinburg (Tennessee) zurückzulegen. Dabei haben wir die Naturschönheiten des Shennandoah Nationalparks geniessen können und sind zwei Tage gemütlich auf dem Blue Ridge Mountain Parkway gefahren, der wohl schönsten Panoramastrasse Amerikas. Am südlichen Ende des Blue Ridge Mountain Parkways erwartete uns der Smokey Mountains Nationalpark. Was den Parkway so einzigartig macht, ist nicht nur das Panorama, welches man links und rechts geniessen kann, sondern auch die zahllosen und nicht enden wollenden blühenden Rhododendronbüsche auf zahlreichen Abschnitten der Strasse. Einzige Punkt zum Vergessen war Gatlinburg, welches sich als komplett übertriebenes Touristendorf entpuppte. Der hier herrschende Rummel übertrifft jede Olma, Züspa oder Muba bei weitem und dies täglich. Zum Glück hatten wir ein ruhiges Bed & Breakfast ausserhalb von Gatlinburg gebucht, wo man von dem ganzen Trubel nicht viel mitbekommen hat.
Von Gatlinburg sind wir dann wieder Richtung Atlantikküste aufgebrochen. Unser Ziel war die malerische Südstaatenstadt Charleston. Da der 4th of July mit seinem langen Wochenende vor der Türe stand, waren nicht nur wir unterwegs, sondern auf gefühlte Dreiviertel der USA. Wir sind den Staus auf dem Freeway dadurch entgangen, dass wir die praktisch leeren alten State-Highways genommen haben und so auf Schleichwegen in Charleston angekommen sind. Charleston gilt zu Recht als "La Belle of the Old South". Noch heute kann man in Charleston nachvollziehen, welche Reichtümer die früheren Kaufleute durch den Anbau von Reis, Baumwolle und Indigo angehäuft haben. Die Stadt bietet sich in einem farbenprächtigen Kleid aus Gärten und Parks. Gleich am ersten Tag haben wir die Stadt und ihre Schönheit trotz der glühenden Hitze zu Fuss erkundet. Es ist unmöglich, die vielen Fotomotive, die sich einem bei einem solchen Spaziergang hier bieten, alle einzufangen. Um alle Motive auf Speicherchip zu brennen, bräuchte man Wochen und Tage, die wir leider nicht mehr haben.

Die letzte noch ganze verbliebene Woche unserer Reise wird hier am 4th of July in Charleston beginnen und am letzten Ziel unserer Reise, nämlich in Washington enden. Davon berichten wir Euch dann in unserem nächsten Blog.


28. Juni 2011: Woche 7 - Von den Niagarafällen über Neuengland nach Sandy Hook
Mit der achten Woche hat der letzte Teil unserer Reise begonnen. Wir haben die Vereinigten Staaten in östlicher Richtung durchquert und den Atlantik erreicht. Grosse Tiere und grosse Betonklötze haben diese Woche geprägt. Aber wieder einmal der Reihe nach.

Am Montag stand die längste Fahretappe dieser Reise auf dem Plan, galt es doch von den Niagarafällen bis nach Maine zu gelangen. Während wir in der Schweiz einheitliche Geschwindigkeitsbegrenzungen kennen, ist es in den USA immer eine Lotterie, wie schnell man in den einzelnen Bundesstaaten fahren darf. Der Westen ist in dieser Richtung liberaler und je östlicher man kommt, desto niedriger sind die Höchstgeschwindigkeiten, die erlaubt sind. Dem entsprechend lange hat es dann auch gedauert, von den Niagarafällen nach Kennebunkport zu kommen. Dem einen oder anderen von Euch wird dieser Ort etwas sagen. Kein Wunder: Ist dies doch der offizielle Feriensitz der US-Präsidenten. Dem entsprechend ist dieser Ort sehr anschaulich und gepflegt. Aber auch die restlichen Ort am der Küste von Maine stehen hier in nichts nach. Davon konnten wir uns am Dienstag dann überzeugen auf unserer Fahrt der Küste entlang nach Bar Harbor auf Mount Desert Island. Vermutlich werden dieser Ort und diese Insel den wenigsten von Euch etwas sagen. Jedoch liegt hier der Acadia Nationalpark. Er ist bekannt für seine zerklüftete Felsküste und die raue Landschaft mir Bergen und Seen. Acadia ist der einzige Nationalpark in Neuengland, gehört aber zu den zehn meistbesuchten Nationalparks in den USA. Einen Park haben wir uns für den Nationalpark reserviert. Diesen braucht man auch, wenn man sich alles in Ruhe anschauen will. Christianes Highlight war hier die Sichtung eines Bibers beim Bau seines Dammes. In freier Natur bekommt man diese scheuen Tiere nur sehr selten zu Gesicht. Am zweiten Tag sind wir dann in See gestochen, wo wir das grosse Glück hatten, Triton, zu treffen. Dies ist ein Buckelwal , der immer wieder vor der Küste von Neuengland gesichtet wird. Zum ersten Mal gesehen wurde er 1976. Seither ist er regelmässig hier anzutreffen. Es ist schon ein sehr eindrückliches Erlebnis, wenn man so nahe an ein solch grosses Tier heranfährt und es aus der Nähe beobachten kann. Von den zahlreichen Tieren, die wir auf unserer Reise gesehen haben, war Triton das eindrücklichste.
Am Freitag haben wir Bar Harbor in Richtung Boston verlassen. Für Boston hatten wir nur einen Kurztrip eingeplant. Entsprechend haben wir dann am Nachmittag nur die Innenstadt gesehen und haben den Freedom-Trail abgelaufen. Einsetzender Regen hat dann dafür gesorgt, dass wir die Route etwas abkürzen mussten. So blieb Zeit, die inzwischen herangewachsene "Lockenpracht" auf Zarkos Kopf durch einen Barbier bändigen zu lassen. Und wenn er schon auf diesem Stuhl sass, so kümmerte sich der Profi dann auch gleich um den Wochenbart. Das nennt man dann Wellness für Männer.
Nach so viel Natur und Kultur war es Zeit, sich wieder einmal ein paar grosse Kaliber anzusehen. Diese grossen Kaliber haben wir in Form von neun 16"-Geschützen (41 cm) an Bord der USS Massachusetts (BB-59) gefunden. Die USS Massachusetts ist ein Schlachtschiff, welches heute als ein Museum dient. Sie wurde 1942 in Betrieb genommen und diente zuerst bei den Kämpfen im Mittelmeer. Danach wurde sie in den Pazifik verlegt, wo sie an mehreren Kämpfen teilnahm. Spuren davon kann man noch heute auch Deck sehen. Steht man vor einem der drei Panzertürme mit den mächtigen Kanonen so kommen einem die in die Schweizer Festungen eingebauten Kanonen wie Spielzeuge vor. An Bord der Massachusetts kann man sich einen solchen Turm auch von innen ansehen. Neben der USS Massachusetts kann man sich im gleichen Museum auch noch ein U-Boot und einen Zerstörer aus dem Zweiten Weltkrieg sowie als spezielles Highlight die ehemalige DDR-Raketen-Korvette Hiddensee. Nächster Stopp auf unserer Reise war dann nochmals ein Museumsschiff, und zwar die USS Nautilus (SSN-571). Die Nautilus war das erste nuklear angetriebene U-Boot. Sie wurde 1954 in Betrieb genommen und machte Schlagzeilen, weil sie als erstes U-Boot den Nordpol unter Wasser durchfahren hat. Die vordere Hälfte der Nautilus kann heute von innen besichtigt werden. 105 Mann haben auf engstem Raum eine damals hoch komplexe Maschine bedient. Das Leben in dieser Blechbüchse und die Einrichtung kann in gewisser Weise durchaus mit dem Leben in einer Festung verglichen werden.
Den letzten Tag der Woche haben wir dann wieder standesgemäss verbracht. Wir haben Betonklötze auch Sandy Hook besucht. Sandy Hook wird den wenigsten von Euch etwas sagen. Dafür aber die Stadt New York. Sandy Hook ist die Halbinsel, welche 8 Meilen gegenüber von New York liegt. Seit 1816 wurde hier Befestigungsanlagen errichtet, welche den wichtigen Schifffahrtskanal und den New Yorker Hafen sichern sollten. Nachdem wir uns am Morgen zuerst selber umgesehen hatten und einige Anlagen dokumentiert haben, hatten wir dann am Nachmittag tatkräftige einheimische Hilfe. Erster Programmpunkt war die Nike Radar-Site NY-56. Wie ihr Euch vielleicht noch erinnern könnt, haben wir von unserem Besuch in der Nike Lenkwaffen-Stellung in San Francisco berichtet. Unser dortiger Führer hat dafür gesorgt, dass wir auch in der Museumsstellung in Sandy Hook eine Führung bekommen haben. Bill, Tony und Pete haben uns bereits erwartet und uns Einblick in ihre Anlagen gewährt. Während in San Francisco nur die Lenkwaffenstellung erhalten geblieben ist, und die Radarstellung abgebrochen wurde, ist es in New York genau umgekehrt. Hier wurde zwar alles abgebaut, jedoch hat sich eine Gruppe von Veteranen eine ehemalige Radarstellung zu drei Viertel wieder ausgerüstet und die wichtigsten Radare und Kommandoanhänger wieder installiert. So konnten wir als Ergänzung zu den Fotos von San Francisco nun auch eine Radarstellung besichtigen und kommen mit einem kompletten Fotosatz einer Nike-Stellung zurück nach Hause. Danke an dieser Stelle an die Nike-Veteranen für ihre tatkräftige Hilfe.
Als zweites haben wir dann zusammen mit den NPS-Parkrangern Mike und Tom die Batterien Potter und Gunnison näher angeschaut. Battery Potter wurde etwa zeitgleich wie Fort Airolo errichtet (1890) und war dem Fort Airolo doch schon um vieles voraus. So baute man hier als Bewaffnung zwei mächtige 12"-Geschütze auf hydraulischen Liften ein. Angetrieben wurde das Ganze durch eine eigene Dampfmaschine. Die Batterie selber war nicht wie Fort Airolo aus Granitblöcken errichtet worden, sondern eine massive Betonkonstruktion, welche frontal bereits durch eine Art von Sandwichpanzerung geschützt war. Obwohl gross und mächtig, wurde Battery Potter bereits 1907 ausgemustert, weil der Betrieb dieser Anlage schlicht zu teuer war. Die neuern Batterien wiesen eine wesentlich bessere Kosten-Leistungsrechnung auf. Battery Gunnison war eine solche. Sie wurde 1905 gebaut und war mit zwei 6"-Verschwind-Geschützen ausgestattet. Diese waren aber zu Beginn des 2. Weltkrieges obsolet geworden und so ersetzte man die Geschütze 1943 durch zwei neue 6"-Geschütze auf normalen Lafetten. In dieser Konfiguration spielte sie im 2. Weltkrieg für die Hafeneinfahrt von New York eine Schlüsselrolle. Als sogenannte Examination-Battery feuerte sie während des 2. Weltkrieges regelmässig Warnschüsse auf einfahrende Frachter ab, welche es verabsäumt hatten, den richtigen Code zu senden. 14 Mal mussten so Frachter vor dem Einlaufen gestoppt und überprüft werden. Nach dem Krieg wurde auch diese Batterie abgebaut und die Geschütze demontiert. Glücklichen Umständen ist es aber zu verdanken, dass beiden Originalgeschütze erhalten geblieben sind und wieder eingebaut werden konnten. Eine Gruppe von 20 Festungsenthusiasten restauriert in der Freizeit nun wieder diese Anlage und macht diese an den Wochenenden regelmässig den vielen tausend Strandbesuchern zugänglich. Diese Strandbesucher haben auch unsere Aufmerksamkeit erregt. Als wir nach Sandy Hook fuhren, war uns noch nicht bewusst, dass die ganze Halbinsel einer der wichtigsten Badestrände von New York ist. Da es sonnig war, ging es bereits um 9 Uhr zu und her wie zur Rushhour am Montag. Auf dem Parkplatz von Gunnison fiel uns zuerst ein Schild auf, welches vor möglichen Nacktbadern warnte. Nacktbaden in den USA? Ist das denn nicht verboten? Wie uns dann Ranger Tom aufklärte, ist der Beach bei Gunnison dank einer Gesetzeslücke der einzige offizielle Nacktbadestrand im Bundesstaat New Jersey. Hier kann man sich seiner Badekleidung entledigen, ohne dass man mit den Parkrangern oder dem Sheriff Ärger bekommt. Entsprechend gross ist der Andrang auf diesen kleinen Strandabschnitt bei Sandy Hook. Bereits um 10 Uhr war der riesige Parkplatz voll und Tausende von Nacktbadern drängten sich auf dem kleinen Strandabschnitt vor der Battery Gunnison. Gegen Abend stellte Tom dann noch ein Beobachtungsfernrohr auf, aus welchem wir dann New York bei Nacht anschauen konnten. Inzwischen war es Abend geworden und der Strand hatte sich praktisch geleert. Also haben wir die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sind selber noch in den Atlantik gesprungen, um uns etwas abzukühlen. So sind wir nach dem Bad im Pazifik (San Diego) auch noch zu unserem Bad im Atlantik (New York) gekommen. Mit Eindunkeln haben wir dann auch noch New York bei Nacht - zumindest aus der Ferne - genossen. Danke an die Ranger Tom und Mike für ihre Gastfreundschaft und die Einblicke in die Küstenverteidigung, die sie uns gewährt haben.

Randnotiz zum Schluss: Auch wir haben mit Interesse die Berichterstattung vom letzten Bison- und Minenwerferschiessen mit verfolgt. Zwar konnten wir nicht selber dabei sein, aber dank unserer Igel-Friends werden wir mit Fotos versorgt. Wenn wir zurück sind, müssen wir unbedingt sofort einen Ausflug auf den "Lukmanier"-Pass machen. Offenbar befindet sich dort eine 5. Bisonbatterie, von der wir bisher noch nichts gewusst haben. Der Geheimhaltungsaufwand, welcher für eine Waffensystem, welches Ende dieses Jahres ausser Betrieb gesetzt wird, ist aus der Entfernung betrachtet schlichtweg lächerlich. Hier in den USA dürfen Familienangehörige ihre Männer und Frauen im aktiven Launch-Control-Center der Minuteman III Atomraketen besuchen (und Fotos machen). Die Standorte sind allesamt (inklusive Wikipedia) bekannt. Und in der Schweiz erfindet man wenige Wochen, bevor alles zum alten Eisen geworfen wird, einen neuen Bison-Standort am Lukmanier. Willkommen im Land der Schildbürger. In diesem Sinne können auch wir noch einige neue Bison-Standorte vermelden: Yellowstone, Badlands, Custer ;-)


22. Juni 2011: Woche 6 - Vom Wilden Westen durch die Plains zu den Niagarafällen
Nachdem wir die letzte Woche uns Yellowstone NP angesehen haben, war es höchste Zeit, sich wieder einmal ein paar Betonklötze anzusehen. Ausserdem stand diese Woche auch ein kleiner Ausflug ins benachbarte Kanada an. Aber der Reihe nach.

Von Sheridan aus fuhren wir am Montag zuerst nach Rapid City in South Dakota. Diese Gegend haben wir im Jahr 2005 bereits ausgiebig besucht und so war dies für uns ein willkommener Refresher. Auf dem Weg dorthin haben wir uns zuerst den Devils Tower angesehen, einen rund 265 m hohen Monolithen, der bei den Prärieindianern als heilige Stätte gilt. 2006 waren wir praktisch die einzigen Touristen hier. Heute sind die touristischen Horden über diesen Monolithen hergefallen. Also nichts wie weg hier zur Präriedog-Town am Fusse des Monolithen, wo wir uns eine geraume Zeit verweilten. Über die Black Hills haben wir eine Bogen nach Rapid City geschlagen. Diese dicht bewaldeten Hügel tragen ihren Namen nicht umsonst. Wenn man in der sanften Prärielandschaft von Dakota steht und auf die Hügel zufährt, so erscheinen sie einem wie eine schwarze Berglandschaft. Die Black Hills waren für die Cheyenne-Indianer heilige Berge. Hier lebten sie friedlich in ihrem Reservat, bis um 1870 Gold gefunden wurde. Dies führte dazu, dass die Weissen aus dem Osten in dieses Gebiet strömten. Nachdem sich die Indianer weigerten, ihr Reservat für Geld zu verkaufen, brachen die Indianerkriege aus, welche dann zu Schlacht am Little Bighorn führten, von der wir Euch letzte Woche berichtet haben. Heute sind die Black Hills ein touristischer Geheimtipp (zu mindestens für Europäer). Hier sind fast nur einheimische Touristen zu finden, während die Europäer zu Unrecht links liegen lassen. Dabei gäbe es hier so viel zu entdecken. Erwähnt seien hier die Nationalparks Windcave, Jewelcave, Mount Rushmore und der Custer Statepark. Hauptattraktion aber ist der Badlands Nationalpark.
Bevor wir diesen aber besucht haben, war es Zeit, am Dienstag einen kleinen Servicetag einzulegen. Nachdem wir das rote Auto gewaschen haben, erinnerten wir uns dann wieder daran, dass wir doch einen schwarzen Wagen gemietet hatten. Da der Service nicht den ganzen Tag verschlang, hatten wir auch noch Zeit, die Airforce-Basis Ellsworth zu besuchen. Und hier begann dann wieder unsere Bunkertour. Bis 1994 waren in den Plains rund um Ellsworth 150 Minuteman II-Atomraketen in unterirdischen Silos stationiert. Ellsworth war die logistische Basis für diese Raketen. Im Museum des Luftwaffenstützpunktes kann man als einzigem Ort in den USA ein solches Raketensilo samt entschärfter Rakete von innen besichtigen. Das Silo war früher das Trainings-Silo für das hier stationierte Missile-Wing und somit identisch mit einem aktiven Silo.Es ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn man dort unten steht und diesen ehemaligen Todesbringer "friedlich" vor sich stehen sieht. 1,2 Megatonnen Sprengkraft warteten darauf, auf den Feind losgelassen zu werden. Diese Rakete war mit ein Grund für die intensive Bunkerbautätigkeit während des Kalten Krieges in der Schweiz. Wie naiv waren wir doch alle zu glauben, uns davor wirksam schützen zu können.
Am Mittwoch sind wir dann zuerst durch die Badlands gefahren. Als Badland (schlechtes Land) bezeichnet man ein wüstenartiges Gebiet, welches sich mitten in einer fruchtbaren Gegend befindet. In South Dakota hat man aus einen solchen Gebiet einen der bekanntesten Nationalparks gemacht. Neben dem "Badland" mit seinen verschieden farbigen Erosionshügeln sieht man hier die wohl grössten freilebenden Büffelherden Nordamerikas. Diese heute grossen Herden sind im Vergleich zu den gigantischen Herden (um 1870) ein Nichts. Kaum zu glauben, dass der weisse Mann es schaffte, in wenigen Jahren die ca. 2 Mio. Exemplare aus reiner Profitgier auf 500 Exemplare zu reduzieren. Dank dem Schutz, den der Büffel in den Nationalparks geniesst, ist der Bison heute nicht mehr in seiner Existenz bedroht und bevölkert wieder sein angestammtes Gebiet in der Prärie um die Badlands. Angrenzend an die Badlands befindet sich aber da Hauptziel unserer Reise in diese Gegend, die Minuteman-National-Historic-Site.
Am Ende des Kalten Krieges besassen die USA über 1000 Minuteman II und III -Raketen, verteilt auf die Stützpunkte F. E. Warren (WY), Malmstrom (MT), Minot(ND), Ellsworth(SD), Grand Forks (ND) und Whitman (MO). Mit Ende des Kalten Krieges wurde der START I-Abrüstungsvertrag geschlossen. Dies führte dazu, dass die letzen drei genannten Stützpunkte samt 450 Raketen ausser Dienst genommen und zerstört wurden. Ebenso wurde die gesamte Infrastruktur unbrauchbar gemacht. Die Silos implodierte man, die oberirdischen Bausubstanzen wurden entfernt und der Rest wurde mit Erde aufgefüllt, so dass nichts mehr an ein ehemaliges Raketensilo erinnert. Um aber einen Teil der Geschichte auch weiterhin zeigen zu können, wurde bei der Ortschaft Wall (SD) ein sogenanntes Launch-Control-Center (LCC), welches den Namen Delta I trägt, im Originalzustand behalten. Aus einem solchen LCC wurden jeweils 10 Minuteman II-Raketen überwacht und wären im Ernstfall auf Befehl des Präsidenten gestartet worden. Dazu sassen 7 x 24 Stunden jeweils zwei Airforce-Offiziere in einem solchen LCC. Viel Platz hatten sie hier nicht und man muss schon ein besonderer Typ Mensch sein, um in einer solchen "Sardinenbüchse" zu arbeiten. Die Offiziere, die hier unten sassen, bezeichneten sich oft selbst scherzhaft als die am besten bezahlten Zeitschriftenleser der USA. Heute betreute der Nationalpark-Service diese Anlage und ermöglich interessierten Besuchern eine Führung durch die Anlagen. Da die Plätze an einer Tour auf sechs beschränkt sind und die Touren nur dreimal die Woche halbtags stattfinden, sind die Plätze jeweils heiss begehrt und schnell ausgebucht. Wir konnten uns aber unsere Plätze ausnahmsweise lange im Vorhinein reservieren. Deshalb geht ein besonderer Dank an NPS-Park Ranger Butch Davis, welcher die Tour für uns organisiert hat. Angegliedert an Delta 1 (D1) befindet sich ca. 10 Meilen westlich das letzte komplett erhaltene Raketensilo (Delta 9). Hier stellte die Airforce ebenfalls eine ausgemusterte Minuteman II-Rakete ins Silo. Nachdem sich die Russen davon überzeugt hatten, dass das Silo funktionsuntüchtig ist und die Rakete nicht mehr funktionstauglich, verschloss man das Silo mit einer Glasscheibe, so dass man von aussen in das Silo hinunterschauen kann. Der Rest wurde im Originalzustand belassen und ist heute ebenfalls Teil des Museums. Noch heute kommen alle 12 bis 24 Monate die Russen hier vorbei, um sich zu vergewissern, dass die Anlage funktionsuntüchtig ist. Gemäss Aussage des Rangers dauert die Inspektion jeweils nur wenige Minuten. Den Rest der Zeit verbringen die Russen mit Einkaufen in Rapid City. Mit einem kleinen Präsent verabschiedeten wir uns von Butch Davis gegen Norden.
Übernachtet haben wir in der Hauptstadt von South Dakota, die den Namen Pierre trägt. Als wir in die Stadt einfuhren, dachten wir zuerst, wir fahren in ein Kriegsgebiet. Alle Häuser waren mit Sandsackbarrikaden umgeben. Die Erklärung folgte sehr schnell mit der Überquerung der Brücke über den Missouri-River. Seit wir in den USA sind, hören wir von Hochwasser am Missouri und nun fuhren wir direkt hinein. Manchmal sollte man die Flussnamen lesen, die in der Karte abgedruckt sind. Das Hochwasser hatte die ufernahen Gebiete bereits überschwemmt und nur die Sandsackbarrikaden und zusätzliche Erddämme schützten unser Hotel und viele weiteren Gebäude davor, ein weiteres Opfer der Überschwemmung zu werden. Nachdem aber die Einheimischen ruhig ihren Geschäften nachgingen und man uns versicherte, dass das Schlimmste schon vorbei sei, beschlossen wir, zu bleiben. Am nächsten Morgen fuhren wir in Richtung Cooperstown im Bundesstaat North Dakota. Dort erwartete uns ein weiteres Minuteman II-Museum, allerdings in anderer Bauart. Auf dem Weg dorthin mussten wir die weiten Ebenen von South und North Dakota durchqueren. Egal wo man hinsah, erblickte man nur unendlich gross scheinende Weizenfelder. Und während der stundenlangen Fahrt durch diese Ebenen wurde uns bewusst, dass die wenigen Farmen, die dieses Gebiet bewirtschaften x-Millionen Menschen in der ganzen Welt ernähren, einer Tatsache, der man sich nicht bewusst ist, wenn man am Morgen in das Brötchen beisst. Landwirtschaft hat hier eine ganz andere Dimension, als wir sie in Europa kennen. Kein Wunder, sind hier die Landwirtschaftsmaschinen hier so riesig, denn sonst könnte man diese Aufgabe gar nicht bewerkstelligen.
In Cooperstown wurden wir von Mark Sundlov empfangen. Der promovierte Historiker und ehemalige Airforce-Offizier sass selber während fünf Jahren in einem LCC und war Herr über 10 todbringende Raketen. Heute leitet er die Ronald-Reagan-State-Historic-Site des Bundesstaates North Dakota. Dieses umfasst das LCC Oscar Zero (O-00) und das Raketensilo November 33 (N-33). Zuerst fuhren wir zu N33, welches von aussen in seinem Originalzustand erhalten ist. Da das Silo selber mit Geröll gefüllt ist und der 90 t schwere Betondeckel angeschweisst ist, hat man hier keine Rakete mehr einstellen können. Dafür kann man hier aber ein Raketensilo von aussen sehen, welches zu 100 % identisch ist mit den 450 noch verbliebenen aktiven Raketensilos. Einziger Unterschied: Hier kommen keine bewaffneten Airforce-Soldaten vorbei, wenn man auf dem Betondeckel steht. Anschliessen haben wir Oscar Zero einen Besuch abgestattet. Während oberirdisch Oscar Zero und Delta Eins praktisch identisch aussehen, sind die Unterschiede unterirdisch gigantisch. Dies kommt daher, dass Delta Eins die erste Generation der Anlagen ist, die gebaut wurden, während Oscar Zero zur letzten Generation gehört. So besteht O00 aus zwei gigantischen unterirdischen Zylindern, die jeweils durch eine gigantische Stahlbetontüre verschlossen werden konnten. Zylinder 1 enthält die gesamte Basisinfrastruktur für Strom, Wasser und Luft. Dazu gehören Dieselgenerator, Klimaanlage und Luftfilter. Bei Delta 1 war der Dieselgenerator oberirdisch untergebracht. Und in der Kapsel war nur eine manuelle Notlüftung enthalten. In der zweiten Kapsel war das LCC untergebracht. Die Kapsel war im Vergleich zu Delta I etwa dreimal so gross und bot mehr Platz. Entsprechend angenehmer war es, hier unten zu arbeiten. Trotzdem hat die Airforce diese grosse und modernere Anlage ausgemustert und die drei kleineren Typen behalten. Grund dafür war auch in den USA das Geld. Die kleineren Anlagen sind einfacher und billiger zu unterhalten und sind zudem alle vom Bautyp her identisch. Nicht nur in der Schweiz werden Bunker aus finanziellen Überlegungen geschlossen. Während drei Stunden führte uns Mark Sundlov durch die Anlage und wusste allerhand interessante Geschichten aus seiner Dienstzeit zu berichten. Für uns war dies eine einmalige Gelegenheit, vieles aus erster Hand zu erfahren. Vieles davon, was Mark zu berichten wusste, werden wir nach den Ferien in unsere Reportagen einbauen können. Auch hier ein besonderer Dank an Mark Sundlov für seine exzellente Führung. Schade liegt Cooperstown so abgelegen, denn sonst würden viel mehr Besucher dort hin finden. Für uns hat sich aber der "Abstecher" von 500 Meilen gelohnt.

Die letzen drei Tage der Woche waren dann Transfertage, die uns zum letzten Kapitel unserer Reise brachten, nämlich zur Atlantikküste. Ausser viel Autofahren und Meilenabspulen haben in diesen Tagen nichts gemacht. Einzig am Sonntag kam etwas Abwechslung auf, als wir die USA für einen Tag verlassen haben, um zu den Niagarafällen zu gelangen. Was uns als Erstes aufgefallen ist, dass Kanada um einiges "europäischer" erscheint als die USA. Die Niagarafälle sind imposant, jedoch der ganze Rummel, der rundherum aufgezogen wird, erinnert mehr an Disneyland als an ein Naturschauspiel. So sind wir dann ganz froh gewesen, dass wir von hier am Montag wieder weg gehen konnten Doch davon berichten wir Euch dann im Blog in der kommen Woche. Langsam aber sicher gehen unsere Ferien in den Endspurt über. Wie schnell die Zeit doch vergeht.


14. Juni 2011: Woche 5 - Von Seattle über Yellowstone zurück in den Wilden Westen
Unseren ersten Tag in Seattle verbrachten wir gleich mit einem Ausflug zur Küstenbatterie Worth in Fort Casey auf der Insel Whidbey im Pudget Sound vor der Stadt. Aufgabe von Fort Casey war es, zusammen mit den beiden gegenüberliegenden Forts Worden und Flager die Zufahrt in den Hafen von Bremerton bei Seattle zu schützen. Die Schiffswerft in Bremerton ist und war ein wichtiger Stützpunkt für die US Navy. Noch heute liegen im Pudget Sound die strategischen Atom-U-Boote der Pazifikflotte vor Anker. Fort Casey wurde nach dem Krieg ausgemustert und 1956 vom Bundesstaat Washington übernommen. Dieser machte die Anlage zu einem State Park. 1969 gelang es den Verantwortlichen, zwei noch vorhandene 10" Verschwind-Geschütze in einem alten US-Fort auf den Philippinen aufzutreiben und nach Fort Casey zu bringen. Daher ist Fort Casey eine Besonderheit, da man hier als einzige Anlage in den ganzen USA eine komplett restaurierte Batterie besichtigen kann. Leider sind die Innenanlagen nur an Wochenenden zu sehen, so dass wir uns mit den Aussenteilen begnügen mussten. Trotzdem gab es hier mehr zu sehen, als wir erwartet hatten. Der Ausflug zur Whidbey Insel war aber auch landschaftlich ein Highlight. Den Rest des Tages haben wir dann in Seattle für ausgedehntes Shopping genutzt. Der aktuelle Währungskurs macht Einkäufe im Moment besonders reizvoll. Highlight des Tages war dann aber unser Dinner im Space-Needle-Restaurant von Seattle. Bei perfektem Licht konnten wir 184 Meter über der Stadt im Drehrestaurant ein Nachtessen geniessen. Dazu muss man aber lange vorher einen Tisch reservieren, denn die Plätze hier oben sind gefragt.
Unseren zweiten Tag in der Stadt haben wir genutzt, um zwei Museen aufzusuchen. Dafür sind wir am Morgen gleich nach Tacoma zum Boeing Field gefahren. Hier steht das Museum of Flight, welches dem Flugzeughersteller Boeing gehört. In Hallen sind zahlreiche Exponate von Flugzeugen aller Epochen ausgestellt. Als Besonderheit sieht man hier zum Beispiel die Lockheed SR-71, das offiziell schnellste Flugzeug der Welt. Auch eine Halle zum Thema Raumfahrt zeigt die Geschichte des Wettlaufs zum Mond und als Besonderheit ein Mondmobil und eine Apollokapsel. In der Aussenausstellung kann man eine Concorde von innen besichtigen. Highlight ist aber nicht die Concorde, sondern der Spaziergang durch die ehemalige Präsidentenmaschine. Hier kann man wortwörtlich Geschichte anfassen. So auch den Sessel, in dem zum Beispiel die Präsidenten Kennedy, Nixon oder Reagen sassen. Grösste Überraschung war aber der nicht vorhandene Luxus in dieser Maschine. Da Platz knapp war, wurde nicht mehr eingebaut, als unbedingt nötig war. Nur der Präsident hatte eine eigene kleine private Kabine für sich. Unser persönliches Highlight war aber die Halle, welche den Flugzeugen aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg gewidmet war. Das Motto dieser Halle war: Weniger ist mehr. So hätte man noch viele Flugzeuge mehr ausstellen können. Die Maschinen jedoch, die gezeigt werden, sind in Form von Dioramen aufgestellt und zeigen Episoden und Geschichten. Ebenso sind alle Maschinen hervorragend restauriert. Uns persönlich fasziniert haben die Maschinen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Aus Holz gebaut und mit Leinen bespannt, mit unzuverlässigen Motoren ausgestattet, stürzten sich waghalsige Piloten aufeinander. Hier kann man so bekannte Maschinen wie den Fokker Dreidecker oder die Fokker Albatros prächtig restauriert bewundern. Nach soviel Technik und Irrsinn war es dann Zeit, sich einmal anderen Themen zuzuwenden. Der Rest der Woche stand dann im Zeichen der Natur und der Tiere. So besuchten wir dann in Seattle das dortige Aquarium. Hier lernt man die Tiere und Pflanzen des Pudget Sound und des Pazifiks kennen. Absoluter Publikumsmagnet sind die beiden Hafenseehunde Barney und Q während der Fütterung. Seattle ist eine einmalige Stadt, welches uns besonders gut gefallen hat - nur ungern haben wir diese dann am Mittwoch in Richtung Osten verlassen. Neues Ziel war der Yellowstone Nationalpark. Dazu mussten wir erst einmal einen "Transfertag" machen, der uns in die Nähe brachte. So sind wir am Abend dann bis zur Kupferminenstadt Butte in Montana gekommen. Hier haben wir ein tolles B&B gebucht, dessen Besitzer sich als perfeketer Gastgeber entpuppt hat. Da es am Abend begonnen hatte, wie aus Kübeln zu giessen, haben wir dann gerne seine Einladung zu einem Whiskey mit Plauderei am Kamin angenommen. Am anderen Morgen dann als erstes ein Schreck: Es schneite schon wieder! Dies nun schon zum dritten Mal! Die Leute hier haben wahrlich Wetterpech im Moment. So tragen im mittleren Nordwesten im Moment alle Zuflüsse zum Missouri Hochwasser. Schuld ist der viele Regen und die überdurchschnittlichen Schneemassen des letzten Winters. Der Golfplatz beim Haus unseres Gastgebers ist zur Zeit nicht benutzbar, da sich ein Teich gebildet hat und Enten inzwischen darin schwimmen. Nun auch nochmals Schnee. Zum Glück aber war es nur eine kleine Schneedecke und bald begann es wieder zu regenen. Mit gemischten Gefühlen haben wir uns am Donnerstag nach Yellowstone aufgemacht. Der Dunraven-Pass wurde eben erst am Vortag von den Schneemassen befreit und so spät wie schon lange nicht mehr eröffnet. Schon sahen wir uns im Schnee durch den Park wandern. Es kam dann aber besser als vorhergesagt. Zwar hatten wir keinen durchgehenden Sonnenschein - aber es regnete nur kurz und Schnee sahen wir nur noch am Strassenrand und in den den Wäldern. Dort dafür aber noch in Massen. Der Yellowstonepark ist ein einmaliges Naturschauspiel, welches niemanden unberührt lässt. So sind nicht nur die Geysiere - unter ihnen der bekannte Old Faitfull - und bunten Pools eine Attraktion, sondern auch die vielen Tiere, die man im Park beobachten kann. Überhaupt haben wir dieses Jahr während der ganzen Reise eine Masse an Tieren gesehen. Die berühmten Bisons - auch Buffalo - genannt sieht wohl jeder Parkbesucher. Besonderes Glück muss man aber haben, wenn man so wie wir dieses Jahr Grizzly-Bären beobachten kann. Gleich zwei Mal hatten wir dieses besondere Glück. Beim ersten Mal einen ausgewachsenen Bären in ca. 250 Meter Entfernung bei der Futtersuche. Das zweite Mal gleich eine ganze Bärenfamilie - 2 ausgewachsene Grizzlys und 2 Junge. Diese waren leider ca. 400 Meter entfernt. Dank unserem Teleobjektiv konnten wir diese aber genau beobachten und so ein seltenes Tier in Natura erleben. Diese Natur- und Tiererlebnisse haben uns dann über die grösste bisherige Entäuschung dieser Reise hinweg getröstet. Wer einmal in einem Hotel in Yellowstone übernachtet hat, weiss wovon wir reden. Diese Hotels sind allesamt eine einzige Katastrophe. In Tripadvisor wird vor jeder dieser Unterkünfte gewarnt. Wenn man sie aber erlebt, sind sie sogar noch schlimmer. Wir hatten ein Zimmer bekommen mit kaputten Fenstern und einem Lavabo, welches man kaum benutzen konnte. Der Manager des Hotels hatte Pech, uns in die Finger zu laufen. Zwar wurde nach unserer Reklamation alles behoben, trotzdem wird hier oben der Tourist abgezockt, wie sonst nirgends. Da es keine Konkurrenz zu den Hotels hier oben gibt, muss man sich das gefallen lassen, wenn man im Park übernachten will. Ausserdem lebt man hier oben im Kommunikationssteinzeitalter. Dass man im Park nicht überall Handyempfang haben kann, ist verständlich. Jedoch sind nur drei Hotelstandorte mit Handyempfang ausgerüstet und Internet gibt es im ganzen Park nirgends! Nicht einmal einen Computer, wo man Mails abrufen könnte. So haben wir dann hier oben Szenen erlebt, wie sich an Münztelefonen Schlangen bildeten. Die dritte geplante Nacht haben wir dann gestrichen und am Ende des dritten Tages die Flucht nach Cody angetreten. Hier sind wir dann endlich wieder im 21. Jahrhundert angekommen und konnten endlich wieder gutes Essen geniessen. Denn nicht einmal eine geniessbare Mahlzeit bekommt man in den Hotels dort oben.
Den letzten Tag der Woche verbrachten wir dann mit einem Ausflug auf ein ehemaliges Schlachtfeld: Das Little Big Horn. Dieser Name ist selbst vielen in Europa ein Begriff, haben hier doch die vereinten Indianerstämme der Sioux, Cheyenne und Lakota der 7. US Kavellerie unter George Armstrong Custer eine vernichtende Niederlage beschert. Vor fast genau 135 Jahren, ab 25./26. Juni 1876 überfiel die US Kavallerie die nichts ahnenden Indianer in ihrem Lager am Little Big Horn River. Diese waren jedoch in der absoluten Überzahl, so dass sie sich erfolgreich zur Wehr setzten konnten und einen Teil der 7. Kavallerie bis auf den letzten Mann töteten. Dieses Ereignis hat sich bis heute in die Seele der weissen und der roten US-Bürger gebrannt, so dass jedes Jahr tausende zu den sanften Grasshügeln pilgern, wo diese Schlacht stattfand. Wer nun aber erwartet, dass hier die Geschichte des armen weissen Mannes erzählt wird, der vom bösen roten Indianer nieder gemetzelt wurde, der irrt sich gewaltig. Ausgewogen und neutral wird hier die Geschichte aus der damaligen Perspektive erzählt. Es gibt kein gut oder böse - sondern nur Ereignisse und Fakten, die dazu geführt haben, dass es am 25. Juni 1876 zu dieser wohl berühmtesten Schlacht der Indianerkriege gekommen ist. Eine dieser Fakten ist es auch, dass im 7. Kavallerieregiment unter Lt. Col. Custer auch 12 Schweizer gedient haben und bei dieser Schlacht dabei waren. Rund die Hälfte der Soldaten waren Einwanderer, die sich bei der US Armee verdingt haben, da sie sonst keine Arbeit gefunden haben. Schlecht ausgebildet und schlecht ausgerüstet sind sie gegen ein Volk in den Krieg gezogen, von dem sie nichts wussten. Viele von ihnen hatten bis zum Little Big Horn noch nie zuvor einen Indianer gesehen. Die Indianer hingegen verteidigten ihre Familien, ihr Hab und Gut und als wichtigstes - ihre Art und Weise zu leben. Auch diese Geschichte wird hier oben erzählt. Auf dem ehemaligen Schlachtfeld sind mehr als 220 weisse und 60 rote Grabsteine zu finden. Jeder dieser Steine markiert den Ort, wo ein toter Soldat (weisser Stein) oder ein toter Indianer (roter Stein) gefunden wurde. Tafeln erklären entlang einer 5 Meilen langen Rundfahrt die Ereignisse jenes Tages im Bezug zum jeweiligen Ort. Am Ende sind wir dann vor dem grossen Denkmal stehen geblieben, wo die Namen der 220 gefallen Soldaten eingemeisselt sind und haben versucht die Schweizer Namen zu entdecken. Dies ist uns - wie wir glauben - bei 2 Namen gelungen. Ein weiteres fernes Schlachtfeld, auf dem Schweizer starben, ohne dass man in der Heimat davon bis heute Notiz nimmt.
Es ist erstaunlich, wie gut es die Amerikaner verstehen, eine "einfache Wiese, welche nur mit Grabsteinen übersäht ist" besuchenswert zu machen. Wir selber waren total überrascht, wieviel man hier aus dem bescheidenen "Objekt" (Wiese) herausholt und so die Massen anzieht. Einige Ideen von hier wären sicher auch für Schweizer Festungsmuseen interessant. Alles in allem konnten wir uns aber in den bisherigen 5 Wochen davon überzeugen, dass sich der "dumme Amerikaner" (wie er bei uns so gerne abschätzig genannt wird) wesentlich mehr für seine Geschichte interessiert, als die Schweizer für ihre eigene. Hier ist eine Wiese ein lohnendes Ausflugsziel, das mit der ganzen Familie besucht wird, um etwas darüber zu erfahren. Wären die Schweizer auch so, dann würden sich unsere Festungsmuseen vor Besucher-Ansturm kaum retten können. Hier ist es auch üblich, dass ganze Schulklassen zu Museen heran gekarrt werden, um dann etwas zu lernen. Die meisten Museen führen hier eigene Touren für Schulkassen durch, wo dann altersgerecht Geschichte vermittelt wird. Wir fragen uns, an welchem Museumsstandort es bei uns üblich ist, das jedes Jahr bestimmte Klassen durch die Anlagen geführt werden? Soviel zu den Vorurteilen bei uns daheim und unseren Beobachtungen in zahlreichen Museen.
Den Sonntag verbrachten wir dann im nahe gelegenen Sheridan (Wyoming), einer typischen kleinen (Wild-West) Stadt, von wo wir dann in die nächste Woche aufbrechen werden. Die nächsten Tage werden uns wieder durch den Wilden Westen führen, bevor es dann an die Ost-Küste gehen wird.


07. Juni 2011: Woche 4 - Von San Francisco dem Pazifik enlang nach Seattle
Von der zurück gelegten Distanz war diese Woche eher etwas bescheiden, hatten wir doch einen längeren Aufenthalt in San Francisco. Dafür haben wir zu Fuss einiges an Kilometern abgespult, da es neben den üblichen Touristenattraktionen auch für Bunkerfans viel zu entdecken gibt rund um das Golden Gate.
Den Montag haben wir abgespult wie "normale" Touristen. So sind wir bei schönstem Wetter zur Fishermans Wharf gegangen, haben den Seelöwen zugeschaut, mit dem Cabelcar die Stadt durchquert, Market Street und Chinatown besucht und dabei auch viel eingekauft. Wie klein die Welt doch ist, stellt man hier schnell fest. Als wir beim Cabelcar Museum auf das Trittbrett eines vorbeifahrenden Cabelcars aufgesprungen sind, sind wir prompt vor zwei Schweizer Touristinnen gelandet. Am Dienstag hat uns dann das Wetterglück verlassen. Wir wollten uns an diesem Tag Presido und den Golden Gate Park ansehen. Jedoch regnete es zu sehr, als dass man grosse Spaziergänge hätte machen können. Darum haben wir dann spontan beschlossen, eine Tour entlang der Befestigungen am südlichen Ende der Golden Gate Bridge zu machen. Am bekanntesten dürfte Fort Point direkt am Südpfeiler der Golden Gate Bridge sein. Diese Anlage wurde 1853 bis 1861 erbaut und ist heute noch bestens erhalten. Allerdings hatten wir Pech. Der US-Staat muss sparen und deshalb haben viele Nationalparks ihr Besucherprogramm drastisch zurück fahren müssen. So ist das Fort nur noch an den Wochenenden offen. Neben Fort Point gibt es aber noch zahlreiche andere Batterien bei der Golden Gate Bridge, von denen wir einige trotz Regens besucht haben. Zum Glück hat der Regen immer wieder etwas nachgelassen, so dass wir doch zum Fotografieren gekommen sind. Am Abend haben wir dann unser neues Quartier im Nobelvorort Sausalito auf der anderen Bayseite bezogen. Auf diese Penthouse Suite sind wir durch Zufall gestossen. Sie war zwar sündhaft teuer, dafür hatte man hier aus dem eigenen verglasten Sprudelbad eine perfekte Sicht auf die Bay und Downtown San Francisco. Das muss man einfach gesehen haben, wenn man hier ist.
Für den Mittwoch hatten wir uns per Internet mit Ron Parshal verabredet. Er ist Mitglied der Nike Missile Historical Society (http://www.nikemissile.org) und wir hatten ihn kontaktiert, um Informationen zum Nike Missile Museum in San Francisco zu bekommen. Spontan hat er sich bereit erklärt, uns als Fremdenführer an dem Tag zur Verfügung zu stehen. Leider begann der Mittwoch wie der Dienstag endete. Es goss wie aus Kübeln. Als wir uns mit Ron trafen, waren wir uns nicht sicher, ob es so überhaupt Sinn macht, die alten Anlagen am nördlichen Golden Gate zu erkunden. Ron meinte aber, dass es schnell ändern könne und so fuhren wir zuerst einmal die alten Küstenbatterien ab. Dabei wusste Ron viel Spannendes zu erzählen. Hier alles aufzuführen würde den Rahmen sprengen. Darum berichten wir dann darüber, wenn wir unsere Reportagen ins Netz stellen. Gegen Mittag riss es dann plötzlich auf, die Wolken verzogen sich, und der Himmel präsentierte sich in strahlendem Blau. Genau richtig, um am Nachmittag des Nike Missile Museum SF-88 besuchen zu können. Beim Nike Missile System handelt es sich um ein Fliegerlenkwaffen-Abwehrsystem, welches von Ende der 1950er Jahre bis Mitte der 1970er Jahre in den USA aktiv war. Zahlreiche Stellungen wurden entlang den US Küsten bei den grossen Städten errichtet und sollten diese vor feindlichen sowjetischen Bomberverbänden schützen. Dazu waren diese mächtigen Lenkwaffen auch mit atomaren Sprengköpfen ausgerüstet. Als das System dann ausser Dienst gestellt wurde, konnte der US National Park Service eine komplett erhaltene Stellung in San Francisco als Museum übernehmen. Leider zeigte der National Park Service kein grosses Interesse dafür und mottete die Anlage zuerst ein. Erst eine Gruppe von Enthusiasten, zu der auch Ron Parshal gehörte, hat dann begonnen die Site wieder herzurichten und überall in den USA das dazu benötigte Material zu sammeln. So konnten sie die Site wieder in ihren Ursprungszustand zurück versetzen und die Anlage als Nike Missile Museum SF-88 der Bevölkerung und Touristen zugänglich machen. Unter der Führung eines Nationalpark- Mitarbeiters konnten wir dann die Anlage besichtigen und bekamen dank Ron viele interessante Geschichten zu hören. Ron diente auf SF-88, als sie noch aktiv war und war für die Technik der verantwortliche Ingenieur. Er reparierte Systeme und sorgte dafür, dass alles lief. Er besass auch einen von vier Schlüsseln, welche nötig waren, damit Lenkwaffen mit atomaren Sprengköpfen überhaupt hätten eingesetzt werden können. Zu unserem grossen Glück funktionierte der Mechanismus zum Aufrichten der Lenkwaffen. Ein Defekt wurde erst eine Woche zuvor behoben. So kamen wir dann doch noch zu den Fotos, wegen denen wir hierher gereist waren. Doppeltes Glück an einem Tag. Danke an dieser Stelle an Ron für den spannenden Tag, den wir mit ihm verbringen durften.
Von Sausalito sind wir dann der Pazifikküste entlang weiter gegen Norden gefahren. Dabei haben wir auch einige Parks besichtigt. Dazu gehört unter anderem der nördlich von San Francisco gelegene Point Reyes National Seashore. In diesem geschützen Küstenabschnitt kann man unter anderem Seehundkolonien aus der Nähe beobachten. Leider ist dieser schöne Park bei den San Francisco Touristen weitgehend unbekannt. In Bodega Bay haben wir dann auch durch Zufall unsere ersten Wale beobachten können. Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man zum Sonnenuntergang ins Meer hinaus schaut und sich diese grossen Meerssäuger plötzlich aus dem Wasser heben und die Wasserfontäne in die Höhe schiesst. Ganz allgemein kann man sagen, dass wir sehr viele wilde Tiere in der Natur beobachten konnten. So hatten wir sowohl in Bodega Bay als auch in Gold Beach am Abend jeweils direkt vor dem Fenster ein Reh, welches in der Wiese gegrast hat, ohne sich durch unsere Anwesenheit gestört zu fühlen. Das besondere an der Pazifikküste ist ihre unterschiedliche Geologie. Sie wechselt von rauhen Felslandschaften hin zu ausgedehnten Sanddünen und wieder zurück.
Am Delta des Columbia River bei der Ortschaft Astoria, haben wir dann eine weitere Küstenbefestigung besucht. Hier stehen in den Bundesstaaten Oregon und Washington zwei jeweils gut erhaltene Anlagen. In Fort Stevens (OR) und Fort Columbia (WA) konnten wir wieder unterschiedliche Anlagen aus verschiedenen Epochen besuchen. Der Zufall wollte es, dass wir sogar an einer Tour teilnehmen konnten, bei der man eine Küstenbatterie gezeigt hat, welche im Zweiten Weltkrieg zu einem Kommandoposten umgebaut wurde. Als verwöhnter Schweizer Bunkerfan war man dann doch etwas ernüchtert, was man hier als Sensation verkauft hat. Trotzdem war es interessant zu sehen, was in Amerika selber alles an Fortifikationen gebaut wurden. In Fort Columbia steht eine weitere Seltenheit in den USA. Im Krieg wurden zahlreiche bestehende Batterien mit 6" Kanonen verstärkt, wie sie auch auf Schiffen der Navy verwendet wurden. Auch diese wurden nach dem Krieg alle abgebaut und verschrottet. Den Verantwortlichen in Washington ist es aber gelungen, je ein solches Geschütz in Argentinien und Kanada aufzutreiben und hierher zu bringen. So ist die Batterie 246 in Fort Columbia zusammen mit einer Anlage in Florida die einzige Batterie, welche wieder ausgerüstet werden konnte. Alleine darum lohnt es sich, hier einen Stopp einzulegen, wenn man dem Pazifik entlang fährt.
Am Sonntag sind wir dann gegen Abend in Seattle eingetroffen, wo wir dann in die nächste Woche starten werden. Davon berichten wir euch dann aber in unserem nächsten Blog von unserer Reise quer durch die USA.


31. Mai 2011: Woche 3 - Von Tucson durch den Schnee nach San Francisco
Was für eine Wetterwoche! Aus der Wüste - bei 35 Grad - hinein in eine frisch verschneite Winterlandschaft. Aber der Reihe nach.
Am Montag sind wir schweren Herzens aus Tucson nach San Diego aufgebrochen. Das traumhaft schöne Wüstenresort hatte es uns angetan. Hier kommen wir sicher wieder hin. Der Abschied wäre uns sicher leichter gefallen, wenn wir dort schon gewusst hätten, was uns in San Diego - dem nächsten Etappenort - erwartet. Hier haben wir uns im berühmtesten und ältesten Hotel der Stadt ein Quartier gesucht - dem Hotel Del Coronado. Dieses 1888 erbaute Hotel ist eines der Wahrzeichen der Stadt und liegt als einziges Hotel der Stadt direkt am Sandstrand der Halbinsel Coronado. Angebaut an das Hotel ist das luxuriöse Beach Village, welches eigene Appartments direkt am Sandstrand anbietet. Ein solches Zimmer haben wir uns gegönnt. Als wir dann dort ankamen und wirklich direkt am Sandstrand in unseren Schaukelstühlen sassen und den Pazifik nur wenige Meter entfernt sahen, war Tucson (beinahe) schon vergessen. Coronado Beach ist ein populäres Naherholungsgebiet und so gab es hier die ganze Zeit viel zu sehen. Seien es die Leute am Strand, die Jogger, die vom Hotel organisierten Beachparties oder aber die joggenden US-Navy-Seals, die am frühen Morgen, angetrieben von ihren Ausbildnern, über den langen Sandstrand gehetzt wurden. San Diego ist auch das Hauptquartier der US-Pazifikflotte, weswegen rund um Coronado zahlreiche Navy-Stützpunkte zu finden sind. Unter anderem werden hier eben auch die Navy-Seals ausgebildet, welche in den letzten Wochen für Schlagzeilen gesorgt haben. Ein weiterer Vor- oder Nachteil (je nach Sichtweise) unserer kleinen Villa war die Tatsache, dass genau über der Anlage die Landeschneise des angrenzenden Navy-Luftstützpunktes verläuft. So war dafür gesorgt, dass den ganzen Tag Flugzeuge beim Landen beobachtet werden konnten. Wir jedenfalls haben uns nicht darüber beschwert, dass wir den F-18-Flugzeugen praktisch beim Landen ins Cockpit schauen konnten. :-)
In San Diego gibt es viel zu sehen. Entsprechend knapp war die Zeit der drei Nächte, welche wir uns hier aufgehalten haben. Einen ganzen Tag benötigten wir alleine dafür, das zur Zeit grösste schwimmende Museum genau anzuschauen. Dabei handelt es sich um den ehemaligen Flugzeugträger USS Midway (CV-41). Dieser Träger war von März 1945 bis Ende 1992 aktiv im Einsatz und hat vom Zweiten Weltkrieg bis zu Desert Storm an allen Konflikten im Pazifik in diesem Zeitraumm teilgenommen. Entsprechend gross ist die Geschichte dieses Trägers. Der Träger kann durchaus auch mit den Festungen in der Schweiz verglichen werden, handelt es sich doch dabei auch um eine autarke Anlage, in der unabhängig von aussen gelebt wurde. Allerdings musste sich der Träger im Gefecht bewähren und hat viele Infrastrukturen mehr als unsere Alpenfestungen. So kann hier von der Unterkunft über die Küche, Wäscherei, Bordspital mit Zahnarzt, Gefängniszellen, Maschinenräume, Hangerdeck für die Flugzeuge, Bereitschaftsräume der Piloten usw. vieles besichtigt werden. Besonders eindrücklich war es aber, auf dem grossen Flugdeck zu stehen und auf der Brücke im Sessel des Kapitäns Platz zu nehmen. Das Museum ist prächtig ausgestattet und viele Details sorgen dafür, dass man das Gefühl hat, dass an Bord noch gelebt wird. Die zahlreichen Mitglieder des Museums haben eine enorme Arbeit geleistet, diesen Träger so toll wieder herzurichten. Das Schiff kann mit Hilfe einer Audiotour besichtigt werden. Wie wir festgestellt haben, ist das Schiff ein Publikumsmagnet, der jeden Tag Hunderte von Besuchern anzieht. Schweizer Betreiber von Festungsmuseen könnten sich hier viele Ideen holen, wie man ein Museum attraktiv machen kann, sodass es zu einem Magneten wird.
Neben dem Träger haben wir uns auch noch weitere Museumsschiffe des angrenzenden Maritimen Museums angesehen. Darunter zwei ganz besondere Exemplare. Das eine Schiff war ein russisches U-Boot der Foxtrott-Klasse, welches hier ausgestellt ist. Welch ein Gegensatz zum Flugzeugträger. Hier war es eng und stickig und die Crew war zusammen gestaucht wie Sardinen in der Büchse. Spannend war hier zu sehen, wie die "andere Seite" die Midway gesehen hat. So sind hier Fotos des Flugzeugträger zu sehen, welche im Kalten Krieg durch das Periskop des U-Bootes vom Träger geschossen wurden. Das zweite besondere Schiff war hier eine alte Fregatte. Und zwar die HMS Surprise. Wem dieser Name nun immer noch nichts sagt, dem rufen wir den Film "Master and Commander" mit Russel Crow in Erinnerung. Die HMS Surprise ist der Nachbau eines altes Segelschiffs, und zwar einer englischen Fregatte aus der Zeit der Napoleonischen Kriege. Auf diesem Segler wurden auch die Schiffszenen des erwähnten Films gedreht. Welch ein Sprung. Aus der Moderne hinein in die Seefahrerzeit, als nur der Wind die Schiffe antrieb und die Sterne den Weg gewiesen haben. Natürlich haben wir uns in San Diego auch einige obligate touristische Attraktionen angesehen und beim Cabrillo Point - einer Landzunge gegenüber von Coronado - noch zufällig unseren ersten Bunker aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs in den USA fotografiert. ;) Persönlicher Höhepunkt unseres Aufenthalts in San Diego war aber unser erstes "Vollbad" im noch kühlen, aber erfrischenden Pazifik. Wenn wir schon den Pazifik vor der Terasse haben, so mussten wir in diesen auch hinein. Egal, wie kalt er war. Als Anwohner des Bodensees sind wir zum Glück kühle Gewässer gewohnt. Nun wartet noch der Atlantik auf uns.
Auch hier haben wir dann am Mittwoch mit schwerem Herzen die Villa am Strand verlassen und uns in Richtung Norden begeben. San Diego war der südlichste Punkt unserer Reise. Einen weiteren Zwischenhalt haben wir in Palm Springs gemacht, wo wir in der Umgebung die bekannten Joshua Trees im gleichnamigen Nationalpark besichtigt haben. Christiane hat als Unterkunft ein Hotel von 1952 gefunden, welches im damaligen Modernismusstil gebaut ist. Die Anlage wurde 2009 komplett renoviert und besteht aus kleinen Bungalow-ähnlichen Zimmer, die um einen Pool mit Palmen herum angeordnet sind. Weil Palm Springs in der Wüste liegt, haben wir uns hier bei 35 Grad an den Pool legen können und bis spät in die Nacht hinein gebadet. Wie herrlich es doch ist, nur in der Badehose auf dem Liegestuhl zu liegen und die Sterne zu beobachten, sollten wir bereits am folgenden Tag erfahren. Aus der Wüste haben wir uns dann aufgemacht in die Berge der Sierra Nevada. Je näher wir den Bergen mit ihren Schneespitzen kamen, desto kälter wurde es. Die Temperatur purzelte von 35 Grad immer weiter gegen 0, je nördlicher wir kamen. Nächste Zwischenstation war der Wintersportort Mammoth Lakes. Hier liegt noch genug Schnee, dass die Kids nach der Schule noch Snowboard fahren gehen. Über den Bergen der Sierra zogen dunkle Wolken auf und wir fragten uns, ob es wirklich nochmals schneien wird auf unserer Tour. Der Morgen war dann noch schneefrei, die dunklen Wolken aber blieben. Nächstes Ziel sollte Lake Tahoe sein. Dieser See und seine Umgebung kann durchaus mit dem Engadin bei uns verglichen werden. Auf dem Weg dorthin begleitete uns zuerst die Sonne. Einen Zwischenstopp legten wir am Mono Lake ein, wo wir die bizzaren Tufas am Seeufer besichtigten. Dabei handelt es sich um Tuffgestein, welches durch das Absinken des Seespiegels in den letzten 50 Jahren sichtbar wurde. Eine weitere Attraktion dieser Gegend ist die Geisterstadt Bodie. In dieser einst blühenden Goldgräberstadt des Wilden Westens haben Ende der 1940er Jahre die letzten Einwohner die Stadt verlassen und alles stehen und liegen gelassen. Heute ist die Geisterstadt ein Statepark, wo man durch die einstigen Strassen gehen kann und in die verfallenen Häuser und deren Einrichtung blicken kann. Auf dem weiteren Weg zum Lake Tahoe wurde es nun immer dunkler. Wolken zogen auf, und als wir auf der Passstrasse unterwegs waren, begann es tatsächlich dicht zu schneien wie mitten im Winter. Auf schneebedeckter Fahrbahn mussten wir uns langsam den Weg bahnen. Doch dies war noch nicht der Höhepunkt. Es schneite die ganze Nacht weiter, so dass wir im Zimmer die Heizung einschalten mussten und die Landschaft sich in ein prächtiges Weiss hüllte. Von den Bergen rund um Lake Tahoe war nichts zu sehen. Die Strandstühle unseres Hotels waren zugeschneit und als wir am Morgen aufwachten, lag unser Ford Expedition unter einer 15 cm dicken Schneeschicht begraben. Leider war im Auto kein Schneebesen zu finden, so dass wir mit unseren Strandlatschen das Auto erst freibuddeln mussten. 48 Stunden vorher hatten wir unser Frühstück noch in Badenhosen am Pool genossen. Hier nun waren wir im Winter angekommen und warteten darauf, dass Santa Claus jeden Moment um die Ecke kommt. Ein Land voller Wettergegensätze. Ob das der letzte Schnee für diese Reise war? Noch liegt Yellowstone vor uns und bevor wir dort ankommen, werden wir uns einen Schneebesen kaufen.
Von Lake Tahoe sind wir dann am Sonntag durch den Schnee in Richtung San Francisco aufgebrochen. Mehr als eine Stunde mussten wir uns durch Schneefahrbahnen kämpfen, aber je weiter es nach Westen ging, desto weniger wurde der Schnee. Bevor wir in die Stadt fuhren, haben wir uns in Oakland noch ein weiteres Museumsschiff angesehen. Hier liegt der ehemalige Flugzeugträger USS Hornet (CVS-12). Dieses Schiff der Essex-Klasse wurde mitten im Zweiten Weltkrieg gebaut und gilt als erfolgreichster Träger der Geschichte der US Navy. Der Träger hat in seiner ruhmreichen Geschichte auch noch an einem anderen, weitaus friedlicheren "Kampf" aktiv teilgenommen. So hat er die Apollo 11- und 12-Besatzungen bei ihrer Rückkehr vom Mond geborgen und aus dem Meer gefischt. Auf diesem Träger haben Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins wieder "festen Boden" unter den Füssen gehabt, nachdem sie erfolgreich als erste Menschen auf dem Mond waren. So ist auf dem Hangardeck des Träger noch jener Quarantäne-Trailer zu sehen, in dem die Besatzung sich nach ihrer Rückkehr vom Mond aufhalten musste, bis klar war, dass sie keine Krankheiten mitgebracht hatte. Der restliche Träger war interessant anzusehen, jedoch im Vergleich zur Midway eher mittelmässig restauriert. Dies liegt aber vermutlich primär daran, dass dieses Schiff erst seit 2 Jahren als Museum fungiert und die Leute hier noch nicht soviel Zeit und Arbeit investieren konnten, wie ihre Kollegen in San Diego. Zum Schluss der Woche sind wir dann in San Francisco eingetroffen und haben ein Zimmer im 43. Stock des Mandarin Oriental Hotels bezogen. Dieses Hotel ist das einzige in ganz San Francisco, welches einen Blick von Bay Bridge über Alcatraz bis zur Golden Gate Bridge bietet. Was für eine Aussicht wir hier oben hatten! Und wieder kamen wir aus dem Staunen nicht heraus.
So ging eine Woche voller Gegensätze und Wetterextremen zu Ende und wir sind gespannt, ob dies die letzten Wetterkapriolen waren, die uns auf unserer Reise begleitet haben. Mehr über San Francisco und was wir hier erlebt haben, berichten wir euch dann in unserem nächsten Wochen-Blog. Dann hoffentlich mit weniger Verspätung.


22. Mai 2011: Woche 2 - Von Monument Valley in die Sonnenstadt Tucson
Erstes Etappenziel der letzten Woche war das allerseits bekannte Monument Valley. Wer kennt sie nicht, die markanten roten Felsen (Butte genannt) aus Western und Abenteuerfilmen. Wir alle sahen John Wayne von Indianern verfolgt durch das Tal reiten oder Indiana Jones in dieser Kulisse seine Abenteuer bestehen. Da wir schon sehr früh unsere Reise geplant haben, konnten wir auch Zimmer im neuen Hotel des Monument Valley buchen. Dieses trägt den passenden und klingenden Namen "The View". Steht man auf dem Balkon, hat man eine prächtige Aussicht auf die grossen Buttes und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Hotel wurde erst vor 2 Jahren erbaut und wird ausschliesslich von den einheimischen Navajao-Indianern betrieben. Durch diese Investition haben unzählige ehemals arbeitslose Indianer endlich ein Einkommen gefunden. Hilfe durch Selbsthilfe war hier die Devise. Wir haben zwei Tage im Monument Valley verbracht. Dabei haben wir auch einen Ausflug in das etwas abgelegene und weniger bekannte Valley of the Gods gemacht. Zwar sind die Buttes hier nicht so gross und mächtig, dafür zahlreicher und durch bei weitem weniger Touristen belagert. Höhepunkt war dann eine private Foto-Safari mit unserem einheimischen Navajao Indianer. Dieser führte uns mit seinem etwas heruntergekommenem Jeep durch das Tal an Orte, wo man sonst alleine nicht hin kommt. Hier zeigte er uns die besten Orte, um an besondere Aufnahmen zu kommen. Leider war der Himmel schon stark bewölkt, weswegen das Licht zwar nicht sehr spektakulär, jedoch gleichmässig war. Auf der Tour lernten wir dann auch etwas Navajo sprechen und erfuhren viel darüber, wie die Indianer heute leben. So zählt das Monument Valley heute nur 11 Familien mit durchschnittlich 50 bis 60 Mitgliedern. Am nächsten Tag war es dann Zeit, Utah zu verlassen und nach Arizona zu gehen.
Am Mittwoch brachen wir in Richtung Süden auf. Ziel war der National Park Petrified Forest. Leider verliess uns dann aber auf der Fahrt das Wetterglück. Die ganze Fahrt war verregnet und bewölkt, so dass wir unseren Ausflug in den Park schon streichen wollten. Just aber, als wir beim Park ankamen, hatte der Wettergott Erbarmen mit uns und die Wolken rissen auf. So konnten wir die farbigen Wüstenhügel fotografieren, welche überall übersäht sind mit versteinerten Bäumen. Diese versteinerten Bäume sind es auch, welche dem Park seinen Namen geben. So kamen wir dann doch zu tollen Aufnahmen dieser farbenprächtigen Felsen, welche früher einmal Holz waren. Als Nachtlager haben wir uns ein B&B im nahen Ort Snowflake reserviert. Dieses B&B war ein wahres Kleinod. Komplett eingerichtet im viktorianischen Stil waren sogar die Badezimmerarmaturen noch aus jener Zeit. Abgerundet wurde das Ganze durch gastfreundliche Besitzer, welche uns erst noch am nächsten Morgen mit einem unglaublich reichhaltigem Frühstück auf die nächste Etappe schickten.
Den Rest der Woche wollten wir in der Sonnenstadt Tucson verbringen. Dazu mussten wir aber einige Höhenzüge überqueren, und weil es in der Nacht kalt war und regnete, gab es sogar (schon wieder) noch Stellen, wo der Schnee lag. Nach 5 Stunden Fahrt war das aber sehr schnell vergessen, als wir in die Sonarawüste einfuhren und in der pulsierenden Boom-Town Tucson ankamen. Bevor wir aber zu unserem Hotel fuhren, besuchten wir zuerst noch das Pima Air and Space Museum. Dieses Museum ist eine wahre Fundgrube für jeden Aviatikinteressierten. Neben amerikanischen Kampfflugzeugen aus allen möglichen Epochen können hier auch ausländische Maschinen besichtigt werden. Dazu gehört neben einer Kollektion von MiG-Jägern auch neuerdings ein Tornado der Bundesluftwaffe sowie ein Schweizer Hunter Mk58! Die Maschine ist komplett restauriert, trägt noch die ehemalige Bemalung, das Schweizerkreuz und sogar noch das Staffelemblem der Fliegerstaffel 5. Für die Hunterfans unter euch: Es handelt sich um J-4035. Natürlich war unsere Freude gross, hier ein bestens erhaltenes Exemplar aus der Schweiz zu finden, und das neben so bekannten Maschinen wie B-52, F-86, F-105, F-4, etc. Leider war die Zeit viel zu schnell vorbei, so dass wir am Schluss noch durch die Ausstellung hetzten mussten. Nun hiess es aber, unser Domizil für die nächsten 4 Tage aufzusuchen. Ausgesucht haben wir uns das neuste 5-Sterne Resort in Tucson - Das Ritz Carlton Dove Mountain. Die ganze Anlage und den Service kann man nur mit einem Wort beschreiben: WOW!!! Das Resort wird vornehmlich von Amerikanern belegt und so waren wir als Schweizer eine kleine Attraktion hier. Wer einmal in Tucson weilt, dem können wir dieses Resort und sein Restaurant nur empfehlen. Dieses hat es uns übrigens besonders angetan. Wer sagt, dass man in den USA nicht gut essen kann, war noch nie in einem Restaurant dieser Kategorie.
Wichtigster Programmpunkt in Tucson war aber das Titan Missile Museum in Green Valley. Dieses wird durch die gleiche Organisation betrieben wie das Pima Air and Space Museum. Das Titan Missile Museum ist die einzige - von ehemals 54 - verbliebene Anlage, wo eine Titan II Atomrakte stationiert war. Als das System ab 1982 ausser Betrieb genommen wurde, haben einige engagierte ehemalige Offiziere dafür gesorgt, dass eine Anlage als Museum erhalten bleibt. Das Museum bietet diverse Führungen an. Darunter auch die so genannten Top-to-Bottom Touren. Hier kann in 5 Stunden jede Ecke der Anlage erkundet und besichtigt werden. Da es nur wenige Termine dafür gibt und die Anzahl Besucher auf 6 beschränkt ist, haben wir uns frühzeitig dafür angemeldet. Unter der Führung eines ehemaligen Kommandanten einer solchen Anlage erhielten wir Einblick in Konstruktion, Technik und Arbeit in einem solchen Raketen-Silo. Einen ausführlichen Bericht darüber geben wir euch dann, wenn wir zurück sind. Ein Aspekt jedoch hat uns am meisten erstaunt. Als solche Anlagen noch aktiv waren, durften die Offiziere ab und zu sogar Familienangehörige oder Freunde mit in das Silo und Kontrollzentrum nehmen und zeigen, was und wo sie arbeiten. Dies gilt sogar heute noch für die aktiven Minutemann III Anlagen. Unsere Erklärungen, dass dies in der Schweiz früher - und heute noch für aktive Anlagen - unmöglich gewesen sei und ist, hat für Kopfschütteln gesorgt. Der ehemalige Lt. Col. erzählte uns, dass man sich immer wohlwissentlich im Klaren war, dass die "Russen" wussten, wo die Anlagen waren und wie es darin ungefähr aussieht. Dafür sorgte schon die Tatsache, dass beim Bau der Silos Tausende von Arbeitern beteiligt gewesen sind, darunter auch sicher einige KGB Agenten. Die sensitiven Anlagenteile - wie Kommunikation und Raketenkontrolle - wurden sowieso erst nachträglich durch die Air Force selber eingebaut. In Sachen Geheimhaltung herrschte in den USA offenbar eine ganz andere Grundeinstellung. Wir jedenfalls mussten über diese Erzählungen schmunzeln und einige von euch sicher auch.
Die letzten beiden Tage haben wir dann mit etwas Shopping und dem Besuch des hervorragenden Sonora Desert Museums verbracht. Dieses Museum zeigt Flora und Fauna, welche in der umgebenden Sonorawüste zu finden ist. Wusstet ihr, dass in dieser "Wüste" von der Klapperschlange bis zum Otter und Biber (!!) die unterschiedlichsten Tiere zu finden sind? Solltet ihr also in Tucson sein, so vergesst die Touristenabzocke "Old Tucson" und schaut euch statt dessen dieses besondere Museum an. Hier kann man sogar in einer Kolibri-Voliere spazieren und diese flinken kleinen Vögel versuchen, zu fotografieren. Wusstet ihr, dass dieser fingergrosse Vogel 1200 Flügelschläge in der Sekunde macht? Natürlich haben wir auch das Resort ausgiebig genutzt und am Nachmittag jeweils etwas "Ferien" am Pool gemacht. In Tucson wird man auch braun, wenn man nur im Schatten liegt. Um diese Jahreszeit herrschen hier 30 Grad, was von den Einheimischen als angenehm bezeichnet wurde. Schweren Herzens verabschieden wir uns morgen von hier. Eines ist aber sicher: Dies war bestimmt nicht der letzte Besuch hier. Dafür hat es uns zu gut gefallen in Tucson und diesem Resort. Nun geht es weiter gegen Westen in Richtung Pazifik. Wohin, davon berichten wir euch dann in unserem nächsten Wochen-Blog.

Wir wissen, das wir versprochen hatten, einige Fotos einzustellen. Allerdings war das Wetter und die Anlage hier in Tucson zu gut, als dass wir dafür Zeit aufwenden wollten. Am Pool liegen und das Leben geniessen ist halt doch angenehmer. ;) Zumindest haben wir einmal die ersten Fotos ausgesucht. Mal schauen, wo wir Lust und Zeit finden, diese auch rauf zu laden.


15. Mai 2011: Woche 1 - Von den Plains durch den Schnee in den Wilden Westen
Nun sind wir bald eine Woche unterwegs durch die USA und haben dabei ein Kontrastprogramm von erster Ordnung durchlaufen. In Moab (UT) angekommen, finden wir nun etwas Zeit davon zu berichten. Aber der Reihe nach.

Der Flug und die Grenzkontrollen verliefen reibungslos. Man hört immer soviele Schauergeschichten vom Einreiseprozedere in die USA, dass wir am Ende total enttäuscht waren, wie einfach und schnell wir durch den Zoll gekommen sind. Das Warten auf unser Gepäck in Denver hat noch am längsten gedauert. Den Mietwagen mussten wir schon im Dunklen abholen, was sich noch rächen sollte. Nach mehr als 24 Stunden Reisezeit sind wir dann nachts um 11 Uhr ins Bett gefallen. Den ersten Tag in Denver haben wir gleich zum Einkaufen genutzt und uns für die Reise organisiert. Dabei sind wir dann auch noch zum lokalen Büro der Amerikanischen Automobilclubs (AAA) gefahren. Wenn man Mitglied beim TCS ist, profitiert man von allerlei Vergünstigungen. So konnten wir uns mit allen notwendigen Statdplänen und Strassenkarten für umsonst eindecken. Nur den TCS Ausweis gezückt und schon kostet es nix. Auch die Pannenhilfe ist gratis inklusive. Die nächsten beiden Nächte haben wir dann im neusten 5-Sterne Luxushotel von Denver - dem Four Seasons - verbracht. Dieses Hotel der Oberklasse ist erst wenige Monate in Betrieb und hat als Einstiegsangebot auf seiner Homepage ein Schnäppchen versteckt. So kostete der ganze Aufenthalt - inklusive des Essens im neuen Toprestaurant "The Edge" - nur die Hälfte. Zimmer, Service, Aussicht und das Essen haben uns die Sprache geraubt. Dieses Hotel und dieses Restaurant haben die Messlatte für den Rest der Reise sehr hoch gelegt.
Von Denver aus haben wir dann am zweiten Tag einen Ausflug in die Plains von Colorado, Wyoming und Nebraska gemacht. Erstens waren wir beide noch nie in dieser Gegend und wollten diese uns einmal näher ansehen. Zweitens haben wir als Igel-Sucher gewusst, dass es in dieser Gegend jede Menge Raketensilos gibt, die man problemlos ablichten kann ohne Ärger zu bekommen - sofern man sich an ein paar einfache Regeln hält. Im Gegensatz zur Schweiz, wo man Ärger bekommen kann, wenn man einen einfachen "Metalldeckel" veröffentlicht, ist es in den USA nicht verboten, die Silos zu fotografieren und zu sagen, wo sie sind. Kein Wunder, haben wir doch alle Koordinaten in Wikipedia gefunden, so dass es für uns einfach war, Plains und Silos gemeinsam zu besichtigen und abzulichten. Mehr Details dazu erzählen wir euch, wenn wir zurück sind. Wir werden auf das Thema im Rahmen unserer Reise noch vertieft eingehen und noch ein paar Orte zum selben Thema besuchen. Weil wir unseren Mietwagen bei Nacht abgeholt haben, haben wir einen Riss in der Windschutzscheibe übersehen. So mussten wir nochmals zur Mitwagenstation fahren und den Wagen eintauschen. Weil kein adäquater Ersatz vorhanden war, haben wir einen grösseren SUV bekommen. Gut, dass wir den Wagen ersetzt haben. Denn bereits am nächsten Tag waren wir froh darum.
Nach 2 Tagen in Denver haben wir schweren Herzens von unserer Nobelherberge Abschied genommen. Nachdem wir am Vortag bei Sonnenschein und angenehmen 24 Grad in den Plains waren, regnete es am Morgen in Denver. Der Wetterbericht erzählte auch etwas von Schnee, was wir aber irgendwie ausgeblendet haben. Ein Fehler! Je mehr wir aus Denver in Richtung Westen - und somit Rocky Mountains fuhren - desto mehr schneite es. Bereits 20 Meilen hinter Denver hatten wir Schneefahrbahn und fanden uns mitten im Winter wieder. Im Schritttempo erklommen wir auf dem Freeway die Höhenmeter und die Schneedecke wurde immer dichter. Vor dem Lovelandpass - dem höchsten Punkt der Interstate 70 war dann Ende. Der Freeway war gesperrt und wir gefangen auf dem Freeway zusammen mit anderen. Eine Situation, wie man sie aus den Bildern der Tagesschau kennt und wir mitten drin. Wie sollten wir so unser Tagesziel Torrey in 380 Meilen Entfernung nur erreichen??? Nach ca. einer Stunde tauchten plötzlich zwei Schneepflüge auf und räumten die Fahrbahn frei. Nun konnte die ganze Kolonne den Lovelandpass erklimmen. Von nun an ging es bergab und der Schnee wurde weniger und weniger. Ganze 3 Stunden hat uns der Schnee an Reisezeit gekostet. Was für ein Kontrast zum Vortag und dem Wetter, dass wir ab dann hatten. Aus dem Winter sind wir wieder zurück in den Sommer gekehrt und erreichten Torrey (UT) doch noch gegen den frühen Abend. Unterkunft fanden wir in einem wunderschönen Bed and Breakfast, dass im ehemaligen Schulhaus von Torrey errichtet wurde.
Unmittelbar bei Torrey liegt der Capitol Reef National Park. Dieser Park besteht aus zwei Teilen, wovon der südliche Teil jährlich von unzähligen Touristen besucht wird. Der nördliche Teil - auch als Cathedral Valley bekannt - wird nur sehr spärlich besucht. Dies darum, weil man, um dorthin zu gelangen, ein hohes Allradfahrzeug benötigt und die Strasse geöffnet sein muss. Unzählige Flüsschen - so genannte Washes - kreuzen die Naturstrasse und verwandeln sie in einen unpassierbaren Matsch. Nur selten trauen sich Leute die 50 Meilen auf sich zu nehmen, um die Schönheit dieses Tales zu entdecken. Dieses mal klappte es aber für uns. Wir hatten das richtige Fahrzeug, und obwohl es am Vortag noch geregnet hatte, war die Strasse geöffnet. Bereits die Einfahrt ist gewagt, muss man doch eine Furt durchqueren, wobei man durch 40cm tiefes Wasser fahren muss. Hat man das geschafft, wartet eine einmalige, fast unbekannte Landschaft mit allerlei Fels- und Gesteinsformationen auf die Entdeckung. So haben wir während den ganzen 5 Stunden - so lange dauert es - wenn man sich alles ansehen will - nur gerade mal 2 weitere Fahrzeuge getroffen. Einsamkeit, Ruhe und die Schönheit der Natur kann man so prima entdecken. Was für eine wunderbare Fahrt das doch war. Nachdem wir das Cathedral Valley durchfahren hatten, war die Zeit so fortgeschritten, dass wir uns auf den Weg zum nächsten Etappenziel aufgemacht haben.
Für drei Tage war Moab (UT) - das Freizeit El Dorado des Westens - unsere Heimat. Als Zarko 1993 zum ersten Mal hier war, war es noch ein Geheimtipp. Heute kennt jeder diesen Ort und er wurde zum Mekka für Wanderer, Kletterer, River Rafter, Mountain Biker, Off-Road Fans mit 2 oder 3 oder 4 Rädern und Camper. Daneben ziehen noch die zwei Nationalparks Arches und Canyonlands zusätzliche Besucher an. Darum ist Moab auch ausserhalb der Saison überlaufen. Das Gute aber an der Sache ist, dass das Gelände so weitläufig ist, dass man ausser an den Hauptattraktionen der Nationalparks nirgends einen grossen Massenauflauf hat. Da wir schon 2005 hier waren, haben wir in den Parks nur einige wenige Sehenswürdigkeiten besucht, welche wir damals ausgelassen hatten. Bewusst haben wir auch in Arches auf den berühmten Delicate Arch verzichtet, da dieser komplett überlaufen ist und ein Foto ohne dass jemand unter dem Arch steht, ist heute praktisch nur noch im Winter zu machen. Wir haben dafür unseren geländegängigen SUV ausgenutzt und sind zahlreiche Off-Road Strecken abgefahren. Dabei haben wir zahlreiche neue, wunderbare Ecken der Naturschönheiten von Moab neu entdeckt. Wer nie in Moab abseits der Hauptstrassen gefahren ist, hat Moab nie kennen gelernet.
So, das war unser Wochenbericht für unsere erste Reisewoche. Morgen gehts weiter nach...... ach, davon erzählen wir euch dann nächste Woche in unserem Wochenrückblick. Fotos von dieser Woche werden dann noch folgen, sobald wir etwas Zeit haben in einem der nächsten Etappenorte.














17. März 2011: Ein erster exklusiver Blick in den Halden
Zum Infanteriewerk A5808 Halden in der Gemeinde Thal (SG) verbindet uns eine besondere "Beziehung". Hier hat im Juli 2007 unser Igel-Projekt begonnen. Der Halden war die erste Anlage, welche wir fotografiert und erkundet haben. Darum, und weil diese Anlage quasi in unserem Hinterhof liegt, haben wir immer ein Auge auf die Anlage gehabt. Leider war es uns aber bisher nie vergönnt, einen Blick ins Innere zu werfen. Der Kauf der Anlage durch die Gemeinde Thal im Dezember 2010 war für uns das Signal, wieder einen Versuch zu starten, in den Halden rein zu kommen. Zwar wurde unsere Anfrage sofort positiv beantwortet, jedoch vertröste man uns auf März, weil noch nicht alle Schlüssel im Besitz der Gemeinde waren. Gestern war es dann endlich soweit. Als erste Besucher öffneten sich die Türen zu den Stollen des Halden für uns.

Als kleines Dankeschön haben wir zu dieser ersten Erkundung zwei Bunker-Kollegen eingeladen, welche uns in den vergangen Jahren oft bei unserem Projekt geholfen haben. Am Eingang des Halden wurden wir um halb zwei durch Fredy, den Chef des Werkhofs Thal in Empfang genommen. Hier erfuhren wir dann, dass wir die erste Besucher sind, die das Werk nun erkunden dürfen. Auch erfuhren wir, dass die Gemeinde das Werk samt kompletter Ausrüstung übernehmen konnte, wie es zuletzt ausgestattet war. Trotzdem waren sämtliche Waffen und Lafetten ausgebaut. Dies geschah aber schon Ende 90er Jahre, da das Werk am Ende nur als Truppenunterstand genützt wurde. Gleich am Eingang war zu erkennen, dass der Umbau im Inneren des Werkes massiver war, als man man von aussen vermuten würde. Die ehemals alte Stahltüre am Eingang wurde weggeschweisst, und eine neue Betontüre verschliesst weiter hinten das Werk. Da der Halden das erste Infanteriewerk war, das 1982 komplett modernisiert und umbewaffnet wurde, konnte man hier gut sehen, wie die neuen Werke konzipiert waren. So fand eine Abkehr von der zentralen Filteranlage statt. Jeder Kampfstand wurde einzeln mit einer modernen Filteranlage ausgerüstet. Auch wurde jeder Stand mit einer eigenen Gasschutztüre ausgestattet. Sämtliche Rohrleitungen und Stromkabel wurden ersetzt und die Beleuchtung modernisiert. Der grösste Umbau fand bei der Umbewaffnung des Werkes statt. Im Südteil wurden die ehemaligen MG Stände umgerüstet auf Pak. Das bedeutete, dass man neue Stahlkäfige dafür in die kleineren MG Stände eingebaut hat und die Rohröffnungen in den Scharten auffräsen musste. Ebenso rüstete man die Stände mit eigenen Munitionsnischen ein. Umfangreicher war der Umbau im "Turm" des Stands Nord. Hier wurde der Betonbunker aufgefräst und ein zusätzlicher Pak-Stand angebaut. Wenn man innen steht, erkennt man im Durchgang zum neuen Stand nun sehr gut, wie dick und massiv die Bunker gebaut sind. Die ehemaligen Beobachterstände wurden im ganzen Werk von aussen verschlossen und dienten nur noch als Lagernischen. Im neuen Konzept hielt man Beobachter wohl für nutzlos. Auch in der Unterkunft hat man massiv umgebaut und modernisiert. Diese "Modernisierung" ging soweit, dass man das ehemals vorhandene WC geschlossen hat und neu nur noch ein Trockenabort vorhanden war. Eingebaut wurde eine neue Telefonzentrale und eine Filteranlage, welche nur noch die Unterkunft belüftete und nicht wie früher das ganze Werk. Die alten Holzbetten wurden ersetzt durch die Metallpritschen, wie man sie aus den ASU her kennt. Einziger kleiner Komfort war ein Metalllavabo mit 3 Wasserhähnen. Die alte Kochnische von früher wurde eliminiert. Alles in allem wirkt die modernisierte Unterkunft wesentlich spartanischer als die alten Holzeinbauten, wie wir sie aus den anderen Typ-ähnlichen Werken her kennen. Leider war die ehemalige Notstrumgruppe auch nicht mehr vorhanden. Ob diese bereits beim Umbau entfernt wurde, oder erst später mit der Desarmierung ausgebaut wurde, können wir nicht sagen.
Im "Turm" befindet sich der Notausgang des Werks. Durch diesen haben wir dann den Halden kurz verlassen, um den dahinter liegenden ASU F8029 zu besuchen. Auch dieser wurde komplett ausgerüstet durch die Gemeinde übernommen. Als Besonderheit hat dieser ASU sowohl einen horizontalen, als auch einen vertikalen Zugang. Kaum zu glauben, dass in diesem engen Raum 32 Mann hätten ausharren sollen und bei Überbelegung sogar 52 Mann Platz hätten finden sollen. Die Bezeichnung Sardinenbüchse erhält hier eine neue Bedeutung. Nachdem wir die Besichtigung des Werkes abgeschlossen hatten, sind wir noch zum MG Bunker A5810 gefahren. Neben dem Hauptwerk hat die Gemeinde auch sämtliche Aussenanlagen erworben. Diese sind aber alle bis auf den Bunker A5810 schon lange zugeschweisst worden. Die Gemeinde hat auch keine Absicht, diese wieder aufzuschweissen. Mit der Modernisierung des Halden wurde auch A5810 aussen verstärkt und modernisiert. Grund genug, in die ausgeräumt Anlage rein zu schauen. Durch den neuen verengten Eingang betritt man den ehemaligen Lmg Stand. Aus diesem wäre zusammen mit den beiden Lmg des Bunkers A5809 (leider auch verschweisst) die Tankmauer gedeckt worden. Dieser Lmg-Stand wurde beim Umbau verschlossen und eine neue moderne Waffenstellung davor angebaut. Diese ist zwar von aussen zugeschweisst, jedoch über einen Zugang aus dem 1. Untergeschoss des Bunkers zugänglich. So konnten wir hier eine moderne einfache Waffenstellung anschauen. Diese hatten mit den alten MG Ständen nichts mehr gemeinsam. Ein einfacher grosser Betonraum mit einer grossen Öffnung. Das war es schon. Zwar war der Schutz und die Deckung der Mannschaft wesentlich geringer, jedoch konnte man von hier auch modernere panzerbrechende Waffen zum Einsatz bringen. Dies glich das Manko wieder etwas aus. Im Bunker A5810 selber erwartete uns eine Seltenheit in Form einer MG Stellung für Pivot-Lafetten. Diese sieht man in Bunkern eher selten. Umso erfreulicher, das wir hier noch eine zu sehen bekommen haben. Wenn man den Schartendeckel entfernt hat man eine perfekte Sicht auf das darunter liegende GPH. Im 2. Untergeschoss befand sich dann der Unterkunftsraum für die MG Besatzung. Der so schon enge Raum wurde durch die nachträglich eingebaute Gasschleuse mit Panzertüre noch enger gemacht, so dass man sich hier drin wirklich wie die Sardine in der Büchse vorkommen musste.
Alles in allem lässt sich sagen, dass mit den Modernisierungen zwar der Schutz der Besatzung erhöht wurde, dies aber ganz klar auf Kosten des vorhandenen Platzes und des Komforts. Auch nach den Umbauten war es für die Truppe kein grosser Luxus, wenn man hier untergebracht war. Die Bauernhöfe, in denen wir geschlafen haben, an die ich mich aus meiner Armee-Zeit erinnere, boten manch grösseren Komfort als diese Anlagen.

Einziger Wermutstropfen gestern war das Wetter. Wegen des andauernden Regens war es uns nicht vergönnt Aussenaufnahmen zu machen. Dies hätte sich sicher gelohnt, da der untere Teil komplett ausgeholzt wurde und nun bestens zu sehen ist. Zum Glück ist der Halden gleich um die Ecke, so dass wir dies bei nächster Gelegenheit noch nachholen werden. Wir danken an dieser Stelle der Gemeinde Thal, dass sie uns die Erlaubnis für diese erste exklusive Erkundung gegeben hat und Fredy, dass er sich Zeit genommen hat, uns durch die Stollen zu führen. Wir konnten so endlich auch die Anlage einmal von innen sehen, wo unser ganzes Projekt seinen Anfang nahm. Manchmal muss man im Leben einfach nur Geduld haben. Die Zeit arbeitet nicht immer gegen einen, sondern oft auch für einen.







06. März 2011: Ein echter "vergessener Igel" im Weinland
Da der Wetterbericht für Sonntag in der Ostschweiz Nebel vorher gesagt hatte, beschlossen wir, dem Nebel zu entfliehen etwas Sonne zu tanken. Dazu haben wir uns dann das Zürcher Weinland am Rhein ausgesucht. Dies primär darum, weil uns aus der Umgebung von Ellikon ein unbekannter Bunker gemeldet wurde. Ausserdem sind einige der Rheinbunker bei Rheinau nur sehr verwachsen von uns fotografiert worden. Mit diesem Ausflug wollten wir auch dies gleich beheben.

In Ellikon a.R. steht am Rhein unmittelbar beim Bunker A5453 ein kleiner verwachsener Beobachtungsbunker. Dass dieser so lange unbekannt blieb, liegt an der Tatsache, dass dieser kleine Bunker von der Truppe erstellt wurde und nie offiziell seinen Weg ins Inventar der Armee gefunden hat. Deshalb erhielt er auch nie eine A-Nummer und wurde im Prinzip auch nie unterhalten. Trotzdem haben die Festungswächter dieser Region immer ein Auge auf ihn geworfen und ihn soweit als möglich und notwendig unterhalten. Mit der Aufgabe der Rheinbunker durch die Armee und der Auflösung des FWK ging auch dieser Bunker vergessen und so gibt es heute nur noch zwei oder drei Leute, die wissen, dass es den Bunker gibt und wo er steht. Unseren Hinweis haben wir von jemandem dieser wenigen erhalten und so haben wir uns aufgemacht, den vergessen Beobachterstand zu suchen. Dank der guten Beschreibung sind wir dann auch sofort fündig geworden. Auch wenn man weiss, wo er ist, so ist er nur im Winter von oben zu erkennen, wenn die Blätter ihn nicht verdecken. Dank der Tatsache, dass der Rhein im Moment Niedrigwasser hat, war es uns dann auch möglich, von unten an den Bunker heran zu laufen und so gute Fotos zu machen. Denn vom Rhein her war und ist der Bunker gut zu erkennen. Wie lange der Bunker noch stehen wird ist fraglich, da das Fundament schon aus der Erde hervor schaut und die Erosion am Ufer das Fundament immer weiter frei legt. Es würde uns nicht wundern, wenn eines Tages der ganze Betonklotz unten im Rhein liegt. Danke an dieser Stelle an unseren Pagebesucher für den Hinweis zu diesem vergessenen Igel.
Nachdem nun der Bunker abgelichtet war, haben wir uns dann nach Rheinau begeben, wo wir einige der Rheinbunker nochmals fotografiert haben. Diese waren damals, als wir dort waren schon stark verwachsen, so dass hier ein Refresher dringend notwendig war. Einen weiteren solchen Refresher haben wir dann auch noch in Hemishofen beim Rheinbunker auf der Nordseite der Bahnbrücke gemacht. Auch dieser war bisher eher mit mässiger Qualität in unserem Archiv abgelegt.

Auch wenn es nur eine kurze Tour war, so konnten wir doch eine Neuentdeckung machen, welche die wenigsten Insider dieser Region kannten und dabei auch noch etwas Sonne tanken. Bis zum Start unseres neuen Grossprojektes im Mai wollen wir nichts Neues mehr starten und werden durch solche Refresher wie am Sonntag unser Archiv etwas aktualisieren.





05. März 2011: Auf dem neuen Wanderweg um den Heldsberg rum
Wie schon letzte Woche berichtet, haben wir den Heldsberg besucht und dabei erfahren, dass auf der Nordost-Seite ein neuer Weg entlang der Aussenanlagen erstellt wurde. Nachdem es letztes Mal dafür zeitlich nicht gereicht hat, sind wir am Samstag nochmals zum Heldsberg rüber gefahren. Leider wollte das Wetter gestern nicht mitspielen und der Nebel hing zäh über dem Rheintal. Nun, wenn wir schon dort waren, haben wir uns gedacht, zumindest einmal die Teile zu fotografieren, bei denen das Gegenlicht sowieso stören würde. Eine kluge Entscheidung. Denn als wir dann später am Nachmittag beim Wanderweg oben ankamen, begann just etwas die Sonne durch den Nebel durch zu drücken. Mit dem neu angelegten und perfekt ausgebautem Wanderweg ist es nun problemlos möglich, die nordöstlichen Anlagenteile abzulaufen und zu erkunden. Der aufmerksame Igel-Sucher wird dabei auch noch einen Unterstand (A5856) entdecken, der beim Anlegen des Weges frei gelegt wurde. Weiterer markanter Punkt auf dem Weg ist der "Kopfwehbaum". Warum dieser so heisst, erfahrt ihr, wenn ihr einmal den Weg abläuft. Zum Glück ist der Baum namentlich beschriftet, so dass ihr ihn frühzeitg erkennt.
Der neue Weg zieht inzwischen auch schon die Geo-Cacher an. So ist auf "The Official Global GPS Cache Hunt Site" ein Cache mit dem schönen Titel "Der Igel im Heldsberg" ausgeschrieben. Dabei muss man dem Weg folgen, einige Aufgaben in Zusammenhang mit der Festung Heldsberg lösen, um so zu den Koordinaten zum Cache zu gelangen. Der Cache soll irgendwo auf dem Hügel des Heldsberg in einer alten Gamelle vergraben sein.

Als wir dem Weg gefolgt sind, sind wir gleich auch noch dem Erbauer des Weges beim Wegunterhalt begegnet. Dieser hat uns dann gleich via Notausgang in die Festung hinein mit genommen. Dort sind wir zum Kaffee in der Festungsstube eingeladen worden und haben mit den Kollegen vom Festungsmuseum den Schwatz dort fortgesetzt, wo wir ihn letzte Woche beendet haben. An dieser Stelle nochmals ein grosses Danke für die herzliche Gastfreundschaft, die wir wieder bei euch erleben durften. Wir geben uns Mühe, dass es nicht wieder Jahre dauert, bis wir wieder einmal im Heldsberg vorbei schauen. Es ist ja immer noch der untere Anlagenteil offen, welchen wir auch dieses Mal wieder nicht besichtigt haben. Aber auch das holen wir noch nach. Da wir leider nicht ganz soviel Glück mit dem Wetter hatten, kommen wir dann einmal an einem Sonntagvormittag nochmals vorbei, um einige neue Fotos ohne Nebelvorhang zu machen.











26. Februar 2011: Ein Spaziergang durch unsere "Hausfestung" Heldsberg
Wir sind so oft zu vergessenen Igeln unterwegs, dass dabei unsere eigene Umgebung oft zu kurz kommt. Im August 2007 haben wir gleich zu Beginn unseres Projektes das absolut sehenswerte Festungsmuseum Heldsberg zum bisher ersten und letzten Mal besucht. Also allerhöchste Zeit, hier wieder einmal vorbei zu schauen. Während wir damals mit dem Auge der unwissenden Neulinge durch die Stollen gewandert sind, so haben wir mit unserem jetztigen Wissen zu vielen Dingen einen ganz anderen Bezug. So sind wir dann am Samstag wieder einmal hinauf zum Heldberg gegangen und konnten mit unserem eigenen Führer Roger einen Spaziergang durch unsere "Hausfestung" A5850 Heldsberg machen.

Die ganze Anlage wurde 1992 durch die Gemeinde St.Margrethen praktisch komplett übernommen. Obwohl das Werk schon Ende der 70er Jahre seinen Artillerieauftrag verloren hatte, wurden hier die Geschütze nie ausgebaut. Ein Glück, dass anderen Festungen leider verwehrt blieb. 1993 wurde der Verein Festungsmuseum Heldsberg gegründet mit dem Ziel, die Anlage der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seither ist das Museum eine Attraktion im Raum Bodensee und zieht Besucher auch jenseits der Landesgrenzen an. Während andere Museen mit ihren Besucherzahlen zu kämpfen haben, konnte der Verein 2010 ca. 9'000 Besucher in seinen Gängen willkommen heissen.
Da wir nur am Nachmittag Zeit hatten, haben wir uns bei unserem gestrigen Besuch auf den Innenteil konzentriert. Zusammen mit Roger ging es zuerst in den Maschinenraum. Auf engstem Raum sind hier zwei Sulzer-Dieselgeneratoren, mächtige Filteranlagen, Elektroschaltschränke sowie Lüftungs- und Klimaanlage eingebaut worden. Wer aufmerksam ist, wird feststellen, dass zwei unterschiedliche Diesel in der Kaverne stehen. Dies kommt daher, dass ein Diesel nach einem Defekt ausgegebaut und durch einen etwas neueren, aber typgleichen ersetzt wurde. Auch eine Besonderheit ist die Treibstoffbevorratung. Im Gegensatz zu anderen Werken, wo für die Dieseltanks eigene Kavernen ausgebrochen wurden, sind hier drei kleinere Tanks in den Gängen aufgehängt worden.
Von hier sind wir dann zuerst in den westlichen Teil der Festung aufgebrochen. Zwei Befestigungskanonen 38 und zwei MG Stände gibt es hier zu sehen. Das besondere an den BK38/39 war, dass diese nicht nur als Artilleriegeschütze, sondern auch als Panzerabwehrkanonen eingesetzt werden konnten. Darum waren diese im Heldsberg auch mit Zielfernrohren ausgerüstet. Denn der Heldsberg hatte einen doppelten Auftrag. Einerseits sollte er die Übergänge über den Rhein und die Bregenzerach unter Feuer nehmen und andererseits mit seinen Geschützen im Direktschuss die Panzer bekämpfen, welche sich den Weg über den Rhein am Bruggerhorn bahnen wollten. So ist es dann für uns schon etwas speziell gewesen, durch das Zielfernrohr zu schauen und die Autobahn und Brücke ins Visir zu nehmen, über die wir selber praktisch mehrmals die Woche fahren. Eine neue Attrakation des Heldsbergs ist der neu erstellte Aussenweg. Der bisherige Behelfsweg wurde nun komplett saniert und zu einem richtigen, stabilen Fussweg ausgebaut. Bei Führungen ist es so nun möglich, bei einem Notausgang auszusteigen, die westlichen Anlagenteile von aussen zu besichtigen, um beim anderen Notausgang wieder ins Werk einzusteigen. Leider blieb uns gestern keine Zeit dafür, die Aussenteile neu abzulichten. Dies holen wir aber bei nächster Gelegenheit noch nach. Obwohl die Museumsaison 2011 noch nicht eröffnet wurde, ist es bereits möglich, mit Gruppen durch das Werk zu gehen. So sind wir dann gestern nicht die einzigen gewesen, die hinter die Geheimnisse des Heldsberg schauen wollten. Auch eine andere Gruppe kreuzte unseren Weg und dies ausgerechnet an der engen Treppe hinauf zum MG Stand 1. Natürlich war uns der enge Aufstieg zu den beiden westlichen Geschützständen auch nicht zu beschwerlich, so dass wir auch dort unser Fotomaterial aktualisiert haben.
Etwas worauf das Festungsmuseum Heldsberg besonders viel Wert legt, ist die Detailtreue bei seinen Ausstellungen. Davon kann man sich im Kasernenteil des Werks überzeugen. Ein bis ins kleinste Detail hergerichteter Spitalstrakt ist eines der Highlights hier. Wer sich die Zeit nimmt und etwas verweilt, wird viele kleine Besonderheiten entdecken. Für diese Detailtreue zeichnen sich Thomas und Vreni Uhler aus. Die beiden haben in mühevoller Arbeit das ganze Material zusammen getragen und sogar eine Sonderausstellung zum Thema Sanität in einem der beiden Munitionsmagazine aufgebaut. Wenn ihr also 2011 einmal in der Nähe des Heldsbergs seid, so schaut doch wieder einmal herein. Alleine die Sonderausstellung ist einen Besuch Wert. Neben dem Spitalstrakt sind aber auch die Feuerleitstellen, Offiziersunterkünfte und der Offiziersessraum ein Juwel der Anlage. Während die Mannschaft doch spartanische Unterkunftsverhältnisse hatte mit doppelt belegten Betten, so hat man für die Offiziere im Essraum einen kleinen heimeligen Ort - samt Sofa und gepolsterten Sesseln - eingebaut. Selbst in den anderen grossen Werken, welche wir bisher besucht haben, ist uns praktisch kein solch komfortabler Offiziersessraum begegnet wie dieser hier. Zum Schluss sind wir dann noch zur Küche gegangen, wo wir im Vorratsraum noch den Originalkühlschrank des Werks aus der Zeit Generals Guisans bestaunt haben. Gemütlicher Abschluss des Spaziergangs war dann die Festungskantine, wo wir zu unserer grossen Freude noch bekannten Festungs-Gesichtern begegnet sind. Auch während des ganzen Nachmittags sind wir vor und im Werk immer wieder einigen Leuten begegnet, die uns schon bei anderen Gelegenheit, so zum Beispiel am Stoss, einen Bunker geöffnet haben. Eine schöne Gelegenheit, um einen kleinen Schwatz zu halten und Neuigkeiten auszutauschen. Bevor wir dann wieder nach Hause gefahren sind, durften wir noch einen Blick in die im Aufbau befindliche Ausstellung von Telefonzentralen werfen. Diese entsteht zur Zeit im oberen Stock des Tarnaufbaus über dem Festungseingang.

An dieser Stelle bedanken wir uns herzlichst bei Roger und Bruno für die Führung beim Spaziergang durch das Werk und die Einblicke hinter die Kulissen. Ebenso ein herzliches Danke an den Verein Festungsmuseum Heldsberg, dass wir wieder einmal zu Gast sein durften in dem mit viel Liebe zum Detail eingerichteten Festungsmuseum. Wir wünschen eine erfolgreiche Saison 2011 und möchten euch, geschätze Besucher unserer Page, das Museum wieder zum Besuch empfehlen.









13. Februar 2011: Vorbei an Panzertürmen, Unterständen und Mühlsteinen auf Castels
Nachdem wir vorheriges Wochenende den Abschnitt Schollberg der Festung Sargans beendet haben, war es nun an der Zeit, sich dem nächsten Abschnitt und somit dem nächsten grossen Artilleriewerk zuzuwenden. Darum sind wir am Sonntag nach Mels gefahren und haben den Castels besucht.

Bevor wir zum Castel hinauf gestiegen sind, war ein erster Halt bei Runggalina geplant. Das letzte Mal, als wir hier waren (im Winter 2007/08), hatte es Nebel und Schnee. Bei Sonnenschein sind die drei Anlagen dort wegen des Gegenlichtes nicht vernünftig aufzunehmen. So kam uns also die Wolkendecke dieses Mal sehr gelegen. Bei der so genannten Grotte in Mels wurde, nachdem der dortige MG Bunker A6413 aufgegeben wurde, eine Lourdesgrotte eingerichtet. Der Bunker selber wurde in der Front aufgeschnitten, die Scharten zugemauert und so dient er heute als Lagerschuppen. Wo einst Waffen waren, sind heute Rasenmäher und Gartenutensilien eingelagert. Oberhalb der Grotte steht der Pak-Bunker A6414. Entgegen den üblichen Konfigurationen von solchen Bunkern, war dieser hier nur mit einer Pak ausgerüstet und verfügte über keine weiteren Scharten. Hinter ihm herum führt heute ein Kreuzweg vorbei, der zur Lourdesgrotte gehört. Grösste Anlage war hier aber das Infanteriewerk A6412 Runggalina. Dieses klassische IW bestehend aus Pak, MG und Beob deckte mit seinem Bruder-IW gegenüber in den Weinbergen von Sargans die Sperre im Seeztal. Genau hinschauen lohnt sich öfters. So haben die Festungswächter hier im Jahr 1979 den HG-Auswurf zubetoniert und das Jahr gleich in den Beton eingelassen. Nachdem nun auch dieses Werk neu abgelichtet war, war es Zeit hinauf zum Castels zu gehen.
Auf dem Castels, dem geschichtsträchtigen Hügel bei Mels, verbirgt sich eines von drei Turmartilleriewerken der Festung Sargans. Das AW Castels (A6400) wurde gleichzeitig mit den anderen grossen AW der Festung Sargans (Furggels und Magletsch) gebaut. Die Hauptbewaffnung des AW Castels bestand aus drei 10.5 cm Panzertürmen, welche bis Frühjahr 1941 feuerbereit waren. Dazu kamen zwei 7.5 cm Bunkerkanonen in einer Batterie West, welche Richtung Flums wirkten. Ergänzt wurde das ganze durch zahlreiche MG und Beobachterstände. Die Festung selber ist aber nur ein Teil der Festungsanlagen, die gebaut wurden. In grosser Zahl wurden auf dem ganzen Hügel Unterstände und Waffenstellungen für Infanterie (Solitär) und Fliegerabwehr errichtet. Diese waren es dann auch, welche wir dieses Mal primär aufgesucht haben, da wir bei unserer letzten Erkundung 2007/08 diese eher stiefmütterlich behandelt haben.
Was eine Tour auf dem Castels besonders reizvoll macht, ist neben der alten Festung die spezielle Geologie des Bergs. Darum hat die Gemeinde Mels einen 6 Kilometer langen Geoweg errichtetet, welcher rund um den Hügel führt und an zahlreichen Schautafeln anschaulich diverse Themen erklärt. So sind hier zum Beispiel noch deutlich die Spuren der Steinhauer zu sehen, welche während Jahrhunderten Mühlsteine aus dem Fels brachen und in weite Teile der Welt exportierten. Einzigartig ist ein freigelegter Mühlsteinbruch, wo die Gewinnungstechniken vor Ort studiert werden können. Diese Mühlsteine haben wir dann auch immer wieder im ganzen Gelände entdeckt, obwohl wir sie nicht gesucht haben. Die Geologie macht ein klettern und erkunden auf dem Castels besonders schwierig. Der lose Steinbruch und das Laub sorgen dafür, dass man immer wieder abrutscht. So haben wir uns der Sicherheit wegen entschlossen, einige Anlageteile nicht mehr aufzusuchen, da der Weg ohne Sicherung mit Seilen zu gefährlich geworden ist. Hier werden wir wohl nochmals mit Sicherungen vorbei kommen müssen. Dafür haben wir uns umso mehr den kleineren Anlagen gewidmet und so zahlreiche Unterstände gefunden, die wir bisher nicht in unserem Archiv hatten. In Castels wurden bei den meisten Unterständen in unmittelbarer Umgebung mehrere Waffenstellungen (Solitär) errichtet. Dies vermutlich darum, weil Grabarbeiten hier praktisch unmöglich waren und so für die Infanterie der Aussenverteidigung die Stellungen schon im Frieden vorbereitet werden mussten. Wer also selber den Castels erkunden will, sollte immer aufpassen, wo er hintritt. Die Solitär sind offen und nicht zugedeckt. Plant auch genug Zeit ein, wenn ihr den Hügel erkunden wollt. Eine komplette Erkundung benötigt mehr als einen Nachmittag, da die Anlagen gut versteckt sind und für Unkundige nicht immer leicht zu finden sind. Dies gilt aber nicht für die drei Turmkanonen, da man über diese von alleine darüber stolpert, wenn man dem Geoweg etwas folgt. Die Mittagspause lohnt es sich auf der Spitze des Castels beim Turm 2 einzunehmen. Hier kann man dann seine Verpflegung bei einer tollen Aussicht auf Gonzen, Churfirsten und das Seeztal geniessen.

Nachdem wir 5 Stunden auf dem Castels unterwegs waren, forderte die ewige Kletterei ihren Tribut und wir haben die Tour mit einsetzendem Sonnenuntergang für diesen Tag beendet. Sicher kommen wir hier noch ein paar Mal vorbei, um die Anlagenteile aufzusuchen, für welche uns dieses Mal die Sicherungsseile gefehlt haben. Auf alle Fälle können wir euch aber eine Exkursion zum Castels nur empfehlen, denn die Abgeschiedenheit des Hügels führt auch dazu, dass er nicht von Spaziergängern überflutet ist und man so einen Tag mit Ruhe geniessen kann.









06. Februar 2011: Schlussspurt am Schollberg
Nachdem wir die vergangenen Wochen den nördlichen Bereich der Festung Sargans nochmals intensiv abgearbeitet haben, setzten wir gestern quasi zum Schlussspurt für diesen Abschnitt an. Dazu hatten wir wieder tatkräftige Unterstützung durch Martin vom Verein AFOM.

Wie verabredet trafen wir uns vor dem Eingang zum Schollberg 3. Dieser Teil des aus drei Teilwerken bestehenden Befestigungssystems am Schollberg ist als einziger noch ausgerüstet und wird durch den Verein AFOM zugänglich gemacht. Nachdem wir vor einigen Wochen schon die beiden anderen Schollberganlagen sehen konnten, war es nur logisch, auch hier nochmals hinein zu schauen. Der Dreier wurde als letzter gebaut und war als Artilleriewerk ausgelegt. Er sollte ursprünglich mobile 7.5 cm Kanonen aufnehmen. Diese Funktion hatte er aber nur kurz inne und wurde bald einmal zu einem Infanteriewerk umgebaut. Was die Folgen davon waren, sieht jeder, der sich einmal die Zeit nimmt und eine der öffentlichen Führungen des AFOM im Schollberg 3 besucht. Hier kann man wahrscheinlich die grössten MG, Pak und Lmg Stände der Schweiz besichtigen. Die Kavernen mögen für Artillerie ausreichend gross gewesen sein, für die spätere Bewaffnung waren die Kavernen aber definitiv zu gross. So hatte es dann in einem der MG Stände sogar genug Platz, um ein eigenes WC Häuschen mit Pissoir, WC und Lavabo samt Spiegel einzubauen. Welch ein Luxus! Während Platz mehr als genügend vorhanden war, wurde an anderer Stelle massiv gespart. So sind die ausgebrochenen Stollen nie ausbetoniert worden. Dies mag beim trockenen Gestein des Schollbergs 3 auch nicht notwendig gewesen sein. Trotzdem mutet es merkwürdig an, dass im oberen Stollen, welcher die Kampfstände verbindet, nicht einmal der Boden betoniert wurde. Dieser besteht nur aus einer Schotterkofferung, wie man sie sonst in so grossen und wichtigen Werken nicht vorfindet. Nicht einmal in späteren Jahren hatte man es für notwendig befunden, dieses Manko zu beheben. Auch eine Besonderheit ist der Aufstieg zum Notausgang. Hier reichte es nicht einmal für eine normale Treppe, sondern nur für unregelmässig in Fels gehauene Stufen. Neben der Umbewaffnung wurde in den 1960er Jahren das Werk noch mit einem zusätzlichen Infrarot-Scheinwerferstand ausgebaut, welcher über einen Schrägstollen mit Leiter erschossen wurde. Der Schollberg 3 verfügte über keine eigene Infrastruktur wie seine zwei anderen grösseren Brüder. Strom, Wasser und Unterkunft waren für die Truppe in den Anlagen im Schollberg 2.
Inzwischen war es Mittag geworden und die obligaten Kletterer waren am Klettergarten Schollberg eingetroffen. Diese schauten nicht schlecht, als plötzlich die Türe sich öffnete und einige Gestallten heraus traten. Offenbar ist man es sich bei den Kletterern nicht gewohnt, dass plötzlich jemand aus dem Berg heraus kommt. Nachdem wir nun etwas Sonne getankt und unser Picknick verdrückt hatten, war es Zeit, die letzten zwei Punkte des Programms noch abzuarbeiten.
Zwar haben wir inzwischen beide Schollberg-Centurions schon gesehen und fotografiert, trotzdem haben wir den Centi Nord bisher noch nie offen abgelichtet. Dies haben wir nun nachgeholt und diesen auch von aussen offen fotografiert. Somit ist auch diese Anlage nun komplett im Kasten. Zum Schluss wollten wir noch einen Blick in den Bunker A6135 Rheinau 1 werfen. Dies ist der letzte der Bunker in der Sarganserau, welcher wieder in den Ursprungszustand versetzt wurde und zeigt, wie die Au-Bunker einmal ausgesehen haben. Auf dem Weg dorthin haben wir noch in einen Unterstand gleich beim Felskopf an der Strasse beim Schollberg 3 hinein geschaut. Dieser Unterstand hatte ergänzend noch einen kleinen Stollen zu einer Felskaverne, wo im Ernstfall Sprengstoff eingebracht worden wäre. Hätte man diesen gezündet, wäre der Felskopf abgebrochen und auf die Strasse gefallen. Nach diesem Abstecher ging es dann noch in den Rheinau 1 hinein, wo es auch einiges zu entdecken gab. Dieser Bunker verfügt als einziger über eine Beobachterkuppel aus Stahl. Über einen Vertikalschacht durch die Betondecke kommt man dort hinauf. Steht man in diesem Schacht sieht man sehr gut, wie dick die Betondecken der BBB-Bunker gebaut waren und warum ein Abriss dieser Kolosse so teuer ist. Ein weiteres kleines Detail, das man hier sehen kann, ist ein komplett montierter Flammenwerferschutz an einem MG. Dies beinhaltet nicht nur die Frontplatte - welche man oft sehen kann - sondern auch die zum Schutz dazu gehörende Eimerspritze mit Schlauch zur Frontplatte. Damit konnte man einen Wassernebel vor das MG sprühen und die Flamen löschen (so zumindest die Theorie).

So ist dann die Zeit wie im Fluge vergangen und wir konnten unsere Überarbeitung am Schollberg mit viel bereits bekanntem, aber mindestens eben so viel neuem Bildmaterial abschliessen. Das dem so ist, verdanken wir unter anderem auch Martin und seinen Helfern vom AFOM. Dafür wollen wir uns hier nochmals recht herzlich bedanken. Wir hoffen, dass wir euch mit unseren Fotos auf den Geschmack bringen konnten, auch dieses Jahr bei einem der Anlässe des Vereins vorbei zu schauen. Auch wenn ihr die Anlagen meint zu kennen, so werdet ihr wie wir bei jedem Besuch etwas Neues entdecken. Ein Besuch am Schollberg und Magletsch lohnt sich immer wieder.





05. Februar 2011: "Totenbesuch" am Bruggerhorn
Wie wir euch bereits in unserem Blog-Eintrag vom 8. Januar 2011 berichtet haben, wird im Moment am Bruggerhorn eine neue doppelspurige Eisenbahnbrücke über den Rhein gebaut. Der Lmg Stand A5843 bei der Brücke steht im Weg und wurde deswegen nun diese Woche abgebrochen. Ein "alter Freund" von uns ist nicht mehr. Grund genug vorbei zu schauen und zu sehen, was von ihm übrig geblieben ist. Dort wo früher das Holzhäuschen der Grenzwache und der Bunker standen, liegt nun ein grosser Geröllhaufen. Armierungseisen schauen gekrümmt aus dem Geröll hervor, die verbogenen Schartendeckel und die Türe liegen darauf. Nicht einmal mehr die A-Nummer ist auf der Türe zu erkennen. Wo das Holzhäuschen einst stand ist nun nur noch ein grosses Loch zu sehen. Tja, das war er also - der Lmg Bunker A5843. Nach fast 70 Jahren treuem Dienst für die Eidgenossenschaft ist er geschliffen worden und bald wird nichts mehr an ihn erinnern. Nur in unseren Fotos wird man noch sehen können, was einst dort stand, wo dann Züge darüber rollen werden. Wie sich die Zeiten doch ändern.
Und wo wir schon mal in der Gegend waren, hatten wir keine grosse Lust mehr weit zu fahren und haben einige Fotos von Bunkern und Anlagen rund um St. Margrethen nachgeholt. An der Hauptstrasse nach Au sind noch Sprengschächte zu sehen (wer weiss wie lange noch), also haben wir davon ein paar Fotos gemacht. Oberhalb vom Heldsberg steht ein Übermittlungs-ASU mit einem Holzhäuschen als Tarnung über dem Eingang. Dieses haben wir - warum wissen wir auch nicht - bisher nie aus der Nähe abgelichtet. Also ist dies nun auch nachgeholt worden. Nach einem Abstecher nach Walzenhausen sind wir dann zum Schluss zum Apfelberg nach St. Margrethen gefahren, wo wir zum Schluss die dortige MG-Kaverne und den IK-Stand nochmals ablichtet haben.

Es war eine kurze und etwas melancholische Tour. Nicht alle Bunker können stehen bleiben und einige müssen friedlicheren Bedürfnissen weichen. Zumindest hier hatten wir aber die Chance zuvor wenigstens ordentliches Bildmaterial für die Geschichtsbücher zu machen.












29. Januar 2011: Abschlussarbeiten im Aargau
Gestern haben wir nach langer Abstinenz endlich wieder einmal einen Abstecher ins Aargau gemacht. Zuletzt waren wir im April 2010 in dieser Gegend. Höchste Zeit also, wieder vorbei zu schauen. Bevor wir aber neue Teilprojekte starten, wollen wir erst einmal angefangenes fertig machen. Dies war auch das Ziel für unseren gestrigen Ausflug nach Eiken und Kaisten. Hier hatten wir 2010 als letztes Anlagen fotografiert, aber nicht alles abgeschlossen.

Die Hochnebeldecke über dem Aargau war wirklich geschlossen, so das wir den ganzen Tag keinen Sonnenstrahl sahen. Das hat aber auch seine Vorteile, ist somit doch eine gleichmässige Beleuchtung der Motive garantiert. Gestartet sind wir in Eiken, wo wir die Reste der Bunker am Eingang zum Fricktal aufgesucht haben. Zwar ist das ehemalige GPH, welches quer durch das Tal lief, schon lange abgebrochen worden, dafür stehen aber alle Bunker und Unterstände noch. Auffällig sind die Unterschiede in den Bautypen der Anlagen in Eiken. Während die Hauptwerke in BBB-Manier gebaut wurden, scheinen die später gebauten Anlagen von einer einfacheren Bauweise gewesen zu sein. Dazu zählt zum Beispiel der MG Stand 4361 Grotte - oberhalb des Kindergartens - oder die drei Anlagen bei Buchstall. Hier wurde mit einem IK Schild - welches heute zu einem privaten Gartenhäuschen und Grillplatz umgebaut wurde - und zwei einfach gehaltenen Bunkern eine Umgehung der Hauptsperre von Eiken verhindert. Eine einfache aber interessante Anlage ist die kleine Kaverne bei Seckenberg. Diese ist offen und offenbart im Inneren ein Bruchsteingewölbe, wie man es nur selten sieht. Vermutlich diente die Anlage als Telefonzentrale für die Artillerie. Auch interessant ist der vertikale Aufstieg direkt neben dem Eingang. Als wir den Unterstand A4362 Boll aufgesucht haben, ist uns zufällig neben der Strasse in einer Senke ein betonierter Eingang aufgefallen. Zuerst dachten wir an einen Unterstand, stellten dann aber fest, dass es nur eine massive betonierte Nische ist, die maximal zwei Personen stehend Deckung gab. Die Spuren an der Wand zeigen, dass hier einmal ein Telefonkasten oder ähnliches montiert gewesen sein musste. Haben wir einen massiv ausgebauten Feldanschlusskasten gefunden? (Nachtrag: Gemäss inzwischen eingetroffenen Infos war das der ZMS zum Sprengobjekt in der Strasse, welches im Sommer 2010 zugeteert wurde. Danke an Dani und Markus für die Lösung des Rätsels) Auf der Ostseite von Eiken ist dann neben einem weiteren kleinen MG Bunker das Hauptwerk der Sperre zu finden. Das vom BBB gebaute Infanteriewerk A5358 Eiken Ost ist ein Standard-BBB Werk mit MG, Pak und Beob von eindrücklicher Grösse. Wegen des dichten Waldwuchses ist es aber erst gut zu sehen, wenn man davor steht. Hier oben war es dann auch Zeit für eine Mittagspause mit Sandwich und warmen Tee. Langsam spürten wir den kühlen Nebel auch auf den Knochen.

Nachdem wir nun wieder gewärmt waren, sind wir nach Kaisten rüber gefahren. Unterwegs haben wir dann noch einen Stop beim Hardwald gemacht. Zwar hatten wir diese Bunkerlinie bereits 2010 fertig fotografiert, jedoch mussten wir dann daheim feststellen, dass wir einen Bunker einfach vergessen hatten. Nun, wer keinen Kopf hat, hat Füsse oder eben ein Auto. Darum wurde dann gestern A4355 an der Chinzhalde noch nachträglich dokumentiert. Somit war die Bunkerlinie Hardwald nun auch fertig im Chip und wir konnten nach Kaisten fahren.
Hier wurde im Herbst 1939 nach der Mobilmachung der Dorfkern zu einem Stützpunkt ausgebaut und ab Spätherbst bis Frühjahr 1940 mit drei Bunkern verstärkt. So sind wir dann zuerst zum Artilleriebeobachter A4347 Lümberg. Das BBB erstellt nicht nur Infanterieanlagen. Für die vorgeschobenen Artilleriebeobachter war eine geschütze Stellung an den exponierten Kreten notwendig. Nachdem auch noch der weiter unten liegende MG Bunker A4346 fotografiert war, suchten wir einen einfachen Zugang zum Bunker am Gegenhang oberhalb der Kirche. A4345 schien schwer zugänglich. Überall hatte es private Gärten und ein Weg den Hang hinauf war nicht gleich zu sehen. Aber wenn es vorne nicht geht, schaut man einmal zu Hintertüre. Siehe da, die Strasse neben der Kirche hatte doch glatt kein Fahrverbot und als wir auf der Ebene oben waren, fanden wir auch noch einen Parkplatz. So konnten wir für einmal ganz einfach ohne Kraxlerei die Wiese überqueren und waren ohne viel Schweiss beim Bunker. Manchmal hat man eben Glück und keine Fahrverbotstafel, die einem ein schlechtes Gewissen machen würde.
So, nun waren als letztes noch die beiden durch die Truppe errichteten Beobachterstände am Rhein bei Sisseln offen. Im April 2010 verhinderten dichtes Brombeergestrüpp, dass wir dazu kamen. Nun aber hatte der schwere Schnee dafür gesorgt, dass die Brombeeren flach gedrückt waren und wir ohne Mühe zu den beiden Bunkern laufen konnten. Ein weiterer Vorteil des Winters - er macht unseren grössten Gegner - die Brombeere - platt! Somit ist der Winter der doppelte Freund des Bunkerfotografen. Nun, nachdem auch die Beobachter endlich auf dem Chip waren, hatten wir das Pflichtprogramm für den heutigen Tag beendet. Es blieb aber noch etwas Zeit für eine kleine Kür, die in Koblenz stattfinden sollte. Erster Halt dort war der MG-Bunker A4239 Koblenz Station. Von diesem haben wir bisher nur schlechte Fotos im Archiv gehabt, so dass wir ihn immer einmal nachholen wollten, dies aber immer vergassen. Dies wurde nun erledigt und so sind wir dann als letztes nochmals zum Infanteriewerk A4232 Koblenz-Tunnel gefahren. Der Verein Festungsmuseum Reuenthal - welcher diese Anlage als Aussenanlage betreut - hat in den letzten Monaten eine enorme Arbeit geleistet, in dem seine Mitglieder und Helfer den ganzen Bunker wieder neu bemalt und mit einem frischen Tarnanstrich versehen haben. Dies wollten wir natürlich sehen und die ganze Anlage von aussen im neuen Kleid nochmals ablichten. An dieser Stelle eine Gratulation an den Verein und alle Helfer, die diese Leistung vollbracht haben. Das Infanteriewerk sieht super aus und ist wahrlich ein kleines Bijoux geworden. Grossartige Leistung - Bravo!

Mit den Fotos dieser frisch gestrichenen Anlage ist dann die gestrige Aargau-Tour zu Ende gegangen. Wir haben nun alle Fotos, dass wir die offenen Kapitel abschliessen und auf die Page bringen können. Vermutlich dürfte dies bis Herbst die erste und letzte Aargau-Tour 2011 gewesen sein. Bis zum Frühjahr sind noch andere offene Kapitel ebenfalls abzuschliessen, so dass wir dann ein lange in Planung befindliches Grossprojekt starten können. Was das genau ist, erzählen wir euch, wenn wir im wahrste Sinne des Wortes "losstarten".








16. Januar 2011: Lumpen sammeln und Kraxeln am Schollberg
Nachdem für das Mittelland Nebel prognostiziert war, beschlossen wir, den ursprünglichen Plan zu ändern und anstatt ins Aargau wieder nach Sargans zu fahren. So trafen wir dann auf prächtigen Sonnenschein, als wir im Laufe des Vormittags dort eintrafen. Diesen konnten wir gebrauchen, für das was wir vorhatten.

Erste Etappe war der alte Römerweg am Schollberg. An diesem befinden sich zahlreiche Anlagenteile der alten Festung Sargans. Gestartet sind wir bei Vild, wo wir zuerst auf einen nicht verzeichneten Unterstand gestossen sind. Dieser stand offen, bot aber ausser einer ausbetonierten Halle nichts Spektakuläres. Die Anlage muss nach dem Krieg erbaut worden sein und sollte vermutlich Unterschlupf für die am Hang stationierte Infanterie bieten. Ende der 70-er und Anfang der 80-er Jahre sah das Verteidigungskonzept vor, dass in den Hängen bei Vild Panzerabwehrteams mit der Panzerabwehrlenkwaffe (PAL) Dragon die feindlichen Panzer in der darunter liegenden Au bekämpfen sollten. Dieser Unterstand könnte also den PAL Truppen gedient haben. Folgt man dem Weg weiter, stösst man auf den MG Bunker A6154 Römerstrasse. Dieser ist von aussen samt der ursprünglichen Tarnbemalung gut erhalten. Folgt man dem Weg wieder weiter, kommt man zu den Scharten des IW Schollberg 3. Diese sind einfach zu erreichen und somit haben wir auch diese nochmals abgelichtet.
Beim alten Römerweg am Schollberg sind wie bereits berichtet momentan Bauarbeiten im Gange, welche den Weg wieder in Stand stellen. Wir für unseren Teil haben nun aber beschlossen, nicht zu warten bis diese abgeschlossen sind und haben uns auf gemacht dem alten Pfad zu folgen. Und so gelangten wir dann nach einigem Kraxeln auf schlüpfrigen Pfaden bis zu den drei Ständen des IW Schollberg 2. Diese drei Stände sind nur im Winter, wenn das Laub von den Bäumen gefallen ist, von unten zu sehen. Nun haben wir es endlich einmal geschafft, bis in die Nähe zu kommen. Um die Stände aber ablichten zu können waren weitere Kraxeleien notwendig. Wenn man aber schon hier oben steht, nimmt man diese auch noch auf sich. Dank der neuen klappbaren Gartenschere, die wir immer bei uns haben (Danke an N.V. für dieses nützliche Weihnachtsgeschenk!) haben wir dann auch noch die lästigen Sträucher vor den Scharten entfernt und konnten so zumindest zwei der drei Stände perfekt fotografieren. Den mittleren Stand konnten wir leider nur von der Seite fotografieren, da es ohne Seil dann doch zu gefährlich war. Wie so oft, wenn man einmal mühsam einen Berg erklommen hat, findet man oben plötzlich einen alten Pfad, der mühelos ins Tal führt. So auch dieses Mal. Wir befürchteten schon, dass wir uns mühsam einen Weg nach unten suchen müssen. Zum Glück entdeckten wir aber einen Weg, der uns mühelos zur Strasse hinunter führte. Steht man aber unten, ist der Einstieg in den Weg als solches nicht zu erkennen. Kein Wunder haben sich bisher nicht viele aufgemacht, die Stände am Schollberg zu fotografieren. Ist es doch mit einigem an Klettern und Rutschpartien verbunden. Nun ist es aber geschafft und wir können euch auch davon Fotos zeigen, welche bisher fast nicht zu sehen waren.
Den Rest des Tages haben wir dann genutzt, um einige Anlagen aufzusuchen, welche wir bisher nie besucht hatten. Dazu zählten die Sanitätsunterstände bei Ragnatsch, oder aber auch die alte Militärseilbahn von Ragnatsch nach Palfries. Die Station steht in Tarnfarben bemalt mitten unter "zivilen" Gebäuden und zeigt so sofort, was ihr Zweck einmal war. Die Seilbahn ist heute nicht mehr in Betrieb, jedoch noch erhalten. Ein Verein versucht seit Jahren die Bahn wieder in Betrieb zu nehmen. Leider bis heute ohne Erfolg. Anscheinend gibt es einiges an juristischem Hickhack und inzwischen kommen auch Standschäden bei der Bahn dazu. Zu wünschen wäre es, wenn auch dieser Zeitzeuge eine neue Verwendung bekommen würde. Schlusspunkt war dann noch das GPH in der Sarganserau. Uns war letzte Woche aufgefallen, dass das Schienenhindernis zurzeit ausgeholzt wird und nun auf einem längeren Abschnitt wieder gut zu erkennen ist. Grund genug auch davon noch einige Fotos zu machen.

Das Fotoalbum für das neue Kapitel Sargans füllt sich immer weiter. Es sammeln sich dort immer mehr Fotos an, welche wir bisher noch nicht gezeigt haben. Leider müssen auch wir normal arbeiten und so wird es sicher noch einige Zeit dauern, bis die Fotos in gebührender Art und Weise in der Page gezeigt werden. Vorab werden wir euch aber wie üblich die ersten Bilder in der Vorschau zeigen.








10. Januar 2011: Besuch bei der wieder eingebauten 15 cm BK in Furggels
Für den gestrigen Sonntag richteten wir uns kurzfristig ein ganz besonderes Programm. Ziel war - wieder einmal - das Artilleriewerk A6355 Furggels. So oft wie wir dort schon waren, sollte man meinen, es würde nichts geben, was wir noch nicht gesehen hätten. Tja, das stimmt nicht ganz. Aber zumindest fehlt uns seit gestern nicht mehr das wichtigste Motiv: Die wieder eingebaute 15 cm Kan 46 L 42 HL.

Schon seit das Festungsmuseum Furggels seine Pforten geöffnet hat, warteten alle Besucher darauf, bis wann die 15 cm Kanonen wieder eingebaut sein würden. Diese lagen bisher zerlegt in alle Einzelteile in den Geschützräumen. Zwar war bei Verkauf vereinbart worden, dass die armasuisse ein solches Geschütz wieder zusammenbaut, was leider bis Weihnachten nie geschehen ist. Darum hat sich der Museumbesitzer Leute gesucht, die so etwas können. Ein Team von ehemaligen Geschützmechanikern hat sich schliesslich bereit erklärt, das Geschütz Nummer 21 im Stand 1 wieder zusammen zu setzen und einzubauen. Kurz vor Weihnachten war es dann soweit, dass die teilweise zusammengesetzte Kanone wieder in die Hebellafette gehoben wurde und nun wieder aus der Scharte hinaus schaut. Die Abschlusssarbeiten wurden dann in den letzten Tagen gemacht und nun abgeschlossen. Das Artilleriewerk - und heute Festungsmuseum - hat nun endlich wieder seine 15er eingebaut und kann den interessierten Besuchern gezeigt werden.

Nachdem der Warmwettereinbruch der letzten Tage dafür gesorgt hat, dass der Schnee vor den Scharten soweit geschmolzen ist, dass man wieder bis davor kommt, haben wir für einen Fototermin angefragt. Obwohl das Museum im Moment Winterpause hat, hat man uns die Tore geöffnet, damit wir zu unseren lange ersehnten Fotos einer eingebauten 15er kommen. Und da wir alleine waren, konnten wir das Teil auch von allen Seiten ablichten und auch in verschiedenen Positionen. Zur Illustration haben wir auch noch das zur Verfügung stehende Instruktionsmaterial in Form von Übungsgranate - und Zünder, sowie Manipulier- Ladungssäcke nutzen können. Ergänzt wurde das Ganze dann auch durch die entsprechenden Aussenfotos. Da das Licht gerade perfekt war, haben wir auch den unter den 15er Scharten liegenden Aussenbunker A6357 nochmals neu abgelichtet. Als wir auf die Uhr geschaut haben, stellten wir fest, dass wir schon fast 3 Stunden am Werken waren. Höchste Zeit also, den geplanten Abstecher nach Ansstein zu machen.
An dieser Stelle eine Gratulation an das Team, welche die Kanone wieder zusammengebaut hat. Das Festungsmuseum Furggels ist nun um eine wichtige Attraktion reicher, kann man doch sonst nirgends in der der Schweiz (im Moment noch) eine eingebaute 15er Kanone frei von innen und aussen besichtigen. Ebenso ein herzliches Danke an das Festungsmuseum, dass man uns trotz geschlossenen Türen rein gelassen hat, um diese ersten exklusiven Fotos machen zu können.

Am Nachmittag sind wir zuerst rauf zum Lutzisteig. Die Lichtverhältnisse ohne Gegenlicht waren perfekt, um bessere Fotos der dortigen Anlagen zu machen. Nachdem wir Ansstein erst letzthin von innen begehen konnten, haben wir auch die Aussenfotos nochmals nachgeholt. Nicht schlecht gestaunt haben wir, als wir dort oben, unterhalb des Notausgangs, wo wir uns damals gefragt haben, wer da überhaupt rauf kommt, eine Gams friedlich beim Fressen beobachtet haben. In dem Fall handelt es sich bei der Türe dort oben, offenbar um einen Wildzugang. Der Wald beim gegenüberliegenden Fläscherloch wurde die letzten Wochen ausgeholzt. Erstmals ist so auch das dortige Infanteriewerk von der Distanz - ohne viele störenden Bäume - zu sehen. Ein weiteres Motiv, welches wir uns nicht entgehen lassen wollten. Nachdem der Föhn langsam am Zusammenbrechen war, war dies der Zeitpunkt, die speicherfüllende Tour zu beenden und nach Hause zu fahren.
Endlich hatten wir das letzte grosse Kaliber, welches es in der Schweiz gab und uns noch fehlte, auch im Kasten. Was für ein erfreulicher Jahresauftakt. Es kann ruhig so weiter gehen.







08. Januar 2011: Jahreseröffnung mit Besuch bei einem "Totgeweihten"
Das Bunkerjahr 2011 haben wir gestern mit einer kleinen Lokalrunde am Bruggerhorn eröffnet. Thomas Uhler hat sich bereit erklärt, uns die Bunker, welche sich im Besitz des Festungsmuseums Heldsberg befinden zu öffnen. Dies wollten wir uns nicht entgehen lassen, zumal einer der Bunker dem "Tod geweiht" ist. Dazu aber gleich mehr.

Erster Bunker war der als Holzschopf getarnte Lmg Bunker A5840, direkt an der Autobahn A13/A1. Dieser Lmg Bunker mit drei Scharten ist sicher einer der am meisten ignorierten Anlagen der Schweiz. Obwohl prominent mit der Hompage-URL der Festung Heldsberg beschriftet, werden die wenigsten wissen, dass es sich um einen Bunker handelt. Die Anlage war bis zum Bau der Autobahn 1966 noch ohne Tarnaufbau. Erst mit dem zunehmenden Reiseverkehr durch individuellen Verkehr, wurde auch diese Anlage getarnt. Leider war es nicht möglich die Schartentarnungen zu öffnen, da diese mit einem spezielen Schlüssel gesichert und dazu noch zugenagelt waren. Dafür kamen wir endlich zu den gewünschten Innenaufnahmen.
Der nächste Bunker war "Pink Panther". So nannte das FWK früher den Schindler-Leichtstand A5844. Dies kommt daher, dass sich in den 80-er Jahren Jugendliche einen ganz besonders kreativen Scherz einfallen liessen. Über Nacht bemalten sie den Bunker komplett mit pinker Farbe. Dass man natürlich einen Bunker nicht in solcher Tarnbemalung stehen lassen kann, verstand sich von selber. Also musste der ganze Schindlerbunker neu bemalt werden. Darum ist er auch heute noch der einzige solche Bunker, der einen kompletten Farbanstrich erhalten hat. Leider ist die Anlage innen leer geräumt, trotzdem hatten wir viel Freude an der Tatsache, endlich einmal in einen der Zuckerstöcke in unserem Vorgarten rein zu schauen.
Dann ging es zum Sterbebesuch beim Lmg Bunker A5843 an der Brücke. Zur Zeit wird am Bruggerhorn eine neue Brücke über den Rhein gebaut. Die Bahnlinie wird auf zwei Fahrspuren ausgebaut. Dies führt dazu, dass A5843 im Weg liegt für die neue Eisenbahn. Darum hat der Verein Heldsberg den Bunker verkauft und er wird in den nächsten Wochen abgebrochen. Höchste Zeit also, hier noch hinein zu schauen. Auch wenn es sich um eine vergleichsweise kleine und unspektakuläre Anlage handelt, haben wir hier doch eine Besonderheit entdeckt. Die länglichen und schmalen Schartendeckel sind bei diesem Bunker nicht aussen, sondern innen angebracht. Eone solche Konfiguration ist uns bisher noch nie untergekommen. Somit hatte dieser dem Abbruch geweihte Bunker am Schluss doch noch eine Überrschung für uns bereit. Schade, dass er bald verschwinden wird. Zumindest aber in unseren Fotos und auf unserer Page wird er weiter existieren und davon berichten, wie es früher einmal am Bruggerhorn ausgesehen hat.
Da wir schon mal hier waren, haben wir dann auch noch den zweiten Schindler-Leichtstand A5845 geöffnet und ein paar neue Fotos von innen und aussen gemacht. Irgend jemand nutzt den Bunker als Gartenlaube, sind doch zwei Gartenstühle und eine Mistgabel darin gelagert. War das der Znünibunker der ehemaligen Festungswächter? ;) Und da die Sonne grad so schön schien haben wir auch noch ein paar Sonnenfotos vom Schäflibunker A5846 geschossen. Damit war dann die kurze Jahreseröffnungs-Tour auch schon abgeschlossen.

An dieser Stelle danken wir Herrn Thomas Uhler recht herzlich für die Zeit, die er sich genommen hat, um uns die Bunker zu öffnen. So konnten wir auch endlich einmal in die Bunker rein schauen, bei denen wir immer vorbei fahren.